Aus für Airbus-Jahrhundertgeschäft

EADS/Airbus hat keine Chance mehr auf den Auftrag der US-Luftwaffe für 179 Tankflugzeuge. Der US-Partner Northrop Grumman hat das gemeinsame Angebot am Montag zurückgezogen, weil die Ausschreibung voll auf den Konkurrenten Boeing zugeschrieben worden sei.

Washington. (die) Es waren Plakate, die an Barack Obamas Philosophie keine Zweifel ließen. "Buy American, Vote Obama!" warb der Demokrat immer wieder während des Wahlkampfs in Regionen, in denen die Gewerkschaften das Zünglein an der Waage sein konnten. Die damit verbundene Nachricht war klar: Wer seine Stimme Obama geben würde, der könne damit rechnen, dass die Politik des Weißen Hauses stets amerikanische Unternehmen favorisieren würde.

Nun hat der Präsident sein Versprechen gegenüber dieser so wichtigen Basis erfüllt. Denn der Rückzug der Airbus-Mutter EADS und des US-Partners Northrop Grumman aus dem Bieterverfahren für den rund 35 Milliarden Dollar (knapp 26 Milliarden Euro) schweren ersten Tankerflugzeug-Auftrag des Pentagon hat den Weg für einen Zuschlag an den Mitbewerber Boeing geebnet - und damit auch für eine neue Belastung des transatlantischen Verhältnisses.

Doch die Proteste von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle und die Aufforderung des deutschen Luftfahrt-Koordinators Peter Hintze, die Entscheidung und das als einseitig empfundene Vergabeverfahren noch einmal zu überdenken, dürften in Washington auf taube Ohre stoßen. Dort bezeichnete Pentagon-Vize William Lynn die umstrittene Ausschreibung als "fair".

Mit der eindeutigen Favorisierung eines rein amerikanischen Unternehmens macht die US-Regierung klar: Im Ernstfall wird notfalls gegen massive Bedenken wichtiger Partner in Europa entschieden und Protektionismus praktiziert - selbst wenn technologisch das eine Produkt dem anderen hoch überlegen ist. Der "Ernstfall" sind in diesem Fall die im November anstehenden Kongress-Zwischenwahlen und die Furcht vor allem demokratischer Volksvertreter um ihre Wiederwahl. Zum einen steht Obama bei den Gewerkschaften in der Bringschuld. Und zum anderen lautet einer der Hauptvorwürfe der Opposition an das Weiße Haus, Amerikas Interessen nicht stark genug zu vertreten. Doch eine Wende war auf dem Gebiet der Rüstungspolitik bereits absehbar, als der Rechnungshof des Kongresses politischem Druck folgend das Vergabeverfahren für mangelhaft erklärte und damit die Tür für eine Neuausschreibung durch das Pentagon öffnete.

Wer dabei favorisiert werden würde, war unübersehbar. So erlaubte man Boeing-Vertretern mehrfach Einsicht in die Bewerbungsunterlagen von EADS, das für das Projekt in den USA ein Werk bauen wollte. Einige Kongressvertreter machten gestern aus ihrer Freude über den absehbaren Boeing-Sieg keinen Hehl. Es sei gut, dass diese erste Tranche des Projekts an ein amerikanisches Unternehmen gehe, so der Demokrat Norm Hicks aus dem Bundesstaat Washington, wo der Luftfahrt-Riese Boeing seinen Stammsitz hat.

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