Ausschreibung macht Bahnern Angst

MAINZ. Verschärfter Wettbewerb auf der Schiene lässt die Eisenbahngewerkschaft Transnet um Arbeitsplätze fürchten. Aktuelles Beispiel: Käme beim Regionalverkehr auf der Moselstrecke Koblenz-Trier-Perl 2009 ein neuer Betreiber zum Zug, sind laut Transnet 300 Stellen im Trierer Ausbesserungswerk und beim Fahrdienst der DB in Gefahr. Bis Donnerstag waren die Betreiber-Angebote für die Strecke abzugeben.

Das ausgeschriebene Volumen ist ordentlich: Es geht um rund 300 Millionen Euro innerhalb von 15 Jahren, die der Zweckverband Rheinland-Pfalz Nord mit Sitz in Koblenz für den Eisenbahn-Regionalverkehr auf der Moselstrecke ab 2009 zu vergeben hat. Laut Verbandsgeschäftsführer Thomas Geyer wurden bei der Ausschreibung neue Wege gegangen. Gab es bislang mit der Zahl der Verbindungen oder anderer Qualitätsstandards gezielte Vorgaben, mussten die Bieter nun ein Leistungsangebot für ein Jahresbudget von 19 Millionen Euro einreichen. Wer die meisten Fahr-Kilometer und die beste Leistung insgesamt dafür bietet, erhält - vermutlich im Juni - den Zuschlag. Dem Trierer Transnet-Mann Hans-Dieter Mohr ist es eigentlich egal, welches Eisenbahnunternehmen die Moselstrecke bedient: "Die Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben, egal wer die Ausschreibung gewinnt." Doch gleichzeitig lässt der Gewerkschafter durchblicken, dass alles andere als der bisherige Betreiber DB Regio Stellen kosten kann. Im Ausbesserungswerk Trier sind es 110 und noch einmal rund 200 Jobs bei Lokfahrdienst oder Rangierern, die nach seinen Angaben auf der Kippe stehen. Von Transnet will sich der Zweckverband aber nicht unter Druck setzen lassen. Auch neue Anbieter brauchen laut Geyer Personal und Wartung in der Region, gehen teilweise sogar Verträge mit DB-Werken ein. Sicher ist, dass es für die Moselstrecke mehrere Bewerber gibt. Neben DB Regio hat auch die private Transregio Deutsche Regionalbahn (Kaiserslautern) ein Angebot abgegeben, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigt. Auch Transregio unter den Bietern

Die Bahngesellschaft sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, als sie sich gegen die DB-Tochter in der Ausschreibung des Regionalverkehrs auf der linksrheinischen Strecke zwischen Mainz und Köln durchsetzte. Ab Dezember 2008 tritt sie die Nachfolge an. Damit übernimmt erstmals eine nicht bundeseigene Eisenbahn eine Hauptstrecke im Land. Entsprechend plant sie auch die Errichtung eines Wartungswerks am Mittelrhein. Sollte Transregio die Ausschreibung der Moselstrecke gewinnen, wären auch grundsätzlich Teile der Wartung in Trier vorstellbar, "wenn die Konditionen stimmen", wie ein Unternehmenssprecher sagte. Ihre Züge fahren bereits auf den Strecken Bullay-Traben-Trarbach und Andernach-Mayen-Kaisersesch. Die Linie Kaiserslautern-Kusel muss sie nach einer verlorenen Ausschreibung wieder an die DB Regio abtreten. Die Tochter der Deutschen Bahn erbringt in rheinland-Pfalz immer noch 90 Prozent der Zugleistungen. Landesweit sind inzwischen 40 Prozent der Leistungen im Regionalverkehr durch Wettbewerbsverfahren vergeben worden, durchschnittlich mit Kosteneinsparungen von zehn Prozent. Darauf setzt auch künftig der Zweckverband, der über Jahre gekürzte Bundeszuschüsse verkraften muss.

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