Bahn bekommt Probleme nicht vor Ende August in den Griff

Mainz · Trotz Verbesserungen geht das Bahn-Chaos in Mainz mit Zugausfällen und Verspätungen weiter. Der komplette Regelbetrieb soll erst ab dem Abend des 30. August wieder laufen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer hält das Ergebnis für „nicht zufriedenstellend“.

Ernste Gesichter nach einem Krisengipfel in der Mainzer Staatskanzlei: Niemand kann erklären, warum sich die Probleme am Hauptbahnhof nicht kurzfristig lösen lassen. In der Landeshauptstadt fahren seit mehr als einer Woche viele Züge im Fern- und neuerdings im Regionalverkehr nicht. Auslöser sind Personalprobleme im Stellwerk. Die Hälfte der Fahrdienstleiter fehlt erkrankt oder urlaubsbedingt.

Frank Sennhenn, Vorstandschef der Bahn-Tochter DB Netz, kündigt einen Zehn-Punkte-Maßnahmenplan an. Neun Fahrdienstleiter mehr würden nach Mainz geschickt. Bundesweit würden zusätzlich 340 Kräfte eingestellt. Ferner will die Bahn eine "Personalüberdeckung" einführen, damit Fahrdienstleiter künftig auch in benachbarten Stellwerken arbeiten können.
Sennhenn räumt ein, dass es bundesweit an sechs bis sieben Stellwerken Probleme gibt. Die Zugausfälle in Mainz hätten auf Bahnhöfe wie Trier, Koblenz oder Köln keine Auswirkungen. Laut der Gewerkschaft GDL fehlen in Deutschland auch 800 Lokführer. Alexander Kirchner, Chef der Gewerkschaft EVG, sieht überzogene Renditeerwartungen des Bundes, der Bahn-Eigentümer ist, als Hauptgrund für die Misere. Man habe vergeblich gewarnt.

In Mainz soll ab sofort an den Wochenenden wieder der normale Fahrplan gelten. Zum Open Air mit Tim Bendzko und Silbermond am Samstag im Regierungsviertel fahren auch alle Sonderzüge. Zum Schulbeginn am kommenden Montag rollen zwischen 6 und 8 Uhr 85 Prozent der Züge, von 8 bis 20 Uhr 60 Prozent. Der Zweckverband SPNV verspricht, durch den Einsatz von Bussen werde jeder Schüler abgeholt und heimgebracht. Über Entschädigungen für Berufspendler werde verhandelt.

Ministerpräsidentin Dreyer spricht von "skandalösen Zuständen" und fordert vom Bund mehr Engagement. Verkehrsminister Roger Lewentz sagt, die Probleme könnten "morgen auch an anderer Stelle auftreten".

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