Bahn stellt den Fahrplan um: Das große Chaos bleibt aus

Trier/Koblenz · Der Unmut der Bahnkunden in der Region ist vermutlich nicht so groß wie der von Bahnreisenden in Mainz. Dort fallen neue, gerade erst eingeführte Zugverbindungen komplett aus. In der Region halten sich laut dem zuständigen Zweckverband SPNV Nord die Probleme mit dem neuen Rheinland-Pfalz-Takt in Grenzen. Gleichwohl gibt es vereinzelt Unmut bei Fahrgästen.

 Bahnkunde Ramazan Demircan löst am Dienstag ein Ticket am Fahrkartenautomat der Bahn im Trierer Hauptbahnhof.

Bahnkunde Ramazan Demircan löst am Dienstag ein Ticket am Fahrkartenautomat der Bahn im Trierer Hauptbahnhof.

Foto: Friedemann Vetter

Thomas Geyer ist zufrieden. Die ersten Tage des neuen Rheinland-Pfalz-Taktes seien gut angelaufen, sagt der Direktor des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord. Dieser ist zuständig für den Bahnverkehr in der Region. Und damit auch für die Umsetzung des neuen Fahrplans im Norden des Landes.

Seit Sonntag gilt im ganzen Land der Rheinland-Pfalz-Takt - laut Geyer die größte Fahrplanumstellung seit 20 Jahren. Und gemessen daran seien die Probleme, die es gebe, vergleichsweise gering - jedenfalls gemessen an dem Chaos, das seit Montag in und um Mainz herrscht. Dort verkehrt seit Sonntag die Privatbahn Vlexx zwischen Koblenz und Mainz und zwischen Saarbrücken und Frankfurt. Nach Verspätungen und Zugausfällen hat die Vlexx nun ihr Angebot bis Januar reduziert. Trotz umfangreicher Vorplanungen sei es nicht gelungen, einen stabilen Betriebsablauf zu garantieren, teilte das Unternehmen im Internet mit.
Zu Zugausfällen in der Region ist es in der Tat nicht gekommen. Gleichwohl läuft der Betrieb nicht ganz reibungslos. So sollten eigentlich auf dem mit "schneller, bequemer, näher" beworbenen Südwestexpress (Süwex) zwischen Koblenz und Frankfurt und zwischen Koblenz, Trier, Saarbrücken und Mannheim 28 neue Nahverkehrszüge vom Typ Flirt fahren. Geliefert wurden laut Geyer aber erst 16. Daher fahren zwischen Koblenz und Frankfurt noch alte Züge. Auf der Moselstrecke von und nach Trier und weiter nach Saarbrücken und Mannheim würden allerdings ausschließlich die neuen Züge fahren, sagte Geyer bei der Zweckverbandssitzung in Koblenz. Er spricht von einer "neuen Qualität im Nahverkehr" und bislang zufriedenen Kunden.

Zwischen Luxemburg und Trier fährt der neue Zug der luxemburgischen Bahngesellschaft CFL namens Kiss, das Pendant zum Flirt, ebenfalls vom Zugbauer Stadler hergestellt. Die CFL bedient die Strecke von Luxemburg über Trier nach Koblenz und zurück. 6,5 Millionen Euro bekommt die Gesellschaft dafür vom SPNV Nord.

In Trier sollte es seit Sonntag zum Rendezvous zwischen Flirt und Kiss kommen. Der aus Luxemburg anfahrende Kiss sollte mit dem aus Saarbrücken kommenden Flirt gekuppelt werden, um gemeinsam nach Koblenz zu fahren. So sollten Bahnfahrer aus Luxemburg ohne Umsteigen Richtung Rhein fahren können. Doch das sogenannte Flügelkonzept, die Kupplung von Kiss und Flirt in Trier, ist auf März verschoben. Wegen Softwareproblemen und wegen einer zu spät eingetroffenen Zulassung des Eisenbahnbundesamtes sei keine Zeit mehr gewesen, das Konzept zu proben, sagt Geyer.
Finanziell ist der SPNV Nord gut aufgestellt. Rund 158 Millionen Euro hat der Zweckverband für seine Aufgaben im kommenden Jahr zur Verfügung. Unklar ist aber noch, wie hoch die Zuweisungen des Bundes sein werden. Bislang sind 126,5 Millionen Euro an den SPNV Nord geflossen. Seit Monaten streiten die Länder über diese sogenannten Regionalisierungsmittel. Sie fordern insgesamt 8,5 Milliarden Euro pro Jahr für den Nahverkehr. Der Bundesrat hatte der Gesetzesinitiative auch zugestimmt. Allerdings will die Bundesregierung heute wohl einen neuen Vorschlag für die Regionalisierungsmittel vorlegen. Daher steht der gestern verabschiedete Haushalt erst mal unter einem Vorbehalt, weil nicht klar ist, wie hoch die Bundesmittel 2015 sein werden. Da passt es ganz gut, dass das Frankfurter Landgericht vorige Woche entschieden hat, dass die Bahn dem SPNV Nord sieben Millionen Euro zurückzahlen muss. Laut Gericht hat sie vom Verband zu hohe Entgelte für das Nutzen der Schienen verlangt.
Extra


Die neuen Bedarfshalte entlang der Eifelstrecke sorgen für Verunsicherung bei den Bahnkunden. In Zügen soll per Durchsage und per Anzeige darauf hingewiesen werden, sofern der Zug nur hält, wenn die Stopp-Taste gedrückt wird. An den entsprechenden Haltepunkten würden die Kunden per Aushang darüber informiert, dass sie dem Zugführer per Handzeichen signalisieren müssen anzuhalten, teilte die Bahn auf Anfrage mit. Die Bedarfshalte wurden eingeführt, um Zeit zu sparen. Die neuen Züge vom Typ Lint benötigen mehr Zeit für das Öffnen der Türen und das Ausfahren der Schiebetritte, die ein barrierefreies Einsteigen ermöglichen. Dass dafür mehr Zeit gebraucht wird, war bei der Planung des Fahrplans für die Eifelstrecke wohl nicht bekannt. wie

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