Bahnchef: Vor 2030 gibt es keinen Fernverkehr mehr in der Region

Trier · Bahnchef Rüdiger Grube macht keine Hoffnung, dass in absehbarer Zeit wieder Fernzüge von und nach Trier fahren. Schuld daran sei die Ausweitung des Nahverkehrs. Erst wenn die Verträge dafür ausliefen, sei wieder Platz für Intercity-Züge, sagte Grube gegenüber unserer Zeitung.

Eigentlich wollte die Bahn die Region nicht vom Fernverkehr abkoppeln. Das jedenfalls sagt Bahnchef Rüdiger Grube. "Wir hätten gerne weiter Fernzüge von und nach Trier fahren lassen. Die Region braucht Anschluss an den Fernverkehr", sagt Grube im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Grube besuchte zusammen mit dem Ex-Kanzleramtschef und jetzigem Generalbevollmächtigten der Bahn, Ronald Pofalla, Trier. Bei einem nichtöffentlichen Termin sprach er mit Bahnmitarbeitern. Der TV war exklusiv dabei.

Grund für den Wegfall der beiden verbliebenen Intercity-Verbindungen (IC) von Luxemburg über Trier und Köln nach Norddeutschland im Dezember sei die gleichzeitige Ausweitung des Nahverkehrs durch den Rheinland-Pfalz-Takt 2015 gewesen. Dadurch sei zwischen Koblenz und Trier einfach kein Platz mehr gewesen für die IC. Grube bestätigt, dass die Verbindung nicht rentabel gewesen sei. Die Bahn habe jährlich sieben Millionen Euro Verlust damit gemacht. Daher habe sie dem Land angeboten, dass es einen Teil der Kosten, etwa zwei Millionen Euro, übernimmt, um damit die beiden Fernzüge in den Nahverkehr zu integrieren. Die IC hätten dann mit Nahverkehrsfahrkarten benutzt werden können. Zunächst sei das Land dafür auch aufgeschlossen gewesen, sagt Grube, später sei es dann aber abgelehnt worden. Der Bahnchef bedauert das.

Die Konsquenz: Vor 2030 werde es keinen Fernzug mehr von und nach Trier geben. Erst dann nämlich läuft die Auftragsvergabe für den Rheinland-Pfalz-Takt aus. Damit würden wieder Kapazitäten auf der Moselstrecke frei. Dann werde wieder eine umstiegsfreie Verbindung von Trier nach Norddeutschland in modernen IC-Doppelstockwagen (die ab Ende des Jahres auf die Schiene kommen sollen) angeboten. Grube geht davon aus, dass durch die neuen Züge auch mehr Fahrgäste den Fernverkehr in der Region nutzen werden.

Der Bahnchef will auch Konsequenzen aus dem Desaster auf der Eifelstrecke ziehen. Dort gibt es immer noch Verspätungen wegen Pannen mit den neuen Zügen vom Typ Coradia Lint vom Hersteller Alstom. Das sei inakzeptabel, sagte der Bahnchef. Künftig sollen neue Züge zwei Jahre von der Bahn getestet werden, bevor sie fahrplanmäßig eingesetzt werden. Kritisch äußerte sich Grube auch zum Erscheinungsbild des Trierer Hauptbahnhofs. Das sei keine Visitenkarte für die Stadt, sagte er.

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