Verkehr Bahnstreik: Am Hauptbahnhof Trier stand am Montagmorgen alles still
Trier/Mainz · Der Fernverkehr war bundesweit eingestellt, und auch der Regionalverkehr war eingeschränkt: Noch bis zum späten Nachmittag drohen Verspätungen und Zugausfälle.
In Trier am Hauptbahnhof ging nichts mehr: Pendler und Reisende schauten auf die Anzeigetafeln und ihre Handys, aber kein Zug verließ den Bahnhof. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) streikte derweil vor dem Gebäude und forderte mehr Anerkennung von der Bahn. Die Warnstreiks dauerten bis 9 Uhr und führten bundesweit zu massiven Ausfällen im Bahnverkehr. Auch in der Region Trier.
60 Mitarbeiter streikten alleine am Hauptbahnhof Trier, sagte EVG-Ortsverbandschef Thorsten Fettes. Züge in Richtung Luxemburg, Eifel, Mosel und Saarland fielen aus. Ein Sprecher der Bahn sagt, es könne bis zum späten Nachmittag noch zu Verspätungen und Zugausfällen kommen.
Bereits am Morgen kamen Schüler und Pendler in der Region zu spät zu Schule und Arbeit. Armin Huber, Direktor des Max-Planck-Gymnasiums (MPG) Trier, sagt, dass ein Großteil der betroffenen Schüler und Lehrer nach und nach bis zur dritten Schulstunde eingetroffen sei. Das MPG wird von vielen Schülern aus dem Trierer Umland besucht. Auch die BBS Vulkaneifel Gerolstein mit rund 1500 Schülern war vom Bahnstreik betroffen, nach Mitteilung der Schulleitung allerdings in überschaubarem Maß. Gut ein Dutzend Schüler hätten sich mit Verweis auf den Streik abgemeldet.
Doch nicht alle Schulen spürten den Streik. Im Kreis Trier-Saarburg heißt es bei den Gymnasien, dass es nicht zu größeren Problemen kam. Die Gymnasien in Saarburg, Konz und Schweich berichteten nur von einzelnen Problemen. Eltern hätten die Schulwege anders organisiert, Saarburg meldete gar keine Abmeldung wegen des Bahnstreiks. Im Wittlicher Raum sagten Firmen wie Dr. Oetker Gymnasien, ihnen seien keine Verspätungen bekannt. Die meisten Mitarbeiter und Schüler kämen aber ohnehin mit dem Bus oder dem Auto. Ähnlich war es beim Gymnasium in Speicher, wo Kinder und Jugendliche aus dem näheren Umkreis aus 15 bis 20 Kilometer kommen. Die Theobald-Simon-Schule Bitburg sagte, ein Schüler war von den Bahnstreiks betroffen.
In Trier hatten sich die EVG-Mitglieder um kurz vor acht Uhr vor der Bahnhofshalle versammelt. Mit Pfeifen, Rasseln und Tröten machen sie Lärm für ihre Sache. Eine Gewerkschafterin verliest per Megaphon ihre Botschaft: Die Eisenbahner müssen die Fehlentscheidungen des Managements ausbaden, müssen sich von unzufriedenen Kunden beschimpfen lassen, bekommen keine Wertschätzung.
27 Stellwerke bestreikte die EVG alleine in Rheinland-Pfalz - darunter auch in Mainz, der Pfalz, Remagen und Mayen, sagte Landeschef Udo Maßing. Er sprach von „95 Prozent der Reisenden“, die für den Streik Verständnis gezeigt hätten. „In einigen Fällen haben Leute uns sogar Kaffee angeboten oder das Streikschild gehalten, während wir ein Foto geschossen haben“, sagt er. Sabine Kratz aus Trier, die am Montag in Trier steht, schon zwei Züge verpasst hat und eigentlich nach Mainz fahren will, sagt: „Ich habe total Verständnis für Streikenden. Aber ich hab kein Verständnis dafür, dass man so wenig informiert wird.“ Auf der Facebookseite des Volksfreunds gab es wiederum Kritik am Streik. Ein Nutzer schrieb: „Was nützt das, wenn die Schulkinder nach Trier in Konz stehengelassen werden?!?“
Die EVG sei keine streikwütige Gewerkschaft, verteidigte sich Maßing. Er kritisierte die Bahn, nach vier Verhandlungsrunden nicht auf die Forderungen der EVG eingegangen zu sein. In langen Nächten habe man wohl darauf gesetzt, dass die Gewerkschafter unterzuckert und übermüdet aufgeben würden.
Die Bahn schrieb in einer Pressemitteilung von 6.15 Uhr, dass der Fernverkehr bundesweit eingestellt ist und der Streik bisher besonders Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen trifft. In Bayern sei der gesamter Zugverkehr eingestellt, in Baden-Württemberg liege der Schwerpunkt im Großraum Mannheim und Karlsruhe/Pforzheim, in Nordrhein-Westfalen im Großraum Essen/Dortmund und in Mecklenburg-Vorpommern auf der Strecke Schwerin/Rostock. In Hamburg und Niedersachsen sei die Strecke Hamburg/Harburg/Cuxhaven betroffen.
Schriftlich teilt die Bahn mit, dass alle Tickets auch am Dienstag gültig seien. Für Spar- und Supersparpreis-Tickets ist die Zugbindung aufgehoben. Die DB empfiehlt Kunden im Fernverkehr, die flexibel reisen können, auf den morgigen Tag auszuweichen. Tickets und Reservierungen würden kostenlos ersetzt, wenn die Reise streikbedingt nicht wie geplant möglich sei.
Die Bahn hat für Kunden außerdem eine kostenfreie Sonderhotline geschaltet: 08000/996633.