Bankraub aus Angst vor dem Knast

TRIER. Der mutmaßliche Bankräuber von Trier ist geschnappt. Vier Wochen, nachdem er vom Bitburger Amtsgericht wegen Betrugs zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden ist, nahm die Kripo einen 51 Jahre alten Mann aus dem Altkreis Bitburg fest. Für die Polizei ist der Familienvater kein Unbekannter.

Es klingt paradox: Der einen Monat zurückliegende Überfall auf die Trierer Volksbankfiliale war der letzte verzweifelte Versuch des 51-jährigen Eifelers, der drohenden Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung noch einmal zu entgehen. Der Versuch scheiterte kläglich.Geplatzter Einstieg bei Agentur ddp

Mit seinem letztlich geplatzten Einstieg bei der Nachrichtenagentur ddp hatte der gelernte Speditionskaufmann aus einem kleinen Dorf bei Speicher (Kreis Bitburg-Prüm) vor zwei Jahren bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Drei Millionen Euro wollte der Mann, der schon mehrere Offenbarungseide abgelegt hatte, angeblich investieren, um das finanziell angeschlagene Medienunternehmen zu retten. Die Seifenblase platzte schließlich: Die Agentur meldete Ende 2004 Insolvenz an, ihrem vermeintlichen Retter warf die Trierer Staatsanwaltschaft Betrug und Urkundenfälschung vor.

Vor vier Wochen musste sich der hoch verschuldete Familienvater, dessen Elternhaus inzwischen zwangsversteigert worden ist, unter anderem deshalb vor dem Bitburger Amtsgericht verantworten. Der Prozesstermin war drei Tage nach dem Überfall auf die Trierer Volksbank-Filiale.

In der Verhandlung gegen den 51-Jährigen wurde Amtsgerichtsdirektor Werner von Schichau zunächst "ein Paket Quittungen über insgesamt rund 4500 Euro vorgelegt", erinnerte sich am Dienstag der Vorsitzende Richter. Es seien Quittungen von Bareinzahlungen gewesen, sagt von Schichau, mit denen der Angeklagte zwei Tage zuvor einen Teil seiner Altschulden beglichen habe. Auf die Frage, wie er plötzlich an das viele Geld komme, habe der Eifeler geantwortet: "Das ist von einer Schwägerin."

Die Hoffnung, die der vorbestrafte 51-Jährige mit der überraschenden Schuldentilgung verband, war, in Bitburg noch einmal mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen. Darauf hatte auch sein Trierer Verteidiger Stefan Zenzen plädiert. Vergeblich. Das Bitburger Schöffengericht verurteilte den bereits mehrfach wegen Betrügereien aufgefallenen Mann zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe - ohne Bewährung. "Sie sind auf dem Weg zum Berufsbetrüger", gab von Schichau dem Angeklagten noch mit auf den Weg.

Weil das Bitburger Urteil noch nicht rechtskräftig ist, blieb der 51-Jährige weiter auf freiem Fuß. Bis am Montag in Trier die Handschellen klickten. Gestern Nachmittag erließ ein Untersuchungsrichter Haftbefehl gegen den Mann, der sich einst fälschlicherweise als Spross der Bitburger Brauerei-Dynastie ausgegeben hatte. Ihm droht jetzt eine neuerliche langjährige Haftstrafe.

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