Baufehler am Nürburgring

Wirtschaftsminister Hendrik Hering hat am Donnerstag im Landtag erstmals eingeräumt, dass es beim Bau des Freizeit- und Geschäftszentrums am Nürburgring Verstöße gegen Ausschreibungsvorschriften gegeben hat. Ferner sei die Bauplanung fehlerhaft und unvollständig gewesen.

Mainz. (fcg) Die neuen Bauten der Nürburgring GmbH an der Rennstrecke haben mehr als 200 Millionen Euro verschlungen. Geplant waren 135 Millionen. Hinzu kommen rund 115 Millionen Euro Investitionen des Projektentwicklers Kai Richter (Firma Mediinvest). Laut Wirtschaftsminister Hendrik Hering seien Kostensteigerungen bei so einem großen Projekt nichts Ungewöhnliches, allerdings sei "ein beträchtlicher Umfang einzuräumen". Der Minister sagte, für die Bauleitung und -überwachung sei der externe Generalplaner Hermann Tilke zuständig gewesen. Zu ihm sei "das Vertrauensverhältnis gestört". Die Nürburgring GmbH mache Schadensersatzansprüche geltend. Ein interner Projektsteuerer sei bereits Mitte 2008 ausgetauscht worden.

Nach Angaben des Ministers hat es Verzögerungen bei der Vergabe kritischer Gewerke gegeben. Auf dem Höhepunkt der Baukonjunktur seien einzelne Gewerke ausgeschrieben, aber es sei nicht darauf geboten worden. Hering geht davon aus, dass im Sommer alle Restarbeiten am Ring abgeschlossen sein werden. Dann soll auch die bislang nicht betriebsbereite Attraktion "Ring Racer" - angeblich die schnellste Achterbahn der Welt - Besucher anlocken. Weitere Kostensteigerungen erwartet Hering nicht mehr.

Unterdessen will die Opposition im Untersuchungsausschuss des Landtags die Aufklärung vorantreiben. CDU und FDP haben am Donnerstag einen neuen, detaillierten Beweisantrag eingebracht. 32 Zeugen sollen ab Mitte April befragt werden, um zu klären, "welche Hinweise, Informationen und Erkenntnisse der Landesregierung hinsichtlich der Seriosität der Geschäftspartner der Nürburgring GmbH sowie deren Geschäftsmodell im Zusammenhang mit der gescheiterten Privatfinanzierung vorlagen".

Ministerpräsident Beck sagt Dienstag als Zeuge aus



Dabei soll insbesondere die Frage im Vordergrund stehen, ob die Landesregierung frühzeitig über die Finanzvermittler Urs Barandun, Normann Böhm und Michael Merten, gegen die die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt, informiert war und ob sie möglicherweise Warnhinweise außer Acht gelassen hat. Christian Baldauf (CDU) und Günter Eymael (FDP), Obleute ihrer Parteien im Untersuchungsausschuss, betonen, das Gremium befasse sich dann mit den "wesentlichen Fragestellungen".

Vernommen werden sollen Beamte aus der Staatskanzlei sowie aus Finanz-, Wirtschafts-, Justiz- und Innenministerium. Auch Beamte des Landeskriminalamtes und von Behörden anderer Bundesländer werden befragt. Die prominentesten Zeugen treten am kommenden Dienstag im Untersuchungsausschuss auf. Dann sagen Ministerpräsident Kurt Beck, Staatskanzlei-Chef Martin Stadelmaier und Innenminister Karl Peter Bruch aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort