Becks Vertreibung

Kurt Beck muss flüchten: Nicht vor politischen Gegnern oder gar zudringlichen Parteifreunden, sondern vor "Kanalgasen" und anderen Widrigkeiten, die neben den überalterten undichten Sanitärrohren in Form von mangelhafter Elektrik, erneurungsbedürftigen Heizungsrohren und sonstigen fälligen Sanierungsarbeiten im Barockbau der Staatskanzlei das Regieren erschweren.

Nächste Woche rollen nun die Umzugslaster an der Regierungszentrale vor, um Chef-Büro und rund 80 Mitarbeiter für ein Jahr in ein Ausweichquartier zu verpflanzen. In dieser Zeit soll das um 1740 vom Mainzer Kurfürsten errichtete Zeughaus, in dem einst Kanonen und andere Waffen gelagert wurden, für knapp 16 Millionen Euro technisch auf Vordermann gebracht werden. Keine Luxus-Sanierung, sondern eine Modernisierung, um vielfaches Flickwerk an dem im Krieg zerbombten Bau zu beheben, wie der Landesbaubetrieb versichert. Oftmals dicker Luft im Festsaal oder eisigen Temperaturen im Kabinettssaal, die keineswegs von der politischen Stimmung im Haus, sondern veralteter Klima- und Heizungsanlage herrühren sollen, wird dann ein Ende bereitet.Bereits seit Oktober wird im Hof der Staatskanzlei eifrig gebuddelt, um künftig Teile der Technik unterirdisch unterzubringen. Dort kamen Reste einer römischen Stadtmauer und große Steinquader mit Inschriften zu Tage, die umgehend von den Archäologen in Beschlag genommen wurden. Kurze Wege beschert die Vertreibung des Ministerpräsidenten in den nächsten Monaten seinem Stellvertreter, Innenminister Karl Peter Bruch. Der residiert bereits seit längerem wegen der Renovierung seines Dienstsitzes im Ausweichquartier nahe des Hauptbahnhofes und wird wohl erst im Mai mit fünfmonatiger Verspätung in sein für rund 18 Millionen Euro saniertes Ministerium zurückkehren.

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