Behörden haben Bedenken gegen Ausbau der Airbase Spangdahlem

Spangdahlem · Lärm, Nachtflüge und gefährdetes Trinkwasser könnten Gründe dafür sein, dass sich die Verlegung einer Sondereinheit von England in die Eifel verzögert.

 Airbase Spangdahlem, Stand September 2015. TV-Foto: Klaus Kimmling

Airbase Spangdahlem, Stand September 2015. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Der geplante Ausbau der Airbase Spangdahlem verzögert sich um zwei Jahre. Erst 2024 soll die Verlegung einer Sondereinsatzstaffel mit 1200 Militärangestellten, zehn Transportmaschinen sowie zehn Kipprotor-Flugzeugen aus dem englischen Mildenhall in die Eifel vollzogen sein. Die offizielle Begründung ist mehr als schwammig: Grund seien "bilaterale Abstimmungen in Bezug auf Programmmanagement, -verfahren und -zuständigkeiten".

Der TV ist der Sache nachgegangen. Wichtige Knackpunkte könnten demnach der zusätzliche Lärm sein, geplante Nachtflüge und die Tatsache, dass der Ausbau in einem Trinkwasserschutzgebiet vorgesehen ist.
Aus Planungsunterlagen, die unserer Zeitung zugespielt wurden, geht hervor, dass die zu verlegendenden Flugzeuge in England aktuell pro Halbjahr 1050-mal starten und landen, hinzu kommen 240 Flüge mit Nachtsichtgeräten. Drei- bis viermal pro Woche übt die Staffel das Betanken von Flugzeugen am Boden und achtmal pro Woche wird geprüft, ob die Motoren gut laufen. Auch in Spangdahlem sind Nachtflüge geplant.

Erste Lärmmntersuchungen haben bereits stattgefunden. Was war das Ergebnis? Das will der TV von der zuständigen deutschen Planungsstelle, dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, wissen. Dieser reicht die Anfrage ans Amt für Bundesbau weiter. Dieses leitet sie nach Ramstein, wo sie wochenlang bearbeitet wird, ehe sie ans Verteidigungsministerium nach Berlin geht. Als die Antwort nach mehr als einem Monat eintrifft, lautet sie: Die Untersuchung habe gezeigt, "dass sich der Lärmpegel durch das geplante Verlegungsverfahren erhöht". Mehr ist auch auf Nachfrage nicht zu erfahren. Die Zahl der geplanten Flugbewegungen ebenso wie jene der Nachtflüge sei noch in der Abstimmung.

Nach Auskunft von Günther Schneider aus Binsfeld, der sich für den BUND am Genehmigungsverfahren beteiligt, wehren sich deutsche Behörden dagegen, dass die Senkrechtstarter als Hubschrauber eingestuft werden. Könnten sie so doch kreuz und quer fliegen. Zudem wolle man keine zusätzlichen Nachtflüge genehmigen, "weil die Knattervögel in niedriger Höhe operieren", sagt der Umweltaktivist.

Auch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) Nord hat massive Bedenken gegen den Ausbau, da die neue Flugzeugrampe in einem Trinkwasserschutzgebiet geplant ist. Dem TV liegt eine Stellungnahme der Wasserbehörde vor, aus der hervorgeht, dass die am nordöstlichen Ende der Landebahn vorgesehenen Baumaßnahmen Grund- und Trinkwasser drastisch gefährden. "Ein gleichgelagertes, ziviles Projekt (auch geringeren Umfangs) wäre zwingend abzulehnen", heißt es in der Stellungnahme. Die Behörde fordert daher eine 15 Punkte lange Liste aufwendiger Maßnahmen, darunter ein hydrogeologisches Gutachten, Bohrungen, Alarmpläne oder Untersuchungen zu einer alternativen Wasserversorgung. Zudem müsse das komplette Abwasser aus dem Wasserschutzgebiet herausgeleitet werden. Nach allem, was er gehört hat, glaubt Schneider, dass die bereits vergebenen Planungen zwar abgeschlossen werden, dass die Spezialeinheit jedoch wegen all der Schwierigkeiten am Ende nicht in die Eifel verlegt wird.

Die Menschen in den umliegenden Gemeinden sehen die mögliche Entwicklung der Airbase mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite wünschen sich viele, dass der Flugplatz wächst, da er einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region ist. Und sie wünschen sich mehr Mieter. "Zurzeit gibt es viel Leerstand", sagt Werner Pick, Ortsbürgermeister von Herforst. Auf der anderen Seite würden mehr Flugzeuge nach Jahren, die relativ ruhig waren, wieder mehr Lärm bedeuten. Meinung

Schwer nachvollziehbar

Es ist eine Sauerei, wie deutsche und amerikanische Behörden Informationen rund um den geplanten Ausbau der Airbase Spangdahlem zurückhalten oder mit nichtssagenden Worten verschleiern. Schließlich geht es nicht nur um militärische Pläne. Es geht ganz unmittelbar auch um die Belange der Menschen, die in der Region Trier leben. Es geht um ihre Nachtruhe, ihr Trinkwasser, um die Luft, die sie atmen. Es geht bei vielen auch um ihre Jobs und ihre Häuser, die sie vermieten. Was in Spangdahlem passiert, geht die gesamte Region etwas an. Auch im Sinne der Pressefreiheit ist es schwer nachvollziehbar, dass die Bundesrepublik Deutschland und die US-Air Force sich so querstellen und eine bedenkliche Geheimniskrämerei betreiben. k.demos@volksfreund.deMehr zum Thema

Hintergrund: Der Trierische Volksfreund hat recherchiert, was in Spangdahlem los ist
Info: Drei Schutzzonen umgeben den Stützpunkt
Info: Krach rund um den Flugplatz

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