Belgische Atomaufsicht greift durch - Behörde droht nach Zwischenfällen mit Schließung des Kernkraftwerks Tihange

Lüttich · Die belgische Atomaufsicht (Fanc) greift im Kernkraftwerk Tihange durch. Nach mehreren Zwischenfällen sind vier Mitarbeiter vom Dienst suspendiert worden, zudem reichte die Behörde Klage bei der zuständigen Staatsanwaltschaft ein.

Der Skandal um das belgische Atomkraftwerk (AKW) Tihange bei Lüttich weitet sich aus. Nach Angaben der belgischen Tageszeitung La Libre bemängelt die Fanc Schlampereien und droht sogar mit einer Schließung von Tihange, wenn es nicht endlich zu einer "Sicherheitskultur" in dem AKW kommt. Ein Sprecher der Atomaufsichtsbehörde Fanc hatte zuvor berichtet, dass es in den vergangenen sechs Wochen fünf bis zehn vermeidbare Zwischenfälle in dem AKW, das nur 60 Kilometer von Aachen entfernt liegt, gegeben habe. Die vorerst suspendierten Mitarbeiter seien im nuklearen Kontrollraum tätig gewesen, die Vorfälle hätten jedoch nicht im nuklearen Bereich stattgefunden. Zu keiner Zeit habe es die Gefahr eines nuklearen Unfalls gegeben, sagte ein Sprecher des AKW-Betreibers Electrabel. Allerings habe es bei Wartungen und Sicherheitsvorkehrungen Versäumnisse gegeben, sagte der Sprecher weiter. Die Fehler seien nicht so schwerwiegend. Die Techniker und Ingenieure hätten ihre Arbeit nicht so ernst genommen, wie es notwendig sei, bemängelt dagegen die Fanc und ordnete eine Nachschulung für alle 1000 Mitarbeiter an. Auch Electrabel selbst räumte Sicherheitsmängel ein. Einige der Versäumnisse habe der Konzern sogar selbst an die Atomaufsichtsbehörde gemeldet. Die vier suspendierten Mitarbeiter erhalten laut Electrabel keine weiteren Strafen, man vertraue ihnen weiter. Man hoffe, dass sie schnell wieder arbeiten könnten. Im Sommer 2014 hatte das Kraftwerk für Schlagzeilen gesorgt, weil es damals den Verdacht gab, dass es im Rahmen eines Arbeitskampfes zu Sabotageaktionen im Atomkraftwerk gekommen sei. Zudem ist ein Reaktorblock wegen Tausender Haarrisse in einem Druckbehälter zurzeit abgeschaltet. red

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