Betreiber nach Razzia im Trierer Flatrate-Bordell verhaftet

Trier · 200 Polizisten waren an der Großrazzia im Rotlichtmilieu in Trier, Saarbrücken und Homburg beteiligt. Im Visier hatten die Fahnder drei sogenannte Flatrate-Bordelle, in denen Frauen als Zwangsprostituierte arbeiteten.

 Nach einer Razzia ist das Trierer Bordell in Trier-Nord geschlossen. Das Etablissement hatte im Herbst 2012 eröffnet. Damals gab es heftige Kritik an der Stadtverwaltung, da sie den Betrieb nicht verbot. TV-Foto: Friedemann Vetter

Nach einer Razzia ist das Trierer Bordell in Trier-Nord geschlossen. Das Etablissement hatte im Herbst 2012 eröffnet. Damals gab es heftige Kritik an der Stadtverwaltung, da sie den Betrieb nicht verbot. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Internetseite des nach eigenen Angaben "Trierer Sündenpfuhls Nr. 1" verheißt auch am Mittwochnachmittag noch "brandheiße Erlebnisse". Für 99 Euro "unbegrenzt Spaß" haben. Acht mehr oder weniger bekleidete Frauen werben für ihre Dienste. Dass das sogenannte Flatrate-Bordell in der Trierer Karl-Benz-Straße seit Dienstagmittag geschlossen ist, erfährt man auf der Seite nicht. Unter der angegebenen Handynummer meldet sich nach einiger Zeit ein Anrufbeantworter, eine weibliche Stimme verkündet die Adresse und die Öffnungszeiten und teilt mit: "Wir sind gerade mit der schönsten Sache der Welt beschäftigt."

Doch seit Fahnder der Landeskriminalämter (LKA) Rheinland-Pfalz und Saarland am Dienstag dem Etablissement im Trierer Norden einen Besuch abstatteten, ist es dort dunkel. Genau wie in zwei ähnlichen Bordellen in Saarbrücken und Homburg. 200 Beamte waren an der Großrazzia beteiligt. Alle drei Häuser sollen von einem Ehepaar aus Kaiserslautern, 47 und 40 Jahre alt, geführt worden sein. Sie sollen die Frauen ausgebeutet und ihnen kein Geld bezahlt haben, sagt der Sprecher des saarländischen LKA, Georg Himbert.

Das Ehepaar hat angeblich einen 37-Jährigen aus Kaiserslautern, dessen 23-jährige Freundin und deren 42-jährige Mutter aus Saarlouis damit beauftragt, die Frauen aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien nach Deutschland zu bringen, damit sie in den Häusern arbeiten. Alle fünf wurden am Dienstag verhaftet, der 37-Jährige erst kurz vor 22 Uhr bei einer Verkehrskontrolle in Bayern. Die Privatwohnungen der Verhafteten wurden durchsucht, dabei hat die Polizei Bargeld und Schmuck im Wert von 200.000 Euro gefunden. Zwei Jahre haben die Ermittlungen gedauert.

Die 23-Jährige und ihre Mutter stammen wohl aus Ungarn und sollen dort Frauen aus ärmlichen Verhältnissen versprochen haben, gutes Geld in Deutschland zu verdienen. Wie und unter welchen Bedingungen, das haben sie ihnen verschwiegen. Laut LKA-Sprecher Himbert hat das Trio die Frauen wohl selbst nach Deutschland gebracht. Dort wurden ihnen die Ausweise abgenommen. In den Bordellen mussten sie die Kosten für ihre Reise nach Deutschland und die Unterbringung in den Etablissements, in denen sie wohl auch wohnten, "abarbeiten". Weil sie sonst wahrscheinlich nirgends unterkommen konnten, keine Papiere hatten, vielleicht auch, weil sie unter Druck gesetzt wurden, sind die Frauen nicht geflohen.

24 Zwangsprostituierte haben die Fahnder bei der Razzia angetroffen - wie viele davon in Trier, konnte der LKA-Sprecher nicht sagen. Nachdem sie vernommen wurden, seien die Frauen von einer Beratungsstelle für Menschenhandel betreut worden. Hauptsächlich gehe es darum, den Frauen, die als EU-Bürgerinnen in Deutschland bleiben dürfen, eine neue Bleibe zu suchen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Betreiber von Flatrate-Bordellen ins Visier der Fahnder geraten. 2012 ist der Chef von Etablissements in Stuttgart, Heidelberg, Berlin und Wuppertal wegen Menschenhandels zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden.

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