Bewährte Hilfe bei Bewährung

TRIER. Weit über tausend Menschen in der Region Trier stehen unter Bewährung, weil sie eine Straftat begangen haben. Um ihre Betreuung, aber auch um Präventionsarbeit, kümmert sich der Verein "Probare", der im kommenden Monat seinen ersten Geburtstag feiert.

Sie haben Körperverletzung begangen, Betrug oder Diebstahl. Sie sind bestraft worden, aber so, dass das Gericht ihnen noch eine Chance gegeben hat. "Bewährung" heißt der Fachbegriff, der bedeutet, dass dem Täter erspart bleibt, seine Strafe abzusitzen, wenn er sich gesetzestreu verhält. Bei Strafen bis zu zwei Jahren kann das Gericht von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, und im Großteil der Fälle tut es das auch. Zum Nutzen der Angeklagten, die nicht "einrücken" müssen, aber auch zum Nutzen der Allgemeinheit, die erhebliche Kosten spart. Die Rechnung geht auf, wenn die Delinquenten wieder auf den rechten Weg zurückfinden und eine kriminelle Karriere verhindert wird. Möglich wird das durch die Unterstützung von hauptamtlichen Bewährungshelfern. Deren Möglichkeiten sind freilich begrenzt. So hat jeder der 14 Bewährungshelfer bei der Trierer Justiz 90 bis 100 "Klienten" zu betreuen. Das lässt wenig Raum für Präventionsarbeit und Maßnahmen, die über die Grundversorgung hinausgehen. Kein Wunder also, dass es Mitarbeiter des Sozialdienstes beim Trierer Landgericht waren, die im November 2004 die Gründung des Vereins "Probare" initiierten - Leute vom Fach, die eine Plattform für zusätzliche, ehrenamtliche Unterstützungsarbeit schaffen wollten. Dabei geht es vorrangig um praktische Hilfe, sagt Rainer Görgen vom Probare-Vorstand. "Lebenspraxistraining" nennt er eines der Angebote. Viele Straffällige haben Mühe, sich im Alltag zurechtzufinden, mit Behörden umzugehen, ihre Finanzen in Ordnung zu halten. Bekommen sie ihre Probleme nicht in den Griff, wächst die Gefahr des Rückfalls in die Kriminalität. Probare unterstützt und berät in solchen Fällen.Justiz hilft mit Bußgeld-Einnahmen

Aber auch Präventionsprojekte wie "Fünf vor 12" stehen auf der Agenda des Vereins. Rainer Görgen und seine Kollegen bringen Straftäter, deren "Laufbahn" erst begonnen hat, mit langjährigen Strafgefangenen zusammen, zeigen den Alltag im Gefängnis. Seine Hoffnung: "Wenn die sehen, wie das im Knast ist, kriegen sie vielleicht noch mal die Kurve". Im Sommer gab es auf der Grimburg im Hochwald auch das erste "erlebnispädagogische Projekt" mit straffällig gewordenen jungen Erwachsenen. Eine Art Survival-Training unter einem professionellen Erlebnispädagogen verschaffte den Beteiligten die Möglichkeit, durch gemeinsamen Stress und kollektive Erlebnisse einen Selbstfindungsprozess einzuleiten. Das Projekt war so erfolgreich, dass die nächste Auflage in Planung ist. Der Verein leiste "Dinge, die die Justiz nicht finanzieren kann", sagt Rainer Görgen. Dennoch erbringe die Justiz wiederum indirekt einen Beitrag zur Finanzierung von Probare, zum Beispiel durch die Zurverfügungstellung von Bußgeldern, die für gemeinnützige Zwecke abgeführt werden müssen. Ähnlich läuft es schon lange erfolgreich bei der Jugendgerichtshilfe, mit der Probare als Organisation für Erwachsene nicht konkurriert. Gerade bei erwachsenen Straffälligen fehlt es laut Görgen an notwendigen Angeboten wie zum Beispiel Anti-Aggressions-Training. Auch hier will Probare einspringen. Der Verein, dessen Vorsitzender der Trierer Richter Theodor Rang ist, sucht für seine Arbeit in der gesamten Region Trier nach wie vor Mitarbeiter und Unterstützer. Man will sich dauerhaft etablieren, wie es vergleichbaren Organisationen in der Pfalz und dem Raum Koblenz gelungen ist. Als Anlaufstelle und Kontaktbörse dient die vereinseigene Internet-Homepage www.probare-trier.de. Für Spenden hat der Verein ein Konto bei der Volksbank Trier eingerichtet, Kontonummer: 200 10 80 903.

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