Reingefallen! Das ist ein Aprilscherz: Region Trier-Luxemburg will die olympischen Sommerspiele 2036

Trier/Bitburg/Luxemburg · Na? Wer ist darauf reingefallen? Mit der Nachricht, dass die Region Trier sich zusammen mit Luxemburg für die Austragung der olympischen Spiele 2036 bewerben will, haben wir Euch in den April geschickt. Aber sie klang schon echt, nicht wahr?

Aus der ehemaligen Housing Area in Bitburg soll das olympische Dorf für die Sommerspiele 2036 werden. Erste Entwürfe zu neuen Nutzung des Geländes wurden schon für die Bewerbung zur Landesgartenschau angefertigt.

Aus der ehemaligen Housing Area in Bitburg soll das olympische Dorf für die Sommerspiele 2036 werden. Erste Entwürfe zu neuen Nutzung des Geländes wurden schon für die Bewerbung zur Landesgartenschau angefertigt.

Foto: Planstatt Senner

Hier könnt Ihr den Aprilscherz noch einmal komplett lesen:

Noch ist es eine ferne Vision, aber fast alle Verantwortlichen erhoffen sich Großes von einer Olympia-Bewerbung der Region Trier-Luxemburg: vor allem einen Schub für die Entwicklung der regionalen Infrastruktur. Zugleich würden olympische Sommerspiele aber auch die Bekanntheit der Region weltweit erhöhen, was sich nicht nur auf die touristische Vermarktung positiv auswirken, sondern auch die Ansiedlung neuer, internationaler Unternehmen unterstützen soll.

Olympisches Dorf in Bitburg

Eine Reihe von Fragen zu Sportstätten und Austragungsorten sind zwar noch offen. Es gibt aber auch einige Eckpunkte, auf die sich die deutsch-luxemburgische Vorbereitungsgruppe, die bisher nur nichtöffentlich tagte, bereits verständigt hat. So soll die ehemalige Housing Bitburg zum olympischen Dorf umgestaltet werden. Der Landrat des Eifelkreises, Andreas Kruppert, setzt große Hoffnungen in das Vorhaben: „Nachdem die ehemalige US-Housing in Bitburg bereits zwei Mal erfolglos eine LGS-Bewerbung durchlaufen hat, setzen wir jetzt alle Zuversicht in die Olympischen Spiele 2036. Aufgrund der zu erwartenden vielfältigen positiven Effekte für die Region blicke ich einer Zustimmung durch den Kreistag positiv entgegen“, sagt Kruppert.

Erste Olympia-Austragungsorte in Trier, Luxemburg, in der Eifel und an der Mosel sind schon festgelegt

Die Wettbewerbe im Beckenschwimmen, Wasserspringen und Turnen sollen im Centre National Sportif et Culturel d’Coque in Luxemburg stattfinden. Auch der Marathonlauf soll auf der bewährten Strecke in Luxemburg-Stadt ausgetragen werden. Die Tennis- und Badminton-Wettbewerbe sollen in Kockelscheuer ausgetragen werden, wo man bereits Erfahrung mit großen internationalen Turnieren hat.

 Freiwasserschwimmen und Triathlon sollen rund um das  Maar bei Schalkenmehren (Landkreis Vulkaneifel) ausgetragen werden.

Freiwasserschwimmen und Triathlon sollen rund um das Maar bei Schalkenmehren (Landkreis Vulkaneifel) ausgetragen werden.

Foto: Holger Teusch

Als Austragungsort für Handball- und Basketball-Wettbewerbe ist die Arena Trier vorgesehen. Für die Reitsportarten ist die Anlage bei Schloss Monaise im Gespräch. Die Ruderregatten sollen in Bernkastel-Kues ausgetragen werden. Das Schalkenmehrener Maar soll Schauplatz der Wettbewerbe im Freiwasser-Schwimmen werden.

Wo wird das Olympiastadion gebaut?

Offen ist noch, wo das Olympiastadion seinen Standort finden kann. Als eine Option wird nach TV-Informationen der Abriss und Neubau des Moselstadions erwogen. Um olympische Dimensionen darstellen zu können, wäre dafür ein Ausbau mit Tunnellösung für die Zurmaiener Straße als Hauptzufahrtsweg in die Stadt Trier nötig. Ein Verzicht auf alle derzeit rund um das Moselstadion liegenden Sportanlagen und ein Abriss des Ex-Hauses wären bei diesem Vorhaben unvermeidlich. Das sanierte Nordbad könnte halboffen im Untergeschoss des Stadions zur Mosel hin integriert werden.

Angesichts der Komplexität dieses Standorts gilt ein Stadionneubau in den Moselauen als realistischere Option. Nicht nur wegen der günstigeren räumlichen Verhältnisse, sondern auch, weil hier eine Verkehrsanbindung einfacher zu realisieren wäre.

Neue S-Bahnlinien und der Moselaufstieg

Der Moselaufstieg würde zusammen mit einem neuen S-Bahn-Netz die zentralen Austragungsstätten der olympischen Sportwettbewerbe 2036 in Trier und Luxemburg erschließen.

Der Moselaufstieg würde zusammen mit einem neuen S-Bahn-Netz die zentralen Austragungsstätten der olympischen Sportwettbewerbe 2036 in Trier und Luxemburg erschließen.

Foto: TV/Schramm, Johannes

Denn ein massiver, grenzüberschreitender Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wäre ein wesentlicher Teil des Olympia-Projekts. So ist neben der von luxemburgischer Seite bereits vorgeschlagenen Bahn-Direktverbindung von Luxemburg-Stadt nach Köln über die Eifelstrecke eine Erschließung der gesamten Region mit einem neuen S-Bahnnetz angedacht. Hierfür soll es nicht nur eine S-Bahnlinie von Luxemburg über Trier nach Wittlich geben, sondern auch eine neue Linie über Echternach und die alte Trasse der Nimstal-Bahnstrecke nach Bitburg gebaut werden. Der heute dort verlaufende Radweg würde zurückgebaut.

Um die Trierer Innenstadt vom zu erwartenden zusätzlichen Verkehr zu entlasten, soll im Zusammenhang mit der Olympiabewerbung auch der schon lange diskutierte Moselaufstieg gebaut werden. Das Projekt sieht einen neuen Zubringer vor, der zwischen Igel und Zewen zur Autobahn A64 hinaufführt und damit die Anbindung an Luxemburg verbessert.

Die ersten klimaneutralen olympischen Spiele

In der Landespolitik stößt die Bewerbung parteiübergreifend auf Zustimmung. Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) spricht sich für die ersten klimaneutralen Olympischen Spiele aus. „Die Sportler*innen zielen auf Bestleistungen ab und darunter sollten wir es auch beim Klimaschutz nicht machen“, sagte sie dem Trierischen Volksfreund. Auch der Trierer SPD-Abgeordnete Sven Teuber würde sich über nachhaltige Spiele mit 100 Prozent erneuerbaren Energien freuen. Dazu biete die Bewerbung eine Chance, „die unvollendeten Thermen und den Ausbau des Amphitheaters für Spiele in authentischen Kulissen voranzubringen“, sagte Teuber dem TV.

„Jetzt sind wir dran: Die Olympischen Spiele in der Großregion sind besser, als es eine Landesgartenschau je sein könnte“, sagte der Freie-Wähler-Fraktionschef Joachim Streit. Bitburg habe mit dem Internationalen Folklore Festival seit 1965 bewiesen, Gastgeber für die Welt sein zu können. „Was liegt da näher, als in der Housing das Olympische Dorf zu errichten?“, so Streit. Auch der Wittlicher CDU-Abgeordnete Dennis Junk freut sich über „eine großartige Chance“ bei der Entwicklung „dringend notwendiger Infrastrukturprojekte“. „Viele Jugendliche wird das Ziel, bei Olympia in der Heimat dabei zu sein, anspornen und somit einen großen Schub geben“, so Junk.

Großes Interesse an der Bewerbung soll es nicht nur bei international agierenden Banken in Luxemburg, sondern auch bei der Frasers-Group geben, die sich mit einem großen Logistik-Zentrum auf dem ehemaligen Flugplatz Bitburg ansiedeln will. Die Gruppe hat nach eigenem Bekunden auf ihrer Internet-Seite das Ziel, zum weltweit größten Einzelhändler für Sportartikel zu werden. Eine Veranstaltung mit weltweiter Ausstrahlung könnte dabei eine ideale Werbefläche bieten.

Einer der Ideengeber hinter dem Projekt ist der Bitburger Projekt-Entwickler Stefan Kutscheid mit seiner Firma Faco, er erklärt dazu: „Eine Olympiabewerbung ist eine kühne Mission mit riesiger Tragweite. Wir erwarten, dass schon die Medienberichterstattung über unsere gemeinschaftlich präsentierte Region in der Bewerbungsphase die Attraktivität der Region als sinnlichen und ökologischen Wohnort und damit auch als Unternehmensstandort ganz erheblich steigern wird. Mit den Investitionen in zukunftsgerichtet Lebensräume in unserer seit der Römerzeit begehrten Genussregion in der Mitte Europas wird sich die Lebensqualität für jeden Bewohner sehr positiv entwickeln.“

Bis zur Verwirklichung des olympischen Traums in der Region ist es jedoch noch ein weiter und vor allem auch teurer Weg. Denn allein die Kosten für eine konkurrenzfähige Bewerbung werden auf einen Betrag zwischen 50 und 100 Millionen Euro geschätzt. Und die Konkurrenz ist stark:

Wer bewirbt sich noch für Olympia 2036?

Für die Sommerspiele 2036 liegt bisher erst eine offizielle Absichtserklärung aus Mexiko vor, dort kommen die Städte Guadalajara, Mexiko-Stadt, Tijuana und Monterrey für eine Bewerbung infrage. In Europa gibt es offenbar Überlegungen zu einer Bewerbung der Stadt Turin und des Städte-Duos Florenz-Bologna, aber auch ein erneuter Anlauf der mit ihrer Bewerbung für die Spiele 2032 gescheiterten Region Rhein-Ruhr wird diskutiert. Auch Kopenhagen und Istanbul gelten jedoch als mögliche Konkurrenz für Trier-Luxemburg. In Nordamerika stellt man in Toronto Überlegungen an, sich gemeinsam mit Montreal zu bewerben, das bereits 1976 Austragungsort der Spiele war. Neben insgesamt zwölf chinesischen Städten, die bereits Interesse bekundet haben, wird auch die Südkoreanische Hauptstadt Seoul als potenzielle Bewerberin genannt. Dort fanden bereits die Sommerspiele 1988 statt.

Auch das neue Fußballstadion in Luxemburg-Stadt wird wohl in die Planungen einbezogen.

Auch das neue Fußballstadion in Luxemburg-Stadt wird wohl in die Planungen einbezogen.

Foto: VdL

Mit einer Entscheidung über die Vergabe der olympischen Sommerspiele 2036 wird frühestens 2026 gerechnet.

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