Corona-Krise Zwischen „Super-GAU“ und Lob der Konkurrenz: Wie Bildungsministerin Hubig das Krisenjahr meisterte

Mainz · Die rheinland-pfälzische Bildungsministerium Stefanie Hubig (SPD) führte im Corona-Jahr den Vorsitz der Kultusministerkonferenz. Wie hat sie sich im Jahr geschlagen, in dem Schulen immer wieder schließen mussten?

 Was für ein Jahr: Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).

Was für ein Jahr: Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).

Foto: dpa/Michael Kappeler

Als Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz erlebte Stefanie Hubig (SPD) turbulente Zeiten. Bei einer geplanten Reform wehrten sich viele Zwergschulen erfolgreich gegen ihr Aus. Beim Kita-Gesetz steuerte das Land nach lauter Kritik viele Millionen Euro nach, um Kindertagesstätten mit ausreichend Personal auszustatten. Das alles war aber nichts gegen die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK), die Hubig ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 inne hatte.   Bis dahin kaum vorstellbar, wurden in der ersten Welle der Pandemie alle Schulen geschlossen.

Hubig lobt die Zusammenarbeit in der KMK im Krisenjahr als „sehr konstruktiv“. Als schönstes Erlebnis in dem aufregenden Jahr nennt die scheidende KMK-Präsidentin die gewachsene Bedeutung von Bildung. „Der Stellenwert von Bildung wurde während der Corona-Pandemie so deutlich wie schon lange nicht mehr thematisiert. Kitas und Schulen sind zentrale Orte, nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft“, so Hubig, die erfolgreich dafür kämpfte,  Abiturprüfungen während des ersten Lockdowns planmäßig stattfinden zu lassen. In der Runde der Bildungsminister gewann Hubig an Profil – auch bei anderen Parteien. Der hessische CDU-Kollege Alexander Lorz lobt: „KMK-Präsidentin Stefanie Hubig hat die Länder ganz exzellent durch das vermutlich anspruchsvollste Jahr seit Gründung der Kultusministerkonferenz gelotst.“ Hubig trat im Land als Verfechterin von Präsenzunterricht auf, weil dieser alle Kinder und Jugendlichen erreiche.

Lehrerverbände äußern dennoch Kritik an Hubig. Cornelia Schwartz, Landeschefin des Philologenverbandes, moniert, dass das Land im Herbst zu spät in den Wechselunterricht gegangen sei, weil man die Corona-Gefahr an Schulen falsch eingeschätzt habe. „Es ist ein Super-GAU, dass wir zum Jahresende flächendeckende Schulschließungen erleben. Das wäre vermeidbar gewesen“, sagt Schwartz, die Hubig „schlechtes Krisenmanagement“ attestiert. Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler hält Hubig die Ausnahmesituation zugute: „Unter diesen Umständen hätte es wohl keiner besser gemacht. Leider wissen wir nun alle nicht, wie es im neuen Jahr weitergeht.“ Ab dem 4. Januar starten Kinder und Jugendliche in den Fernunterricht. Wann Schulen wieder ihre Türen öffnen, soll sich in den nächsten Tagen entscheiden. Getrübt wurde das Hubig-Jahr zum Ende noch durch eine Pressemitteilung ihres Ministeriums, das Experten zur Corona-Lage an Schulen falsch zitierte, was der Philologenverband als „Propaganda“ geißelte. Das Ministerium entschuldigte sich prompt. Ist der KMK-Vorsitz nun in Brandenburg, könnte Hubig durchaus noch lange Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz bleiben, wenn die SPD die Landtagswahl 2021 gewinnt. SPD-Landeschef Roger Lewentz bezeichnete sie für das Amt als „erste Wahl“. Hubig selber sagt: „Mir macht Bildungspolitik sehr viel Freude, das ist eine ganz tolle Aufgabe und sehr erfüllend. Am Ende werden andere entscheiden, wie es weitergeht.“

(dpa)
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