Billen streckt die Hand aus

Die Nominierung von Landwirt Michael Billen als CDU-Kandidat des Eifelkreises Bitburg-Prüm für die Landtagswahl 2011 schlägt in Mainz hohe Wellen. Unter Druck gerät CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner, die sich eindeutig gegen ihn ausgesprochen hatte.

 Verliererin und Sieger: Mathilde Weinandy und Michael Billen am Montagabend vor der Bitburger Stadthalle.TV-Foto: Klaus Kimmling

Verliererin und Sieger: Mathilde Weinandy und Michael Billen am Montagabend vor der Bitburger Stadthalle.TV-Foto: Klaus Kimmling

Mainz/Bitburg. In der Politik ist es wie im Fußball. Es gibt spannende Zweikämpfe, Grätschen und Fouls, Gelbe und Rote Karten, Endspiele und Gewinner. Der strahlende Sieger eines denkwürdigen Abends mit 1200 Besuchern in der Bitburger Stadthalle heißt Michael Billen. Der 54-Jährige hat im Nominierungsduell seine parteiinterne Gegenspielerin Mathilde Weinandy aus Prüm mit 64 Prozent der Stimmen hinter sich gelassen. Eine Entscheidung, die in der Mainzer Polit-Szene genauso für Gesprächsstoff sorgt wie unter Fußballfans das nicht gegebene Tor für England im WM-Spiel gegen Deutschland.

Billen jubelt am Tag danach. "Das war ein toller Parteitag, der eine tolle Aufbruchstimmung signalisiert hat." Mehr als 900 Parteimitglieder hätten eine klare Entscheidung gefällt. "Die Grünen platzen vor Neid ob so viel Basisdemokratie." 180 Anrufe hat Billen auf der Mailbox, zahlreiche Faxe und SMS erreichen ihn. Auch in der Landtagsfraktion, deren Spitze sich eindeutig gegen Billen positioniert hatte, hat der Eifeler Freunde. In Mainz sagt ein Abgeordneter zum TV: "Ich kann nur zu ihm sagen: Herzlichen Glückwunsch, du alte Kampfsau!"

Der Gelobte richtet eine versöhnliche Botschaft an seine parteiinternen Widersacher: "Ich strecke die Hand aus, damit wir an einem gemeinsamen Wahlsieg arbeiten. Die SPD-Regierung muss weg. Ihre Politik ist unerträglich und nicht gut für die Menschen." Trotz dieser Worte wird in Mainz zur Grätsche angesetzt. CDU-Chef Christian Baldauf sieht keinen Anlass, Billens "ruhende" Mitgliedschaft in der Landtagsfraktion aufzuheben. Sie gelte bis zum Ende der Legislaturperiode, sagt er. Baldauf betont auch, dass er Billen nicht auf einem aussichtsreichen Platz auf der CDU-Landesliste sehen will.

CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner macht aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. Für die Außendarstellung der Partei sei der Wahlausgang "kein optimales Ergebnis". Sie hält es für "gut und richtig, dass ich da war". Sie stehe dafür, "auch in brenzligen Situationen Haltung zu zeigen". Die Eifel und die Leute seien ihr wichtig. Das Votum der Parteibasis will sie akzeptieren und mit Billen "wie bisher sachlich zusammenarbeiten".

SPD und Grüne zücken die Rote Karte gegen Klöckner. SPD-Generalsekretärin Heike Raab sieht ebenso ein "Misstrauensvotum" der CDU-Basis in der Eifel gegen die Spitzenkandidatin wie die Grüne Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken aus Bitburg. "Klöckner hat die erste große innerparteiliche Machtprobe verloren", wertet Raab. Billen wirft sie vor, "kein Unrechtsbewusstsein" zu haben. Höfken spricht von einer "Fortsetzung der Chaos-Politik der CDU in Rheinland-Pfalz". Gelassen kommentiert Monika Fink, SPD-Kandidatin für den Eifelkreis, den Wahlausgang. "Das Ergebnis verwundert mich nicht." Allerdings mache sie die offenkundig gewordene Spaltung zwischen Nord- und Süd-Kreis "betroffen". Wer im Wahlkampf ihr Gegenpart sei, "ist mir eigentlich egal". Sie werde zeigen, "dass man geradlinig und verlässlich sein und trotzdem Erfolg haben kann". Dass Klöckner Billen in Bitburg die Fähigkeit abgesprochen hat, den Wahlkreis zu gewinnen, sorgt für ein Lächeln bei Fink. Sagen will sie dazu nichts.

Mit der ihm eigenen Schiedsrichter-Mentalität äußert sich Herbert Mertin, FDP-Fraktionschef im Landtag, neutral und zurückhaltend: "Das ist eine interne Entscheidung der CDU. Wer aus dem Wahlkreis in den Landtag kommt, muss der Wähler entscheiden."

Diskutiert wird in der Landeshauptstadt auch ein Foulspiel, für das sich Michael Billen am Montagabend in Bitburg noch einmal entschuldigt hat: das "Abgreifen" polizei-interner Daten über die dubiosen Nürburgring-Geschäftspartner bei seiner Tochter. Noch läuft das Ermittlungsverfahren bei der Landauer Staatsanwaltschaft. Im Juli soll es eine Entscheidung geben. Offenbar stehen die Zeichen auf Einstellung.

Billen freut sich derweil über den Einzug in sein persönliches WM-Finale. Im Endspiel trifft er auf die Sozialdemokratin Monika Fink. Über Sieg und Niederlage entscheiden am 27. März 2011 die Wähler.

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