Bistum spart: Ernst, aber (noch) nicht konkret

TRIER. Es wird ernst, aber erst mal noch nicht konkret: Das Bistum Trier nimmt die bereits zum Jahresbeginn angekündigten Sparmaßnahmen in Angriff. Dazu ist eine Arbeitsgruppe gegründet worden.

 Spenden allein reichen nicht mehr: Die Bistümer haben Finanz-Sorgen.Foto: TV -Archiv/Friedemann Vetter

Spenden allein reichen nicht mehr: Die Bistümer haben Finanz-Sorgen.Foto: TV -Archiv/Friedemann Vetter

Mietshäuser,Pfarrhäuser und Gemeindezentren werden verkauft, Bildungszentrenwerden geschlossen, das Weihnachtsgeld soll eingefroren werden- das Erzbistum Berlin hat sich drastische Sparmaßnahmenverordnet. 440 von 2700 Vollzeitstellen beim Bistum stehen in derBundeshauptstadt zur Disposition und werden möglicherweisegestrichen. Andernorts werden Kirchen abgerissen

Im Bistum Speyer sollen Kirchengebäude zum Verkauf angeboten werden. Einigen Betonkirchen aus den 60er Jahren droht gar die Abriss-Birne. Und frei werdende Stellen in der Verwaltung werden seit Anfang des Jahres nicht mehr besetzt.

Deutschlands Bistümer müssen sparen: Weil es immer weniger Gläubige gibt, weil die Kirchensteuer-Einnahmen zurückgehen, und weil sich in beiden Punkten die Lage in den nächsten Jahren kaum verbessern wird. Überall werden deshalb die Strukturen auf den Prüfstand gestellt, überall fusionieren Pfarreien, Dekanate und Seelsorge-Einheiten. Einerseits aus seelsorgerischen Gründen, damit der Zusammenhalt unter den verbliebenen Katholiken verbessert wird. Andererseits aber auch, weil man sich in finanziell schweren Zeiten die bekannten "Synergie-Effekte" erhofft. Auch das Bistum Trier ist finanziell keine Insel der Glückseligkeit, auch wenn sich im Haushalt noch das vergleichsweise überschaubare Defizit von drei Millionen Euro findet. Das Gesamtvolumen des Haushaltes liegt bei 300 Millionen Euro. Schon seit Jahren weisen die Finanzexperten des Bistums allerdings darauf hin, dass entschiedene Sparmaßnahmen sich bald nicht mehr vermeiden lassen werden. Denn auch in Trier wird die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben Prognosen zufolge immer größer. Hauptgrund: Die Kirchensteuer, die fast zwei Drittel der Einnahmen ausmacht, hängt von der Einkommensentwicklung der Lohnsteuerzahler ab. Weil die durch die nächste Stufe der Steuerreform entlastet werden, bleibt auch den Kirchen weniger Geld. Dass sich auch auf dem Arbeitsmarkt wenig Besserung abzeichnet, tut ein Übriges zu eher bescheidenen Zukunftsaussichten in Sachen Kirchensteuer.

2006 droht ein 30-Millionen-Euro-Loch

Das schon heute vorhandene Defizit wird in den nächsten Jahren also eher noch höher. Laut einer Prognose von Bernd Franken, Finanz-Chef des Bistums, sinken die Einnahmen von voraussichtlich 297 Millionen Euro in diesem Jahr auf 280 bis 288 Millionen im Jahr 2006. Die Ausgaben werden im gleichen Zeitraum auf bis zu 318 Millionen Euro steigen. Das Horrorszenario also: Ein Defizit von über 30 Millionen Euro im Jahr 2006. Zwar hat das Bistum einiges auf der hohen Kante - insgesamt rund 440 Millionen Euro - und könnte deshalb selbst diesen Betrag noch locker ausgleichen. Doch man will den Griff in die Rücklagen nicht zur Regel werden lassen. Eine von Generalvikar Werner Rössel geführte Arbeitsgruppe soll sich deshalb nun Gedanken über Sparmaßnahmen machen. Das neunköpfige Gremium soll alle Bereiche des Bistums auf den Prüfstand stellen und "mögliche Spar-Szenarien" entwickeln. Dass auch im Bistum Trier das eine oder andere Kirchengebäude geschlossen, verkauft oder abgerissen wird, ist also durchaus möglich. Vor allem aber wird auch im Bistum Trier über den Personaleinsatz gesprochen werden müssen, wie Generalvikar Rössel nun in einem Brief an alle Bistums-Mitarbeiter angekündigt hat. Denn nach wie vor machen die Personalkosten über zwei Drittel der Bistums-Ausgaben aus. Tendenz steigend.

Darüber, wie die Spar-Szenarien konkret aussehen könnten, ob es beispielsweise eine Vorgabe zu Stelleneinsparungen gibt oder ob sich das Bistum von ganzen Bereichen trennen wird, in denen kirchliches Engagement nicht unbedingt notwendig ist, will beim Bistum derzeit niemand spekulieren. Man wolle einfach vorbereitet sein auf alle Eventualitäten, heißt es. "Wir wollen nicht warten, bis uns die Finanzlage keinen Spielraum mehr lässt und überlegen deshalb schon jetzt, wie wir im Bistum Trier sparen können", schreibt Rössel. Konkrete Entscheidungen sollten frühestens in der zweiten Jahreshälfte fallen. Dann soll die Arbeitsgruppe Bischof Reinhard Marx Vorschläge vorlegen. Diözesane Gremien, Räte und die Mitarbeitervertretungen würden zuvor informiert und angehört, stellt Rössel in Aussicht.

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