Bistum Trier segnet bundesweit beispielloses Reformpaket ab

Trier · Weniger Pfarreien, mehr Mitentscheidungsrechte für Laien – zwei Eckpunkte eines umfangreichen Reformpakets, das die Trierer Bistumssynode nach zweieinhalbjähriger Vorarbeit am Wochenende verabschiedet hat.

 Der Trierer Dom während einer Viezfestveranstaltung.

Der Trierer Dom während einer Viezfestveranstaltung.

Foto: Andy May

Die hierarchisch aufgebaute und von Männern dominierte katholische Kirche baut ihre Vorbehalte gegenüber Homosexuellen, Wiederverheirateten und Patchwork-Familien ab - zumindest im Bistum Trier. Das ist ein Ergebnis der mit der Unterzeichnung des Schlussdokuments zu Ende gegangenen Bistumssynode. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte das 280-köpfige Beratungsgremium vor zweieinhalb Jahren eingesetzt, um nicht alleine über die Zukunft des 1,4 Millionen Katholiken umfassenden Bistums zu entscheiden. Nach sieben mehrtägigen Treffen mit teils kontroversen Diskussionen wurde das Schlussdokument am Samstagabend von den Synodalen mit über 90 Prozent Zustimmung verabschiedet. "Das ist meine Roadmap für die nächsten Jahre", sagte anschließend ein sichtlich erleichterter Bischof.

Der Fahrplan sieht unter anderem vor:Die Zahl von knapp 900 Pfarreien wird drastisch auf etwa 60 Großpfarreien reduziert.In den deutlich größeren Pfarreien wird es Orte mit unterschiedlichen Schwerpunkten geben, heißt: In einem Ort ist der katholische Kindergarten, in einem anderen die Bücherei, im dritten Ort das Jugendzentrum.Laien und Ehrenamtliche bekommen mehr Mitsprache- und Mitentscheidungsrechte. Sie sollen künftig etwa im Gottesdienst predigen und Bestattungen übernehmen dürfen.Die Kirche im Bistum "geht respektvoll und wertschätzend" auch mit homosexuellen Paaren um.
Einer Segnung von Wiederverheirateten stimmte Bischof Ackermann unter Verweis auf das Kirchenrecht nicht zu. Statt dessen wurde im Schlussdokument eine "Handreichung mit Ritualen und Gebeten" festgeschrieben. "Wir hätten uns beim Thema Geschiedene oder Homosexualität mehr Mut gewünscht", meinte Hanspeter Schladt von der Initiative "Wir sind Kirche". Dagmar Heib vom Familienbund der Katholiken im Bistum sprach angesichts des erweiterten Familienbegriffs dagegen von einem "Riesenfortschritt".

Das Trierer Reformpaket soll jetzt in den einzelnen Pfarreien besprochen werden. Die Umsetzung wird laut Generalvikar Georg Bätzing bis zu fünf Jahre dauern.

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