Schwimmunterricht an Grundschulen Irgendwie über Wasser halten!

Trier/Idesheim/Mainz · Marode Bäder, lange Busfahrten: Ob Grundschulen Schwimmunterricht anbieten, ist vor allem eine Kostenfrage. Ein Lehrer sagt: Die Ausgaben lohnen sich.

Wenn die Kinder der Grundschule Idesheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm) zum Schwimmunterricht fahren, wartet ein langer Tag. Um 9.30 Uhr düst der Bus los, mehrere Kilometer weit bis nach Speicher, dort geht’s in die Badehosen und ab ins Wasser eines Lehrbeckens. In der Schule sitzen die Jungen und Mädchen erst wieder gegen 12 Uhr. „Wir müssen oft eine Doppelstunde nehmen, damit sich der Unterricht lohnt“, sagt Schulleiter Oliver Pick. „Und auch dann sind die Kinder nur 45 Minuten im Wasser.“

Pick, zugleich Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) im Bezirk Trier, beklagt den Aufwand aber nicht. „Wir haben einen Träger, der den Bus bezahlt. In vielen anderen Kommunen ist das nicht der Fall.“ Gedanken macht sich der Schulleiter dennoch, wie es mit dem Schwimmunterricht weitergeht, wenn in Speicher ein neues Privatgymnasium die Tore öffnet. „Dann könnte es Probleme geben, weil Bahnen von mehr Schulen belegt sind.“ Auf den Unterricht will Pick nicht verzichten. Er empfindet es als Problem, wenn Kinder nicht früh schwimmen lernen. „Es gibt Jungs und Mädchen, die in der Grundschulen noch gar keine Berührung mit Wasser hatten“, sagt er.

Als sichere Schwimmer bewertet die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ohnehin erst Kinder, die das Bronzeabzeichen haben. Um es zu erlangen, müssen Kinder vom Beckenrand springen, mindestens 200 Meter in 15 Minuten schwimmen oder einen Gegenstand aus zwei Meter tiefem Wasser holen. Die Lebensretter machen deutlich, dass das Sterben der Bäder aufhören müsse, um mehr Unterricht und eigene Ausbildung zu ermöglichen. Rheinland-Pfalz hat nach Internetatlas noch 240 Schwimmbäder.

Viele Orte stehen aber momentan vor der Frage eines millionenschweren Umbaus alter, maroder Bäder. Regional ist das unter anderem in Wittlich oder Irrel der Fall. Wie schwer das ist, weiß Karl-Heinz Frieden, Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes, aus eigener Erfahrung. Als Bürgermeister von Konz moderierte er über Jahre den Bau des neuen Saar-Mosel-Bads, das sich stark an Bedürfnissen von Sportlern, Vereinen und Schulklassen orientierte. Ein Freiluftbecken, einen Springturm gab es nicht – zu teuer. Das stieß bei vielen Einwohnern der Stadt auf Kritik. Frieden sagt: „Wir mussten die Infrastruktur anpassen, um kostendeckend zu arbeiten und so am Ende überhaupt ein Hallenbad zu haben.“ In Gemeinden, die tief in den roten Zahlen stünden, sieht er dauerhaft weitere Bäder vom Aus bedroht. Das Land müsse den Kommunen helfen, fordert er.

Die Landesregierung verweist wiederum darauf, bei der Sanierung der Bäder schon einiges bewirkt zu haben. In den Jahren 2007 bis 2010 habe das Land ein Programm aufgelegt, das 66 Millionen Euro an Fördergeldern zur Verfügung stellte, womit 40 Bäder unterstützt worden seien. 12,3 Millionen Euro seien in den vergangenen fünf Jahren geflossen. Ein neues Programm soll ebenfalls Millionen Euro bereitstellen, heißt es in einer Antwort der Mainzer Regierung an den AfD-Landtagsabgeordneten Joachim Paul.

Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler und Klaus-Peter Hammer von der Lehrergewerkschaft GEW fordern dagegen, mehr Kräfte für den Schwimmunterricht auszubilden. Hammer prophezeit: „Bei dem Fachkräftemangel, der in Grundschulen droht, wird es mit der Unterrichtsversorgung im Schwimmen ohnehin nicht einfacher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort