Blutet der Flughafen Hahn aus? Ryanair startet künftig in Frankfurt
Frankfurt/Lautzenhausen · Die irische Fluggesellschaft Ryanair nimmt den Flughafen Hahn in die Zange. Nachdem sie seit Sonntag Flüge von Luxemburg anbietet, startet Ryanair ab Frühjahr auch von Frankfurt aus. Experten schließen nun einen Rückzug vom Hahn nicht mehr aus.
Malaga, Alicante und Mallorca und Faro, das sind die Ziele, die die irische Fluggesellschaft Ryanair ab Frühjahr vom Frankfurter Flughafen aus anfliegen wird. Es sind auch Ziele, die Ryanair derzeit noch vom 100 Kilometer entfernten Flughafen Hahn anbietet. Trotzdem, so versicherte gestern Ryanair-Sprecher David O'Brien in Frankfurt, wird der Start der Iren vom größten deutschen Flughafen keine Auswirkungen auf den Hahn haben. Es gebe auch in Belgien mit Charleroi und Zaventem und in Italien mit Mailand-Bergamo und Mailand-Malpensa benachbarte Flughäfen, von denen Ryanair fliege. Man wolle auf dem Hahn weiter wachsen, sagte O'Brien. Schränkte aber auch gleichzeitig ein, dass der Hunsrückflughafen auf Dauer nicht wettbewerbsfähig sei. Schuld daran sei die seit 2011 in Deutschland geltende Ticketsteuer. Seitdem müssen Passagiere pro in Deutschland gekauften Flugticket mindestens 7,50 Euro zahlen. Diese Steuer gilt auch für Flüge vom Frankfurter Flughafen aus. Für kleinere Flughäfen wie den Hahn wirke sich die Steuer allerdings gravierender aus, sagte O'Brien ohne dies näher zu erläutern.
Der Flughafen Hahn wiegelt am Mittwoch ab. "Keine Panik", sagt Flughafen-Sprecherin Hanna Koch. "Wer für 2017 bei uns gebucht hat, muss sich keine Sorgen machen", versichert die Sprecherin. Fakt ist aber, dass Ryanair seit Sonntag vom etwa 100 Kilometer entfernen Luxemburg nach London und Porto fliegt. Auch von Frankfurt aus soll das Angebot der Fluggesellschaft noch im nächsten Jahr ausgebaut werden, kündigte O'Brien an.
Das habe Konsequenzen für den Flughafen Hahn, glaubt der Flugexperte Cord Schellenberg. Ryanair setze zunehmend auf Großflughäfen. Das habe bereits dazu geführt, dass Ryanair statt von Lübeck nun von Hamburg aus fliege. Der Flugexperte Christoph Brützel schließt nicht aus, dass es zu einem sukzessiven Rückzug von Ryanair vom Hahn kommen wird.
"Wir sind hier und gehen nicht mehr weg"
Hintergrund: Ryanair-Ziele vom Hunsrück-Flughafen Hahn
32 Ziele fliegt der irische Billigflieger Ryanair im Winterflugplan 2016/17 vom Hunsrück-Airport Hahn an. Das ist der Löwenanteil an den insgesamt 41 Passagierzielen. Die anderen bedient nach Angaben des Flughafens Wizzair vor allem in Osteuropa, Flycar hebt Richtung Arvidsjaur im schwedischen Lappland ab. Unter den Ryanair-Zielen am Hahn sind Mallorca, Alicante und Malaga (allesamt in Spanien) sowie das portugiesische Faro - und damit alle vier Ziele, die die Airline von März kommenden Jahres an vom größten deutschen Flughafen Frankfurt ansteuern will, der nur rund 100 Kilometer vom Hahn entfernt liegt. (dpa)Extra: Sechs Bieter haben konkretes Interesse am Flughafen Hahn
Sechs Bieter sind noch im Rennen um den Kauf des Flughafens Hahn. Das berichtete am Mittwoch Martin Jonas von der Beratungsfirma Warth & Klein Grant Thornton, der die rheinland-pfälzische Landesregierung berät. „Von den sechs Bietern sehen die Konzepte alle vor, dass der Flugbetrieb aufrechterhalten wird.“ Alle hätten konkrete Angebote gemacht und eine Sicherheitsleistung von 250 000 Euro hinterlegt. In wenigen Tagen soll feststehen, mit wem das Land konkret weiterverhandelt. Die Erwartung der Beteiligten sei ein Kaufvertrag vor Jahresende.
Für den Vollzug seien noch Genehmigungen nötig, dies könne einige Monate dauern. Der erste Verkaufsversuch war gescheitert. Der Flughafen gehört zum Großteil Rheinland-Pfalz, zum kleinen Teil Hessen. (dpa)