Boden ist extrem begehrt - Pachtpreise für Äcker, Grünland und Weinberge auf neuem Höchststand

Trier/Bitburg/Wittlich · Wer Land pachten will, muss dafür hohe Preise zahlen. Denn landwirtschaftliche Flächen sind begehrt, seit Milch, Getreide und Wein sich wieder so gut vermarkten lassen. Auch der Flächenbedarf der Biogasanlagen gilt als Ursache für die hohe Konkurrenz, die Landwirte sich derzeit machen.

In einer Anzeige habe neulich jemand 40 Cent Pacht pro Quadratmeter Weinberg geboten. 40 Cent! "Das sind Exzesse", sagt Walter Clüsserath, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands Trier-Saarburg. Denn normal sind an der Mosel fünf bis 15 Cent Pacht pro Quadratmeter. Doch ist die Nachfrage stellenweise sehr hoch.

Mit Weinbau und Landwirtschaft lässt sich wieder Geld verdienen. Die Preise für Wein, Getreide oder Milch sind gestiegen - der Riesling liegt derzeit bei 1,70 Euro pro Liter -, Land ist begehrt, und das macht sich auch bei den Pachtpreisen bemerkbar. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Bad Ems sind diese auf einen neuen Höchststand geklettert. Seit 2010 stiegen sie um durchschnittlich 7,5 Prozent (siehe Extra).

"Flächen sind nicht zu vermehren", sagt Michael Horper, Vizepräsident der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer. Dementsprechend groß ist die Konkurrenz um Ackerland, Weideflächen und Weinlagen. "Es wird interessanter, Wein oder Getreide anzubauen", sagt der Landwirt.

Auch die Milch sei auf einem guten Weg. Und wer seinen Viehbestand vergrößern will, muss meist neue Flächen hinzukaufen oder -pachten. Denn der Gesetzgeber verlangt, dass Bauern für zwei Kühe einen Hektar Land nachweisen. Ein weiterer Faktor, der das Flächenangebot verknappt: Täglich werden in Deutschland etwa 70 Hektar Land für neue Verkehrswege und Siedlungen verbraucht. In der Eifel mit ihren vielen Biogasanlagen ist Fläche zudem für den Anbau von Biomasse heiß begehrt.

Speziell für den Weinbau sieht Jörg Trossen, Sprecher der Winzer im Kreis Bernkastel-Wittlich, noch andere Ursachen neben der Tatsache, dass sich die Mosel sehr positiv entwickelt habe. Zum einen gebe es viele Betriebe mit jungen, erfolgshungrigen Winzern, die bereit seien, sich zu vergrößern. Zum anderen erweitere so mancher seine Fläche, damit sich die Anschaffung von Maschinen lohne. Trossen betont allerdings, dass es regional große Unterschiede gibt. Insbesondere die Weinlagen in Orten, die früh auf Selbstvermarktung gesetzt haben, würden sehr intensiv bewirtschaftet. Dort gingen die Flächen meist unter der Hand weg.

Clüsserath fürchtet, dass mancher Neupächter, der die aktuellen Höchstpreise zahlt, auf die Nase fallen wird, sobald der Weinpreis wieder sinkt. Und das könne, wenn die nächste Ernte normal wird und wieder mehr Wein auf dem Markt ist, schon bald der Fall sein.

Manfred Zelder vom Bauern- und Winzerverband Bernkastel-Wittlich bezeichnet die Pachtpreise gar als tödlich. Auch Horper glaubt, dass die Schmerzgrenze erreicht ist. Allerdings kann er der großen Nachfrage etwas Gutes abgewinnen. Schließlich steigt damit ja auch der Wert der Betriebe. Und nicht zu vergessen: Viele Landwirte sind bei Renten von 400 Euro im Monat dringend auf die Pachteinnahmen angewiesen.

Dass größere Landstriche brachfallen, ist jedenfalls trotz der Tatsache, dass viele Menschen vom Land in die Stadt ziehen, vorerst nicht zu erwarten.
Extra: Preise

2013 hatten dem Statistischen Landesamt zufolge die 19.100 landwirtschaftlichen Betriebe des Landes rund 65 Prozent der Fläche (707.000 Hektar) zugepachtet. Ackerland, das mit 57 Prozent den größten Teil der genutzten Flächen umfasst, kostete durchschnittlich 209 Euro je Hektar. Im Vergleich zu 2010 stieg der Durchschnittspreis um 14 Euro oder 7,2 Prozent. Die Pachten für Dauergrünland erhöhten sich im Landesschnitt um sieben auf 96 Euro je Hektar (plus 7,9 Prozent). Die höchsten Pachtpreise wurden mit 881 Euro je Hektar für Rebflächen gezahlt, das waren 2,8 Prozent mehr als im Jahr 2010. kah

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