Boom bei Energie-Bauern ist vorbei

Berlin · Vor einigen Jahren sollten die deutschen Bauern plötzlich Landschaftspfleger sein und bekamen Prämien für Flächenstilllegungen. Dann wandelten sie sich zu Energiebauern, die von der Stromerzeugung aus Biogas, Sonne und Wind auf ihren Höfen lebten. Doch nun scheint auch diese Zeit zu Ende zu gehen.

Berlin. Wie eine Studie der Agentur für Erneuerbare Energien ergeben hat, sind die Investitionen der deutschen Landwirte in Biogas und Solaranlagen massiv eingebrochen.
Auf dem Höhepunkt, im Jahr 2010, steckte die Agrarwirtschaft noch 6,8 Milliarden Euro in Anlagen zur Produktion von Strom und Wärme aus grünen Quellen. Viele Scheunendächer wurden mit Photovoltaikmodulen eingedeckt, die grünen Kuppeln der Gasfermenter und Maisplantagen prägten zunehmend die Landschaft.
Auf diese Weise avancierte die Branche zu den wichtigsten Anbietern erneuerbarer Energien. Elf Prozent entfallen inzwischen auf sie. Zum Vergleich: Die vier großen Stromkonzerne kommen zusammen lediglich auf fünf Prozent.
Doch der Boom ist vorbei, was mit den gesunkenen Einspeisevergütungen für Grünstrom zu tun hat. Im Jahr 2011 sank das Investitionsvolumen der Branche in erneuerbare Energien laut einer Marktstudie, die unserer Zeitung vorliegt, bereits auf 4,7 Milliarden Euro, 2012 weiter auf 2,2 Milliarden, und im vergangenen Jahr betrug es nur noch 1,5 Milliarden Euro. Das ist weniger als ein Viertel des einstigen Rekordniveaus.
Bestandsschutz


Der Deutsche Bauernverband bestätigte die Tendenz. "Den Energiebauern wird es weiter geben, es gilt Bestandsschutz", sagte der Sprecher des Bauernverbandes, Michael Lohse. "Aber der Ausbau hat einen mächtigen Dämpfer erlitten". Wer sich als Bauer neu auf den Energiemarkt begeben wolle, "muss schon mit ganz spitzem Bleistift rechnen".
Eine gewisse Hoffnung bestehe darin, dass die Preise für die Anlagen durch die sinkende Nachfrage nachgeben könnten. Der Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, Philipp Vohrer, bedauerte die Entwicklung. Landwirte seien aktive Mitgestalter einer "Bürger-Energiewende", meinte er. "Sie brauchen verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen."
Die ändern sich durch die gerade beschlossene Reform des Erneuerbare-Energiengesetzes nun jedoch erneut. Vor allem beim Biogas dürfte es massive Rückgänge geben. Hier erwartet die Agentur für Erneuerbare Energien, dass im Jahr 2014 nur noch 100 neue Anlagen bundesweit errichtet werden - nach 340 im vergangenen Jahr und mehr als 1000 in den Boom-Jahren. "Durch das reformierte Erneuerbare-Energiengesetz wird der Zubau beim Biogas praktisch ganz zum Erliegen kommen", prophezeite auch der Sprecher des Bauernverbandes.

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