Dillingen. Erst vor zwei Wochen hatte die Werksfeuerwehr der Dillinger Hütte bei ihrer Jahreshauptübung den Ernstfall geprobt - gestern trat er ein. Gegen 9.20 Uhr brach bei Abrissarbeiten in einem stillgelegten Teil der Hütte Feuer aus. Bei Brennschneide-Arbeiten waren Reste von Teeröl in Brand geraten. Aus dem 20 Meter hohen Stahlbehälter der ehemaligen Kokerei, in dem das Teeröl lagerte, stiegen schnell dunkle Rauchsäulen in den sonnigen Morgenhimmel empor. Zusätzlich breitete sich ein stechender Brandgeruch aus, der bis nach Trier wahrzunehmen war.Die weithin sichtbare Rauchwolke, deren genaue Zusammensetzung zunächst unklar war, veranlasste die Polizei, Umweltalarm auszulösen. Die Bevölkerung wurde noch bis in den Nachmittag hinein aufgerufen, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Erst um kurz nach 16 Uhr wurde der Umweltalarm aufgehoben. Laut Saar-Umweltministerium hatte es im Stadtgebiet von Dillingen einen Niederschlag von Rußpartikeln gegeben, von denen "nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie gesundheitsschädlich" sind. Das Ministerium rät daher, in Dillingen auf Obst und Gemüse aus heimischen Gärten zu verzichten oder sie zumindest "gründlichst zu waschen". Auf dem Hüttengelände selbst wurden Rußpartikel registriert, die "in niedrigen Konzentrationen" die krebserregenden Stoffe Benzol und Styrol enthielten.Bis elf Uhr rückten gestern auf dem Hüttengelände immer neue Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr an, die den Brand zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend unter Kontrolle hatte. Neben der Hüttenwehr waren die Feuerwehren von Dillingen und Saarlouis mit Drehleitern vor Ort, außerdem Mess-Einheiten der Berufsfeuerwehr Saarbrücken und aus Merzig-Wadern und St. Wendel. Im Laufe des Tages waren insge samt rund 120 Feuerwehrleute im Einsatz. Während sich besorgte Bürger bei der Dillinger Polizei meldeten - selbst aus dem Raum Merzig gingen Anrufe ein -, sahen sich andere das Geschehen aus nächster Nähe an. Etliche Schaulustige standen stundenlang am Geländer in der Saarlouiser Straße und verfolgten die Löscharbeiten. Verletzt wurde bei dem Feuer niemand. Die laufende Produktion der Hütte war nicht betroffen.