Braune "Stars" in Trier

TRIER. Dumpfe Texte zu schönen Klängen: Rechtsradikale versuchen zunehmend, ihr Gedankengut über Musik zu verbreiten. In Trier soll es heute ein Neo-Nazi-Konzert geben - mit "Stars" der braunen Szene.

Er textete zur Melodie von Udo Jürgens "Mit 66 Jahren" die Zeile: "Mit sechs Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an." Mit antisemitischen Zeilen wie diesen und Auftritten bei braunen Kameradschaften oder etwa beim "Rudolf-Heß-Gedenkmarsch" ist der Regensburger Liedermacher Michael Müller bei Neonazis deutschlandweit berühmt geworden. Heute soll er in Trier auftreten. Und mit ihm die bekannteste Frau unter den so genannten "nationalen Liedermachern", Annett Moeck aus dem brandenburgischen Schwedt, die eine bundesweite Fangemeinde hat. Nur mit Gitarrenbegleitung singen sie ihre Lieder, nennen Reinhard Mey oder Hannes Wader als ihre Vorbilder. Ihre Lieder sind rührselig-schwülstig, lassen alte Kameraden als Helden des Zweiten Weltkriegs marschieren oder rufen gar unverblümt zu Rassismus oder Gewalt auf. Wo die braunen Stars genau auftreten, erfahren deren Fans meist erst kurz vor dem Konzert. So ist auch vom heute in der Region stattfindenden Auftritt der beiden lediglich ein Treffpunkt in der Stadt bekannt. Erst von dort aus geht es zum Ort des Konzertes. Damit soll vermieden werden, dass ungewollte Gäste - etwa Demonstranten - die Veranstaltung stören. Organisatoren in Trier sind die "Kameradschaft Moselland", das "Nationale Aktionsbündnis Eifel", das "Mosel-Eifel-Netzwerk" und die "Freunde der JN". JN sind die Jungen Nationaldemokraten, die Jugendorganisation der NPD. Hinter all dem dürfte vor allem der in Trier bekannte Philipp Valenta stehen, der stellvertretende Landesvorsitzende der NPD. Ein Grußwort beim Konzert spricht Alexander Neidlein, Jahrgang 1974, von dem es unter anderem heißt, er habe schon 1993 in Bosnien als Söldner einer faschistischen Bürgerkriegs-Miliz gedient und später in Deutschland ein Postamt überfallen. Mittlerweile ist er in den JN-Bundesvorstand aufgestiegen. Verhindern lässt sich das Konzert rechtlich wohl nicht. Die Polizei, so Sprecher Rainhard Rothgerber, weiß von dem geplanten Auftritt und "ist vorbereitet". Mehr will Rothgerber dazu nicht sagen. Da nach TV -Informationen auch in der antifaschistischen Szene in Trier der Treffpunkt bekannt ist, sind Krawalle nicht ausgeschlossen.

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