Brutal misshandelt

Weiskirchen . Ein 18-Jähriger ist in der Nacht zum Dienstag in Weiskirchen (Saarland/Kreis Merzig-Wadern) von vier Männern brutal niedergeschlagen und schwer verletzt worden. Die Waderner Polizei geht von Selbstjustiz aus.

Mit einem Baseball-Schläger, einer schweren Zweiradsicherungskette und einer Peitsche hat ein Quartett in der Nacht zum Dienstag mehrmals auf sein Opfer eingeknüppelt. Unter dringendem Tatverdacht stehen ein 31-jähriger Mann, seine beiden Brüder und ein Komplize. Die Peiniger werfen ihrem 18-jährigen Opfer vor, bei dem 31-Jährigen eingebrochen und Geld gestohlen zu haben. Die Waderner Polizei spricht von einem "nicht alltäglichen Rohheitsdelikt" und vermutet, dass die vier den Einbruch rächen und das Geld zurückholen wollten. Mehrere Zeugen berichteten der Polizei, dass der angeblich Bestohlene wutentbrannt den ganzen Montag den jungen Mann über gesucht habe. Fündig wurde der Mann gegen 23 Uhr in Weiskirchen, wo der 18-Jährige mit Freunden gemeinsam ein WM-Spiel angesehen hatte. Mit seinen Komplizen soll der 31-Jährige in die Wohnung eingedrungen sein, auf den angeblichen Einbrecher eingeschlagen und die Herausgabe der Beute gefordert haben. Obwohl das Opfer stark blutete, schleppten ihn seine Peiniger in ein Auto und brachten ihn zum Ortsrand von Weiskirchen. Dort misshandelten sie ihn weiter und suchten nach dem gestohlenen Geld. Als sie einen vermutlichen Teil der Beute in seiner Kleidung fanden, gelang dem Opfer zunächst die Flucht. Er kletterte auf den Balkon eines Hauses, wobei ihm aber einer seiner Peiniger nachsetzte. Aufgeschreckt durch den Krach rannte der 55-jährige Hausbesitzer auf den Balkon. "Ich dachte, Einbrecher seien auf Beute aus. Da hab' ich versucht, mich zu wehren und einem der beiden einen Rand gegeben", berichtete der Hausbesitzer der Saarbrücker Zeitung. Folge: Der 18-Jährige fiel vom Balkon. Bei dem Sturz krachte er durch ein Kunststoff-Garagendach und stürzte zu Boden. "Der andere sprang durch die Einbruchstelle nach", berichtete der Hausbesitzer. Ersten Ermittlungen der Polizei zufolge handelte es sich bei dem anderen um den 31-jährigen Haupttäter. "Mir läuft jetzt noch eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich daran denke", sagte der 55-Jährige. Er sei gerade von der Mittagsschicht nach Hause gekommen und habe das Fernsehen eingeschaltet, als er verdächtige Geräusche auf dem Balkon wahrgenommen habe. Nachbarn hätten ihm später erzählt, dass sie kurz zuvor vier Männer aus einem Auto hätten springen sehen, sagte er. Er habe sofort die Polizei alarmiert, ergänzte der Hausbesitzer. Das Auftauchen des Streifenwagens habe den 18-Jährigen vor weiteren Misshandlungen bewahrt - wenn auch nur für ein paar Augenblicke. Kaum waren die Polizisten im Haus des 55-Jährigen verschwunden, schleppten die Verfolger den 18-Jährigen in die nahe gelegene Wohnung des Haupttäters. Hier sei er, so seine Aussagen bei der Polizei, weiter geschlagen worden. Als die Täter durch ein Fenster einen Streifenwagen sahen, hätten sie das Licht gelöscht. Der 18-Jährige habe diesen Moment zur Flucht genutzt. Aus Angst vor weiteren Attacken habe er sich in einer leer stehenden Wohnung in Weiskirchen versteckt, ließ weder seine massiven Verletzungen medizinisch behandeln noch informierte er die Polizei. Das hatten seine Freunde getan, die Zeugen der Misshandlungen geworden waren. Nach kurzer Suche fanden die Fahnder Opfer und Täter. Die Ermittlungen dauern an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort