Kalter Krieg Eintauchen in Bunker und die Zeit des Kalten Krieges

Traben-Trarbach/Alzey · Wer nach den spektakulären Nachrichten aus Traben-Trarbach mehr über rheinland-pfälzische Bunker erfahren möchte, hat dazu bald in Alzey die Gelegenheit.

 Nebulöse Bunkerwelt: Für DDR-Geheimdienste waren „geschützte Führungsstellen“ des Westens wichtige Aufklärungsziele, deren Strukturen man durchleuchten wollte.  Foto: Bunker-Dokumentationsstätten

Nebulöse Bunkerwelt: Für DDR-Geheimdienste waren „geschützte Führungsstellen“ des Westens wichtige Aufklärungsziele, deren Strukturen man durchleuchten wollte. Foto: Bunker-Dokumentationsstätten

Foto: Bunker-Dokumentationsstätten

Seit Ermittler in Traben-Trarbach den größten Schlag gegen Cyberkriminelle in Deutschland geführt haben, ist das Interesse an den rheinland-pfälzischen Bunkern aus der Zeit des Kalten Krieges stark gestiegen. War genau solch ein Bunker an der Mosel doch Schauplatz für Verbrechen, die stark an einen James-Bond-Film erinnern.

Wer nun eintauchen möchte, in die Geschichte ähnlicher Schutzbauten, hat dazu am 1., 2. und 3. November im Bunker Alzey die Gelegenheit, wo Veranstaltungen der Vereinigung Bunker-Dokumentationsstätten sich der deutsch-deutschen Spionagegeschichte widmen.

Mit dem Mauerfall im November 1989 wurde nicht nur das Ende der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und des Kalten Krieges eingeläutet. Es war auch das Aus der DDR-Spionage im Westen. Was Ost-Berlin zu diesem Zeitpunkt über den rheinland-pfälzischen Regierungsbunker in Alzey wusste, ist Schwerpunktthema der Führungen am 1., 2 und 3. November.

Laut Bunker-Dokumentationsstätten geht es um Folgendes: Die Geheimakte A 491 040, im Frühjahr 1979 zusammengestellt durch die DDR-Auslandsspionage, nenne Alzey als neuen Bunkerstandort für die rheinland-pfälzische Landesregierung. Sowohl der bisherige Mainzer Unterschlupf in Burg an der Mosel wie auch der Neubau in Alzey seien durch ostdeutsche Agenten beobachtet worden. Und sogar eine heimlich im kleinsten Kreis geplante Kabinettssitzung um Ministerpräsident Bernhard Vogel im neuen Alzeyer Atomschutzbunker sei durchgesickert.

Rheinland-Pfalz habe auf Platz eins der DDR-Spionage in der Bundesrepublik gestanden. Viele wichtige Militärbasen, die weltweit höchste Dichte an einsatzbereiten Kernwaffen, der Rhein als angedachte strategische „Haltelinie“ der anstürmenden Ostblock-Armeen und deren erwartete Hauptstoßrichtung durch Eifel und Hunsrück Richtung Westen – das Bundesland galt im kalten Krieg als Flugzeugträger der Nato. Entsprechend groß sei das Interesse der „Hauptverwaltung Aufklärung“, wie der DDR-Auslandsnachrichtendienst unter Oberspion Markus Wolf genannt wurde, gewesen.

Unter den 153 protokollierten Zielobjekten in ganz Westeuropa lagen den Bunker-Experten zufolge 26 in Rheinland-Pfalz.

Das Geflecht deutsch-deutscher Bunker-Spionage wird in Alzey am ersten Novemberwochenende aufgelöst: Führungen durch die unterirdischen Gänge und Räume erklären, wer dabei eine Rolle spielte, wie gearbeitet wurde und welche Informationen Ost-Berlin erreichten.

Und natürlich gehen die Erklärungen auch auf Aufbau und Aufgabe des rheinland-pfälzischen Regierungsbunkers ein, der zu Jahresbeginn 1992 aufgegeben wurde.

Weitere Informationen und Anmeldung zum Besuch des Ausweichsitzes Rheinland-Pfalz (Aufbau-Gymnasium, Ernst-Ludwig-Str. 49-51, 55232 Alzey) am 1., 2. und 3. November 2019 gibt es im Internet: www.bunker-alzey.de

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