Busverkehr sorgt für Krach zwischen Mainz und Region

Trier · Es knirscht im Zweckverband Verkehrsverbund Region Trier (VRT). Die Grünen kritisieren die Preisgestaltungen und die Vertragspolitik. Verbandsvorsteher Joachim Streit droht offen mit der Auflösung des Verbundes und dem Aufgeben eines einheitlichen Bustarifes.

 Fahrgäste steigen in Trier in einen Bus nach Igel: Der Zweckverband VRT sieht den Busverkehr im ländlichen Raum gefährdet. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Fahrgäste steigen in Trier in einen Bus nach Igel: Der Zweckverband VRT sieht den Busverkehr im ländlichen Raum gefährdet. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Trier. Nicht nur die Buskunden müssen ab Januar mehr zahlen. Auch die Kommunen, die den Nahverkehr organisieren. Weil die Ticketpreise steigen, erhöhen sich auch die Preise für die Schülerfahrkarten. Statt derzeit 165,60 Euro kostet das teuerste Schülermobilitätsticket ab Januar 175 Euro. Für Schüler aus den Landkreisen an weiterführenden Schulen (außer Gymnasien) bis zur zehnten Klasse teilen sich Eltern und die Kreise die Kosten für die Fahrkarten. Weil die Tickets teurer werden, müssen die Kreise auch mehr dafür bezahlen. Allein im Kreis Trier-Saarburg, der wie die anderen Kreise und die Stadt Trier im Zweckverband Verkehrsverbund Region Trier (VRT) vertreten ist, steigen die Ausgaben für die Schülerfahrkarten ab Januar um 180 000 Euro. Nicht darin eingerechnet die wahrscheinliche nächste Preiserhöhung im April kommenden Jahres um fast zwei Prozent.
Grund für die Erhöhung sind die Kostensteigerungen etwa bei Diesel und Personal. Eigentlich, so der VRT-Vorsitzende und Bitburg-Prümer Landrat Joachim Streit, hätten die Preise noch viel drastischer angehoben werden müssen, vielleicht sogar um mehr als zehn Prozent. Denn die Haupteinnahmequelle der Busunternehmen, der Schülertransport, geht immer weiter zurück, weil es immer weniger Schüler gibt. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm machen die Schülertransporte rund 70 Prozent des öffentlichen Busverkehrs aus, in Trier-Saarburg sogar fast 80 Prozent.
Es knirscht im Zweckverband


Die zurückgehenden Einnahmen der Verkehrsbetriebe sollen durch die Kreise und die Stadt Trier ausgeglichen werden, die Trierer Grünen errechnen dadurch allein für die Stadt Trier Mehrausgaben von jährlich rund 250 000 Euro.
Es knirscht im VRT-Zweckverband. Verbandsvorsteher Streit sieht gar die Zukunft eines einheitlichen Bustarifes in der Region und damit des VRT gefährdet. Auf Dauer könne es keinen rentablen Busverkehr mehr in der Region geben, sagt er. Er fühlt sich vom Land im Stich gelassen. Es mache durch die einseitige Förderung des Schienenverkehrs samt Regio-Linien den Buslinien in den ländlichen Gebieten Konkurrenz. Eine Bedrohung sieht Streit auch in den vom Land unterstützten Bürgerbussen. Sie sollen in dünn besiedelten Landstrichen, in denen es kaum öffentlichen Busverkehr gibt, vor allem ältere Menschen in die nächstgrößere Stadt bringen. In der Verbandsgemeinde Saarburg soll im Oktober ein entsprechendes Modell starten. Allerdings müssen die Fahrkartenpreise für die Bürgerbusse unter denen des eigentlichen Linienverkehrs liegen. "Da können wir den Busverkehr gleich einstellen", schimpft Streit. Bereits jetzt stehe einigen Busunternehmen in der Region finanziell das Wasser bis zum Hals. Den Firmen fehlte das Geld für die Anschaffung neuer Busse. "Wir fahren auf dem Land größtenteils mit veralteten Bussen, die jede Menge Ruß ausstoßen", sagt Streit. Bis 2001 hat das Land den Unternehmen Zuschüsse für den Kauf von Bussen bezahlt. Diese Subvention sei aus finanziellen Gründen, aber auch aus Wettbewerbsgründen eingestellt worden, heißt es aus dem rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium.
Da die Busstrecken ausgeschrieben werden, könnte die Bezuschussung eines einzelnen Unternehmens für den Busneukauf den Wettbewerb verzerren, heißt es. Es liege sicher aber nicht am Land, wenn der Busverkehr in der Region Trier nicht rentabel sei. Mann könne auch kostengünstiger Linienverkehr betreiben, dazu müsse man aber seine Hausaufgaben machen und sich auch von unrentablen Strecken trennen, lautet die unverhohlene Kritik aus Mainz in die Region. Unterdessen haben die ersten Unternehmen ihre Konzession für das Betreiben von Strecken abgegeben, weil sie mehr Verluste als Einnahmen damit einfahren. Laut Streit werden noch mehr Unternehmen folgen. Der Verkehrsverbund Region Trier(VRT) wurde 2001 gegründet. Getragen wird der Zweckverband von den vier Landkreisen, der Stadt Trier und den zwölf Verkehrsunternehmen in der Region, darunter auch die Bahn. Seitdem gilt in der Region ein entfernungsabhängiger einheitlicher Tarif. Unabhängig mit welchen Busunternehmen oder ob man mit der Bahn unterwegs ist, braucht man beim Umsteigen kein neues Ticket mehr zu lösen - der VRT hat sich daher das Motto "ein Ticket, ein Tarif" gegeben. Insgesamt gibt es 140 verschiedene Bus- und Bahnlinien in der Region. Im Jahr 2009 wurden insgesamt 28,5 Millionen Fahrgäste in Bussen und Bahnen der Region gezählt. wie Der VRT erhöht immer dann die Fahrpreise, wenn sich innerhalb eines Jahres die für den Öffentlichen Nahverkehr relevanten Preise, etwa Treibstoffkosten, Personalkosten, Kosten für Ersatzteile, Reifen, Reparaturen und Versicherungen, deutlich erhöht haben. Laut VRT-Sprecherin Karin Besel sind im vergangenen und in diesem Jahr die Preise für Diesel um 14,7 Prozent, für Reifen um 3,4 Prozent und für Personalkosten um 1,6 Prozent gestiegen. Dadurch sei eine Preiserhöhung zum 1. Januar unausweichlich. Mit großer Wahrscheinlichkeit steigen die Preise zum 1. April nächsten Jahres erneut. Der Zweckverband hat bei seiner Sitzung in Bitburg einen sogenannten Vorratsbeschluss gefasst. Wenn die 13 im VRT zusammengefassten Busunternehmen nachweisen, dass sie trotz der Fahrpreiserhöhungen noch immer nicht wirtschaftlich arbeiten können, dann werden die Preise erneut erhöht. Erstmals in der Geschichte des VRT wird die Aufsichtsbehörde, der Landesbetrieb Mobilität (LBM), prüfen, ob die Preiserhöhung angemessen ist. Angemessen ist sie, wenn sie kostendeckend ist und sie die Kunden nicht überfordert. Genehmigt der LBM die Preiserhöhung nicht, muss der Zweckverband den Verkehrsbetrieben die höheren Ausgaben bezahlen. wie

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