Brauchtum Die Sternsinger kommen! Was steckt hinter diesem Brauch und warum sieht Caspar nicht mehr aus wie früher?

Trier · Vieles wird dieses Jahr anders sein, wenn die Sternsinger kommen. Ohnehin ist der alte Brauch im Wandel – nicht zuletzt wegen Rassismusvorwürfen. Wer wissen will, was es überhaupt mit den segnenden Kindern auf sich hat, findet hier Antworten.

Caspar und Rassismus: Neuerungen bei den Sternsingern im Bistum Trier
Foto: dpa/Friso Gentsch

6. Januar. Ding-Dong, die Türklingel. Da schlurft man im Schlafanzug zur Türe, denkt an nichts Böses und sieht sich unvermittelt einer quietschfidelen Schar verkleideter Kinder mit Krönchen gegenüber, die singen und irgendwas auf die Haustüre kleben wollen. Schon in ganz normalen Jahren dürften sich viele nicht ganz so Brauchtumsfeste fragen, wie man mit dieser Situation richtig umgeht. Und jetzt auch noch Corona!

Wir haben beim Bistum Trier nachgehört, was 2022 anders wird, was es überhaupt mit dem Sternsingen auf sich hat und ob Caspar trotz all der Rassismusdebatten 2022 schwarz geschminkt erscheinen sollte.

Welche Bedeutung hat das Sternsingen überhaupt?

  • „Die Sternsinger bringen zunächst einmal den Segen fürs Neue Jahr zu den Menschen in ihren Gemeinden – auch zu Alten, Kranken und Einsamen – die sich darüber freuen“, sagt Simone Bastreri von der bischöflichen Pressestelle.
  • Das Sternsingen sei aber auch die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder weltweit.
  • Zum dritten sei es natürlich auch ein schönes Gemeinschaftsprojekt: Gemeinsam Gutes tun schweiße zusammen.

Vergangenes Jahr fiel das klassische Sternsingen ja weitgehend aus. Was gab den Ausschlag, es nun trotz der jüngsten Corona-Welle stattfinden zu lassen?

  • „Schon letztes Jahr fiel die Aktion nicht gänzlich aus, sondern viele Pfarreien setzten sie durch alternative Formen kontaktlos um, die es auch in diesem Jahr noch geben wird: Es werden digitale Spendendosen eingerichtet.
  • Zudem werden Segensbriefe in die Briefkästen verteilt oder am Eingang der Kirchen ausgelegt“, erklärt Simone Bastreri. In diesen Briefen findet man übrigens auch die gesegneten Aufkleber für die Haustüre. Dass es keine flächendeckende Absage der Hausbesuche gebe, sei eine Entscheidung des Kindermissionswerks, „um den regionalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen“.

Wie sieht der Segen aus, den die Sternsinger hinterlassen und wofür stehen die Buchstaben und Zeichen?

  • Bei ihren Hausbesuchen schreiben die Sternsinger den Segen mit gesegneter Kreide (oder per Aufkleber) über die Türen: 20*C+M+B+22.
  • Das aktuelle Jahr, in dem Fall 2022, steht getrennt am Anfang und am Ende. Der Stern steht für den Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Zugleich ist er Zeichen für Christus. Die Buchstaben C+M+B stehen für die lateinischen Worte „Christus Mansionem Benedicat“ – Christus segne dieses Haus. Die drei Kreuze bezeichnen den Segen: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Was wird 2022 anders sein als üblich?

  • Für die Pfarreien, die sich für Hausbesuche entschieden haben, hat das Kindermissionswerk ein strenges Hygienekonzept vorgelegt. Kinder werden vorab unter Aufsicht getestet und sie sollen an den Türen Masken tragen.
  • Einige Pfarreien haben sich auch dazu entschieden, nur auf Anmeldung Häuser zu besuchen oder an zentralen Plätzen Segensstationen einzurichten, wo ebenfalls Spenden abgegeben werden können.
  • Auch online sind Spenden auf der Seite des Kindermissionswerks möglich.

Worauf sollte man achten, wenn Sternsinger an der Tür klopfen?

  • „In den meisten Pfarreien ist es so, dass die Menschen vorher im Pfarrbrief oder dem Amtsblatt gebeten werden, sich anzumelden, wenn sie einen Besuch der Sternsinger wünschen. Wenn also die Sternsinger klopfen, wäre es schön, wenn man eine kleine Spende für die Kinderhilfsprojekte bereithält“, teilt das Bistum mit. atürlich freuten sich die Sternsinger auch über Süßigkeiten.
  • Sinnvoll könnte es sein, beim Öffnen der Türe selbst eine Maske zu tragen.
  • „Außerdem bitten wir darum, genügend Abstand zu den Kindern zu halten und sie auch nicht hereinzubitten“, sagt Bastreri.

Unter welchem Motto steht das Drei-Königs-Singen 2022?

  • Die Aktion 2022 steht unter dem Motto: „Gesund werden – gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit.“
  • Sie soll Kindern in Afrika helfen – Projekte gibt es in Ghana, dem Südsudan und Ägypten.

Wie viel Spendengeld kommt bei der Aktion üblicherweise zusammen?

  • Insgesamt kamen 2021 laut Bistum 38.215.497 Euro zusammen. Das sind (bedingt durch die Pandemie) 78 Prozent im Vergleich zu 49,3 Millionen Euro im Jahr 2020.
  • Im Bistum Trier beteiligten sich rund 500 Gruppen, die 1,47 Mio Euro sammelten.

Capsar-Darsteller zogen traditionell mit schwarz geschminkten Gesichtern umher. Die Katholische Jugend hat in Köln oder Bamberg dazu aufgerufen, Kinder nicht mehr schwarz zu schminken, da schwarze Menschen dies als rassistisch empfänden. Wie steht das Bistum Trier dazu?

  • „Wir als Bistum sind nicht Träger der Aktion – schließen uns aber der Empfehlung an“, sagt Bastreri.
  • Caspar, Melchior und Balthasar repräsentierten die drei damals bekannten Erdteile Asien, Afrika und Europa, der schwarze König stand für Afrika. Die Gleichsetzung von Hautfarbe und Herkunft sei jedoch anachronistisch, sagt Bastreri.
  • Der BDKJ und das Kindermissionswerk empfehlen, die Kinder einfach so gehen zu lassen, wie sie selbst sind – vielfältig in ihrem Aussehen.

Wie kommt es überhaupt, dass sich in Deutschland um den 6. Januar rund 300.000 Kinder als Heilige drei Könige verkleiden, die singend und segnend durch die Orte ziehen?

  • Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ sagt dazu: „Das Sternsingen ist ein alter Brauch, der bis ins Mittelalter zurückreicht. Als Könige gekleidet zogen Jungen durch die Gassen und spielten den Zug zur Krippe nach.“
  • Das Kindermissionswerk hat den Brauch 1959 mit der Aktion Dreikönigssingen wieder aufgegriffen und ihm ein neues Ziel gegeben. 1961 ist als weiterer Träger der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hinzugekommen.
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