Cattenom-Übung: Verstrahltes Obst, notgeschlachtete Kühe

Trier · Vier Tage lang wurde in Rheinland-Pfalz, dem Saarland, in Luxemburg, Lothringen und Belgien geprobt, was nach einem Atomunfall in Cattenom zu tun ist. Am Ende der grenzüberschreitenden Übung steht für die rheinland-pfälzische Landesregierung immer noch fest, dass Cattenom abgeschaltet werden muss.

 Blick ins Lagezentrum in Trier: Heike Fenn und Heinz Wolschendorf, Referatsleiter Katastrophenschutz in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (Vordergrund links) besprechen die Lage. TV-Foto: Friedemann Vetter

Blick ins Lagezentrum in Trier: Heike Fenn und Heinz Wolschendorf, Referatsleiter Katastrophenschutz in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (Vordergrund links) besprechen die Lage. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Region ist verstrahlt. Obst und Gemüse aus dem Garten müssen vernichtet werden. Kühe, die auf der Weide gestanden haben, werden notgeschlachtet. So steht es zumindest im Drehbuch für die grenzüberschreitende Katastrophenschutzübung, die heute zu Ende geht. Ausgangspunkt ist ein Atomunfall im Kernkraftwerk Cattenom. Laut Übung ist Radioaktivität ausgetreten.

Trotz dieser Ausgangslage hat die Bevölkerung von der seit Dienstag laufenden Übung nichts mitbekommen. Es ist eine interne Übung, in der die Zusammenarbeit der Krisenstäbe in Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Luxemburg, Lothringen und Belgien bei einer solchen Katastrophe geprobt wird - per Computer, Telefon und Videokonferenzen. Einsatzfahrzeuge und Rettungskräfte sind außerhalb des Lagezentrums der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) nicht zu sehen. Es ist der dritte Teil einer vor einem Jahr begonnenen Übung, die jedes Mal unterbrochen wurde und genau an der Stelle fortgesetzt wurde.

Wenn heute die Übung endet, dann ist es der achte Tag nach der angenommenen Katastrophe in Cattenom. In diesem Teil habe nicht mehr nur der Katastrophenschutz im Mittelpunkt gestanden, sondern der Umgang mit der Strahlung, erklärt Rolf Hentzschel, Strahlenschutzexperte im rheinland-pfälzischen Energieministerium. Die Übung habe gezeigt, dass der Austausch von Strahlenmessdaten mit den anderen Ländern noch verbessert werden müsse. Und die Konsequenzen, die aus den Messungen gezogen würden, müssten besser abgestimmt werden. Daher sei eine solche Übung "absolut notwendig". Ist sie auch realistisch? "Ja", sagt Hentzschel. Man sei davon ausgegangen, dass die Strahlung in Rheinland-Pfalz nach dem fiktiven Unfall im 60 Kilometer von Trier liegenden Cattenom so hoch sei, wie sie nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986 in Deutschland war. Nicht wie sie im 2000 Kilometer entfernten Tschernobyl selbst war.

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