Chaos auf der Eifelstrecke geht weiter

Trier · Es läuft nicht rund auf der Eifelstrecke. Seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember gibt es bei den dort fahrenden Zügen immer wieder Verspätungen und Ausfälle. Eine Besserung ist noch immer nicht in Sicht.

 Auf der Eifelstrecke kommt es seit Monaten zu Verspätungen und Zugausfällen. Grund sind häufig technische Pannen bei den neuen Regionalzügen des Typs Coradia Lint (hier in Köln). Foto: NVR

Auf der Eifelstrecke kommt es seit Monaten zu Verspätungen und Zugausfällen. Grund sind häufig technische Pannen bei den neuen Regionalzügen des Typs Coradia Lint (hier in Köln). Foto: NVR

Foto: (g_pol3 )

Trier. Bis zu 45 Grad heiß sei es am vergangenen Freitagabend im Regionalexpress RE 11353, der planmäßig in Köln um 18.21 Uhr Richtung Trier gestartet war, sagen Mitreisende. Und das bei sommerlichen Außentemperaturen. Als sie den Zugbegleiter informieren wollen, stellen sie fest, dass in dem Zug vom Typ Talent die Gegensprechanlage nicht funktioniert.

Mehrere Fahrgäste sollen über Übelkeit und Kreislaufprobleme geklagt haben. Als der Zug dann im nordrhein-westfälischen Euskirchen hält, ist eine groß angelegte Rettungsaktion angelaufen. Zwei Notärzte und mehrere Rettungssanitäter sind im Einsatz, rund 150 Fahrgäste müssen behandelt werden, zwei werden ins Krankenhaus gebracht.

Schuld an den Saunatemperaturen ist laut Bahn ein defektes Ventil der Heiz- und Klimaanlage gewesen. Statt zu kühlen, ist die Heizung auf vollen Touren gelaufen. Das Ventil sei im vergangenen Oktober ausgetauscht worden, eine Woche zuvor sei der Zug in der Inspektion gewesen. Einen Grund für den Defekt kann der Bahnsprecher nicht nennen.

Nutzer der Eifelstrecke, die sich im sozialen Netzwerk Facebook zur Gruppe Eifelpendler zusammengeschlossen haben, geben den veralteten Zügen die Schuld. Denn bei dem betroffenen Zug vom Typ Talent handelt es sich um ein eigentlich ausrangiertes Fahrzeug. Seit vergangenem Jahr sind diese Züge nach und nach durch die neuen Coradia Lint vom Hersteller Alstom ersetzt worden. Doch bei den modernen Fahrzeugen hat es von Anfang an Pannen gegeben. Mal waren es geplatzte Kühlschläuche, mal defekte Getriebe, die die Lint-Züge haben ausfallen lassen oder zu Verspätungen geführt haben.

Daher mussten immer wieder die neuen Züge durch die alten Talent ersetzt werden. Doch gebessert hat sich die Lage auf der Eifelstrecke offenbar nicht. Seit Anfang des Jahres seien bis zu sieben Prozent der Züge ausgefallen, die Pünktlichkeit liege unter 90 Prozent, sagt Thomas Nielsen, Sprecher des für Schienennahverkehr in der Region zuständigen Zweckverband SPNV Nord. Laut Bahn sind derzeit sieben der insgesamt 56 Lint-Züge in der Werkstatt, etwa wegen Vandalismusschäden, Unfällen oder Getriebeschäden. Diese werden durch Talent-Fahrzeuge ersetzt.

Auch beim für den nordrhein-westfälischen Teil der Eifelstrecke zuständigen Zweckverband NVR zeigt man sich genauso verärgert über die Bahn. "Wir sind auch absolut unzufrieden über die aktuelle Situation auf der Eifelstrecke", sagt NVR-Sprecher Holger Klein. Man habe die Bahn schon mehrmals "eindrücklich auf die im Vertrag festgelegten Pflichten und Vorgaben hingewiesen". Die beiden Zweckverbände drohen der Bahn an, Strafzahlungen zu verlangen. Das ist dann möglich, wenn die Bahn nicht die vertraglichen Leistungen einhalten kann, etwa bei technisch bedingten Pannen. Im vergangenen Jahr seien das allein für das Kölner Dieselnetz, zu dem neben der Eifelstrecke auch die Bahnverbindung von Köln nach Bonn gehört, fast zehn Millionen Euro gewesen, sagt Klein. Mit dem Geld seien zusätzliche Mittelteile für die Lint-Züge gekauft worden, um die Kapazität zu erhöhen. Denn ein weiteres Problem ist, dass einige der Züge zu "kurz" sind und viele Fahrgäste beengt im Gang stehen müssen.

Die Bahn weist die Vorwürfe der Pendler und der Zweckverbände von sich, die Züge auf der Eifelstrecke seien technisch nicht einwandfrei. Alle eingesetzten Fahrzeuge würden regelmäßig gewartet, heißt es.

Seit dem Fahrplanwechsel hat es von Nutzern der Eifelstrecke immer wieder Beschwerden über vereinzelt schlechte Verbindungen gegeben. Darauf reagieren Bahn und die beiden Zweckverbände mit Fahrplananpassungen ab Sonntag. Morgens fahren einige Züge von Trier über Gerolstein Richtung Köln bis zu sechs Minuten früher ab. Zudem würde es bei dem morgens um 6.04 Uhr ab Jünkerath nach Trier fahrenden Zug montags bis freitags zwei zusätzliche Bedarfshalte in Birresborn und in Mürlenbach geben. Wer dort aussteigen will, muss im Zug den Halteknopf bedienen. wer einsteigen will, muss sich gut sichtbar auf den Bahnsteig stellen. Außerdem hält künftig samstags der Zug, der um 6.11 Uhr in Köln Richtung Trier abfährt, zusätzlich in Lissendorf und in Oberbettingen-Hillesheim.

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