Chaos mit Helau

Mainz steht wieder einmal vor dem Ausnahmezustand. Doch diesmalsind es nicht die leeren Kassen, die den Volksvertretern die Luftzum Geldverteilen rauben und so für einen Notstand sorgen, oder10 000 Polizisten, die demonstrierend das Verkehrsleben lahmlegen. Noch schlimmer: Fastnacht und damit mehrere HunderttausendNarren stehen vor der Tür und sind teilweise bereits wildschunkelnd eingefallen. -Erste Horden oftmals unfreiwilliger Kokolores-Redner zogen am Mittwoch bereits in den Landtag ein. Die SPD-Riege fand sich als von den USA zu Vorgestrigen abgestempelte "Vertreter des alten Europas" ein. Unter Führung von "Napoleon" Kurt Beck. Die Grünen kamen als Cowboy-Demonstrantengruppe unter dem Motto "Texaner für den Frieden". Dagegen machten sich die CDUler als Schnorrer und Bettler breit, von Rot-Grün in den Ruin getrieben. Die Rettung durch eine wenig schlagkräftige liberale "Steuerwehr", die zwar in beeindruckender Uniform, jedoch etwas orientierungslos auftrat, kam offensichtlich zu spät. Landtags-Hausherr Christoph Grimm erinnerte als Chefkoch verkleidet wohl eher unfreiwillig daran, dass er in den letzten Jahren einiges hat anbrennen lassen. Entsprechend trauerte auch Personalratsvorsitzender Klaus-Dieter Steinmetz als Protokoller um "die schönen Zeiten, als sich jeder jeden Tag tat mit jedem noch streiten". Der gebürtige Trierer beschäftigte sich auch mit der vom Pfälzer Napoleon Beck ausgelösten Länderneugliederungs-Konfusion: "Ich hätt\' da noch eine Bitt\'/holt neben der Saar die Luxemburger mit/die würden uns nämlich dann schon morgen/mit billigem Benzin und Kaffee versorgen/mein Trier läg in der Mitte und wäre doch glatt/vom neuen Gebilde die Landeshauptstadt/mit Luxemburg käm\' dann sogleich/exportiertes Geld wieder heim ins Reich."

-Humoristische Attacken hat der vermeintliche Eroberer Beck bereits Tage vorher von seinem Saar-Kollegen Peter Müller einstecken müssen. Der Saarfürst hatte sich als "Kurfürst Bock von Beckenstein" in der Bütt der SaarbrückerKarnevalsgesellschaft "M\'r sin nit so" als machtlüsterner aber ungeschickter Pfälzer in Szene gesetzt, um zur Gaudi des Publikums den "geliebten" begehrlichen Nachbarn vorzuführen. Beck nahm es mit Humor und lud den Vorzeige-Saarländer Heinz Becker alias Gerd Dudenhöfer zur Mainzer Fernsehfastnacht ein. Der durfte allerdings dort nicht in die Bütt, um den Mainzern den lieben Nachbarn von der Saar zu mimen. Doch zu aller Trost sind die grenzüberschreitenden Sticheleien ja ohnehin nicht auf die fünfte Jahreszeit beschränkt.

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