Chefwechsel sollen Flughafen Hahn beflügeln

Mainz · Innenminister Roger Lewentz hofft auf einen Befreiungsschlag durch die Führungswechsel am Flughafen Hahn. Die öffentlichen Diskussionen müssten beendet werden, um sich auf das Kerngeschäft zu besinnen. Der Betriebsrat will nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen nur noch eins: Ruhe zum Arbeiten.

Mainz. Thomas Dillmann und Jörg Munsteiner wissen nicht so recht, was sie von der Sache halten sollen. Der Betriebsratsvorsitzende der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG) und sein Stellvertreter sind nach Mainz gekommen, um im Innenministerium mit eigenen Ohren zu hören, was dort verkündet wird. Dillmann überlegt nach der Pressekonferenz kurz, dann sagt er: "Wichtig ist eine Lösung, auf der man aufbauen kann."Mitarbeiter haben Angst


Ob es die richtige Lösung ist, dass der in der Belegschaft umstrittene, wenn nicht gar gefürchtete Sanierer Heinz Rethage an Bord bleibt, während sein Kollege Wolfgang Pollety und Aufsichtsratschef Hans Endler nach den Streitereien in der Chefetage weichen? Dillmann spricht von "großen Ängsten" der Mitarbeiter. Dann ergänzt er: "Wir müssen mit Herrn Rethage zusammenarbeiten und werden das auch tun."
Schlagzeilen der vergangenen Tage über ihr Unternehmen ärgern die Mitarbeitervertreter. "Von einem Sumpf zu sprechen, ist eine Frechheit", schimpft Jörg Munsteiner. Er betont, der Betriebsrat stehe hinter dem Sanierungskonzept von Geschäftsführer Rethage, wenngleich er es nicht in allen Punkten unterstütze. "Es enthält sogar Punkte, die wir vorgeschlagen haben." Vermutlich gefällt es den Betriebsräten, was Salvatore Barbaro zu sagen hat, der von Minister Lewentz als "ausgewiesener Finanzfachmann" gelobte neue Vorsitzende des Aufsichtsrates: "Wir stehen vor großen Herausforderungen. Aber wir reden hier nicht über eine Klitsche, sondern über den fünftgrößten Frachtflughafen in Deutschland."
Finanz-Staatssekretär Barbaro, der auch den Aufsichtsrat der landeseigenen Förderbank ISB leitet und an deren Umstrukturierung mitgewirkt hat, will "möglichst schnell mit den Mitarbeitern ins Gespräch kommen". Sie seien das Wesentliche.
Überhaupt finde er, man müsse "mehr miteinander als übereinander reden". Das entlockt Minister Lewentz ein Lächeln: "Ich komme aus einem Wallfahrtsort. Dafür stelle ich heute Abend eine Kerze auf." Lewentz lässt durchblicken, öffentliche Spekulationen über angebliche Mauscheleien am Hahn hätten ihn verärgert. Alles werde haarklein untersucht. Er bekräftigt, der Sanierungskurs sei aufgrund der neuen EU-Flughafenleitlinien notwendig, das Land halte daran fest. Lewentz will in Kürze externe Berater aus der Luftverkehrsbranche präsentieren, mit denen bereits gesprochen werde.
Derweil zieht Hans-Josef Bracht einen Schlussstrich. Der CDU-Politiker legt tief enttäuscht über den Hauptgesellschafter Land sein Mandat im Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung nieder. Brachts Vorwurf: Oft seien wesentliche Entscheidungen am Aufsichtsrat vorbeigelaufen, "ein Vertrauensbruch". Man habe versucht, auch ihn "für Fehlentwicklungen und Nichtstun verantwortlich zu machen".
Bracht räumt ein, der Schritt falle ihm schwer, doch er könne nun "besser die politische Kontrolle wahrnehmen". Eben diese will die CDU verstärken und beantragt eine zügige Sondersitzung der Landtagsausschüsse Innen, Wirtschaft und Finanzen.
Kritik daran, der Aufsichtsrat sei seiner Kontrollfunktion womöglich nicht nachgekommen und habe Unregelmäßigkeiten nicht gut genug untersucht, lässt Bracht nicht gelten: "In den mir bekannten Fällen sind schlüssige Ergebnisse erzielt worden."
Peter Adrian, Präsident der Industrie- und Handelskammer Trier, zeigt sich mit den neuen Entwicklungen zufrieden. "Das ist der richtige Ansatz, um den Sanierungskurs fortzuführen", sagt Adrian. SPD-Fraktionschef Hendrik Hering lobt die "kluge Personalentscheidung". Grünen-Fraktionschef Daniel Köbler zeigt sich optimistisch.Extra

Der Vizechef der rheinland-pfälzischen CDU-Landtagsfraktion, Alexander Licht, zieht sich aus dem Förderverein eines vom Flughafen Hahn gesponserten Handballclubs zurück. Das kündigte er am Donnerstag an. Das jahrelange Sponsoring des defizitären Flughafens für die HSG Irmenach/Kleinich-Horbruch hatte für Wirbel gesorgt. dpa

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