China-Experte wertet Flughafen-Hahn-Verkauf als positiv

Lautzenhausen · Entsteht auf dem Flughafen Hahn ein Logistikzentrum für den Umschlag von Waren aus China? Manuel Vermeer hält das für nicht ausgeschlossen. Der 55-Jährige aus dem baden-württembergischen Wiesloch ist China-Kenner und Unternehmensberater.

Es könne durchaus sein, dass der wahrscheinliche Käufer des Flughafens Hahn, der chinesische Konzern HNA, dort ein Warenlager errichtet, um von Hunsrück aus etwa übers Internet bestellte Produkte aus China zu den Kunden zu bringen. Vermeer bewertet das positiv, dagegen sei nichts zu sagen, solange sich an deutsche Gesetze gehalten wird.

Und genau das bezweifelt der Unternehmer Konrad Kraus aus Trierweiler (Trier-Saarburg), der nach eigenen Angaben Geschäftsbeziehungen nach China hat: "Der Flugplatz Hahn wird zur Drehscheibe für den steuersparenden Warenverkehr." Kraus vermutet, dass chinesische Händler eine Gesetzeslücke ausnutzen und manipulierte Einfuhrumsatzsteuer auf den niedrig gerechneten Zollwert der Waren zahlen, aber keine Umsatzsteuer für die verkauften Produkte. "Je geringer der Zollwert, desto niedriger die Einfuhrumsatzsteuer", so Kraus. Immer wieder steht bei deutschen Logistikzentren für Waren aus China dieser Vorwurf im Raum.

Vermeer warnt jedoch vor dem Schreckgespenst der "gelben Gefahr" beim Einstieg chinesischer Investoren in deutsche Unternehmen. Der Chinakenner hält den Verkauf des Hahn an HNA, über den der Innenausschuss des Landtags am Freitag beraten wird, für seriös. Der Konzern habe ein ernsthaftes Interesse an dem Flughafen, weil er zentral in Europa liege und von dort aus gut Holland, Belgien oder Frankreich zu erreichen sei. Die 15,1 Millionen Euro, die HNA für den rheinland-pfälzischen Anteil am Hahn bezahlt habe, seien ein Schnäppchen für den Konzern gewesen, der einen Jahresumsatz von 20 Milliarden Euro macht.

Allerdings dürfe man nicht außer Acht lassen, dass der Konzern, der kürzlich auch eine drei-prozentige Beteiligung an der Deutschen Bank gekauft habe, wie alle chinesischen Großunternehmen unter staatlichem Einfluss stünden. Daher dürfe man den Kauf des Hahn nicht allein unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachten, sondern auch als strategische Entscheidung. Durch die Beteiligung von HNA an den Häfen in Rotterdam und Piräus verfüge China über eine West-Ost-Logistik-Trasse, in die der Hunsrückflughafen passe.

Nach Informationen unserer Zeitung will HNA in den nächsten Jahren 75 Millionen Euro am Hahn investieren. Diese Summe ist in dem nicht öffentlich zugänglichen Businessplan genannt, über den sich die Landtagsabgeordneten vor der Ausschusssitzung am Freitag informieren konnten. Unter anderem plant der Konzern eigene Verbindungen für Passagier- und Frachtflüge.

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