CIA-Agenten greifen als Schattenkrieger libyschen Rebellen unter die Arme

Während die Aufständischen in Libyen gestern vergeblich versucht haben, die Küstenstadt Brega von den Truppen Gaddafis zurückzuerobern, sorgt noch eine andere Nachricht für Aufregung. Bereits seit Wochen sollen paramilitärische Kräfte des amerikanischen Geheimdienstes CIA in Libyen verdeckt operieren.

Washington. Barack Obamas Sprecher Jay Carney gab sich zugeknöpft: Es sei üblich, sich nicht zu Geheimdienst-Fragen zu äußern. Doch was offiziell nicht eingeräumt wird, ist hinter den Kulissen längst von US-Offiziellen gegenüber Medienvertretern bestätigt worden. Mit einer Präsidenten-Anweisung hat Obama schon Mitte März den Einsatz von CIA-Teams in Libyen genehmigt, die dort - Seite an Seite mit Agenten der britischen MI 6-Abteilung - tätig sind.

Das Weiße Haus umgeht damit geschickt das Versprechen Obamas an die amerikanischen Bürger, sich an die jüngste UN-Resolution zu halten, die den Einsatz von Bodentruppen in dem nordafrikanischen Wüstenstaat nicht vorsieht.

Doch CIA-Personal arbeitet im Kampf gegen den Terror - so zum Beispiel in Afghanistan - seit langem in einer paramilitärischen Funktion. So kann beim jetzigen Einsatz in Libyen durchaus von einer Grauzone gesprochen werden. Wichtigste Aufgabe der "Schlapphüte" ist es laut New York Times, bei den seit gestern von der Nato kommandierten Luftangriffen der Bomber der "Koalition der Willigen" durch Zielaufklärung zivile Verluste zu vermeiden. Das soll jener Kritik vorbeugen, wie sie nun der Vatikan an den Attacken geübt hat.

Ein weiterer wichtiger Auftrag der CIA soll der Kontakt zu den Rebellen sein, wobei man in den USA auch auf Erkenntnisse hofft, wie weit die Aufständischen von radikalen islamischen Extremisten wie El Kaida- oder Hisbollah-Mitgliedern durchsetzt sind. Auch haben die Agenten bei der Rettung eines abgestürzten US-Piloten geholfen. Der CIA-Einsatz könnte auch die Vorstufe zu einer in der Nato heftig umstrittenen Lieferung von Waffen an die libysche Opposition sein. Obama halte sich diese Option weiter offen, hatte US-Außenministerin Hillary Clintion betont. Allerdings wurde jetzt in Washington darauf hingewiesen, dass der Präsident die Übergabe von Waffen und Bargeld noch gesondert genehmigen müsste. Dies ist in den USA innenpolitisch umstritten.

In Regierungskreisen heißt es, die CIA-Agenten steuerten nicht etwa die Aktionen der Rebellen. Genau das könnte nämlich als Verstoß gegen die geltenden UN-Resolutionen ausgelegt werden.

Zu Beginn dieser Woche hatte US-General Carter Ham, der jetzt das Oberkommando an die Nato abgetreten hat, in einer E-Mail noch eingeräumt, man habe "keine guten Daten" über die Stärke und Standorte der libyschen Regierungstruppen. Doch auch bei diesem Problem soll die Schattentruppe der CIA nun abhelfen.

HINTERGRUND UMKäMPFTE KüSTENSTäDTE



Im libyschen Bürgerkrieg sind einige Frontstädte am Mittelmeer besonders umkämpft. Al-Brega: Die Industriestadt mit ihren rund 13 000 Einwohnern hat eine entscheidende Bedeutung im Ringen um die Macht. Wer Al-Brega beherrscht, kontrolliert einen Großteil der libyschen Ölexporte. Ras Lanuf: Die am Reißbrett geplante Industrie- und Handelsstadt (40 000 Einwohner) am Südrand der Großen Syrte wurde für Beschäftigte der Raffinerie-Industrie gebaut. Bin Dschawad: Die strategisch wichtige Provinzstadt (10 000 Einwohner) wird seit Dienstag wieder von Regierungstruppen gehalten. Sirte: Die strategisch bedeutende Stadt (130 000 Einwohner) hat einen Militärflughafen - und großen Propagandawert: Hier wurde Gaddafi geboren.

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