Neue Datengrundlage Corona-Strategie im Herbst: Rheinland-Pfalz setzt künftig auf Abwasser statt Inzidenzwerte

Mainz/Trier · Im Herbst will Rheinland-Pfalz auf die Überwachung von Abwasser als Frühwarnsystem für Corona-Wellen setzen. Die Inzidenz bilde die Infektionslage nicht mehr richtig ab, sagt das Gesundheitsministerium. Für 7 Millionen Euro entsteht ein Lager für Schutzausrüstung in Andernach.

Corona: Rheinland-Pfalz will auf Abwasser statt auf Inzidenz setzen
Foto: dpa/Christian Charisius

Ein neuer Maßstab für die Überwachung der Corona-Infektionslage in Rheinland-Pfalz soll die Überwachung des Abwassers werden. „Die Inzidenz hat ausgedient“, sagte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) am Montag in Mainz. Dort hat das Land seine Corona-Pläne für Herbst und Winter vorgestellt. Demnach soll bis Oktober in 14 Kläranlagen im Land - unter anderem in Trier - das sogenannte Abwassermonitoring als „Frühwarnsystem“ eingeführt werden. Zwei Mal pro Woche werden dort Proben entnommen, um Art und Last der Viren zu untersuchen.

Darüber hinaus soll das Infektionsgeschehen in einer repräsentativ ausgewählten Personengruppe überwacht werden. Durch diese Maßnahmen werde Rheinland-Pfalz eine solide Datengrundlage haben, um zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können“, sagte Hoch.

Kritik an Gesetzesentwurf des Bundes

Welche Regeln das genau sein werden, konnte Hoch am Montag noch nicht sagen. Das Infektionsschutzgesetz soll am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet werden. Der Gesundheitsminister erklärte aber, dass es noch Gesprächsbedarf von Seiten der Länder gebe, auf die man bislang nicht eingegangen sei. Knackpunkte sind die „Klarheit und Nachvollziehbarkeit der Kriterien und Regeln“. Die Länder haben über den Bundesrat Mitspracherecht beim Gesetz.

250.000 Corona-Impfungen pro Monat möglich

Mit dem angepassten Omikron-Impfstoff rechnet das Land Ende September oder Anfang Oktober - ein genaues Datum stehe noch nicht fest. Das Impfen soll weiter über Arztpraxen, Apotheken, aber auch die staatlichen Einrichtungen wie Impfzentren, mobile Impfteams und Impfbusse laufen. Über diese drei Säulen seien pro Monat etwa 250.000 Impfungen möglich, sagte Landesimpfkoordinator Daniel Stich (SPD). Eine Priorisierung von bestimmten Personen für den neuen Impfstoff soll es zunächst nicht geben. An Testkosten im Herbst und Winter werde sich das Land weiterhin nicht beteiligen - das sei Aufgabe des Bundes, so Hoch.

Land baut eine Halle für Schutzausrüstung

Um Beschaffungsprobleme bei medizinischem Schutzmaterial zu vermeiden, baut das Land ein Pandemielager am Landeskrankenhaus in Andernach. Auf einer Fläche von knapp 3200 Quadratmetern soll die Landesreserve für Schutzausrüstung gelagert werden, um Engpässe wie zu Beginn der Corona-Pandemie zu verhindern. Dafür investiert die Landesregierung 7,4 Millionen Euro. Der jährliche Betrieb soll zwischen 700.000 (im Normalbetrieb) und 1,5 Millionen Euro (im Pandemiebetrieb) kosten. Von Andernach aus sollen die Produkte im Falle einer Pandemie oder auch bei Tierseuchen an Einrichtungen wie Krankenhäuser ausgegeben werden. Masken, Brillen und Schutzanzüge würden für drei Monate reichen, sagte der Geschäftsführer des Landeskrankenhauses Alexander Wilhelm. Im Dezember 2023 könnte die Halle nach derzeitigen Planungen fertig sein.

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