Ukraine-Krieg Cyberattacken: Sind Kraftwerke, Behörden und Firmen in Rheinland-Pfalz gefährdet?

Mainz · In der vernetzten Welt ist die Cybersicherheit zu einer existenziellen Frage geworden. Vom russischen Krieg gehen Gefahren für die kritische Infrastruktur in Rheinland-Pfalz aus. Die Behörden sprechen von einer „abstrakt erhöhten Bedrohungslage“.

 Ziel russischer Hackergruppen ist vor allem die kritische Infrastruktur wie Wasser- und Energieversorgung.

Ziel russischer Hackergruppen ist vor allem die kritische Infrastruktur wie Wasser- und Energieversorgung.

Foto: dpa/Helmut Fohringer

Der russische Krieg gegen die Ukraine hat auch Folgen für die Informations- und Cybersicherheit in Deutschland. Der Angriff finde nicht mehr nur auf Straßen und innerhalb von Landesgrenzen statt, sondern auch im Internet, sagte Digitalisierungsminister Alexander Schweitzer (SPD) am Mittwoch in Mainz. Bislang seien in Rheinland-Pfalz aber keine Aktivitäten ausländischer Staaten gegen Betreiber kritischer Infrastruktur zu verzeichnen. Man müsse aber von einer „erhöhten abstrakten Gefährdungslage“ ausgehen, so Schweitzer. Bei Angriffen gegen die kritische Infrastruktur geht es um Bereiche wie Energie, Gesundheit, Wasserversorgung, Medien und Verkehr.

„Deutschland kann Ziel dieser Angriffe sein“

„Wir müssen wissen, dass ein Land wie Deutschland Ziel dieser Angriffe sein kann“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD). In der zunehmend vernetzten Welt sei dies zu einer existenziellen Frage geworden. Cyberattacken könnten demnach zu einer nicht unerheblichen Gefahr für die öffentliche Versorgung werden, so Lewentz. Die russische Seite versucht damit etwa, der Bundesrepublik wirtschaftlich zu Schaden. Angriffe auf Unternehmen unter der Überschrift Wirtschaftsspionage kenne man schon länger - der Kriegszusammenhang sei aber neu, sagte der Innenminister.

Sie könnten aber nur von einer Momentaufnahme sprechen, erklärten Lewentz und Schweitzer. Die Lage sei sehr dynamisch und könne sich minütlich ändern. Normalerweise könne man ein gewisses Grundrauschen bei Angriffsversuchen beobachten, dass sich in den letzten Tagen und Wochen aber interessanterweise nach unten entwickelt habe.

Erhöhte Rufbereitschaft bei der Überwachung

Nach Angaben der Ministerien ist im Landesbetrieb Daten und Information das sogenannte Computer Emergency Response Team in erhöhte Rufbereitschaft versetzt worden. Die Experten sollen Angriffe erkennen und überwachen. Für die Betreiber kritischer Infrastruktur hat das Land eine Cloud im Internet bereitgestellt, auf der Unternehmen tagesaktuell Informationen des Verfassungsschutzes abrufen können. Zudem sollten Betreiber den Empfehlungen der Sicherheitsbehörden folgen.

Auch Angriffe auf private Nutzer

Auch private Nutzer können von Angriffen betroffen sein. Viele Nutzer berichteten von Phishing-Mails zu Spendenaufrufen auf gefälschten Internetseiten oder Investitionen in Bitcoins, erklärte Lewentz. Dabei gehe es aber mehr darum, die Menschen um ihr Erspartes zu bringen als die kritische Infrastruktur zu schwächen.

Hacker manipulieren mit Desinformation

Indirekt besteht für Internetnutzer auch die Gefahr durch Desinformationskampagnen im Zusammenhang mit dem Krieg. „Regelmäßig verbreitet werden gefälschtes oder verfälschtes Material, getarnt als Pressemitteilungen offizieller Stellen, Korrespondenz von Regierungsstellen oder auch erfundene Zitate von politischen Amtsträgern“, warnte Lewentz.

So habe aktuell die Russland zuzuordnende Cybergruppierung „Ghostwriter“ E-Mail-Adressen aus dem politischen Raum in Rheinland-Pfalz angegriffen, um über diese Konten Falschinformationen in den sozialen Medien zu platzieren. Die Angriffe auf Personen des öffentlichen Lebens seien jedoch nicht erfolgreich gewesen, so der Innenminister.

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