Dann dreh ich’s mir halt selbst

TRIER. Expansion trotz Wirtschaftsflaute: Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat die Landewyck-Tabakfabrik in Trier 89 neue Mitarbeiter eingestellt. Nun baut sie im Industriegebiet Trier-Euren eine große Lagerhalle.

Ein süßlicher Geruch strömt aus der großen Kiste. "Unser Produkt hat der Kunde direkt in der Hand", sagt Hans-Josef Fischer und greift in das Durcheinander von hellbraunen, dunkenbraunen und mittelbraunen Fäden und Krümeln. "Wenn sich der Tabak schlecht anfühlt oder nicht gut riecht, bekommen wir sofort Beschwerden." Seit zwei Jahren ist Fischer Direktor der Heintz van Landewyck GmbH, die in Trier im Eurener Industriegebiet ansässig ist. Dort wird ausschließlich loser Tabak, so genannter Feinschnitt, hergestellt. Zurzeit macht die Firma gute Geschäfte: "Wir haben heute in Deutschland einen Marktanteil von 19 Prozent", sagt Fischer. "Mitte der 90er Jahre lag er gerade einmal zwischen fünf und sechs Prozent." Sichtbarstes Zeichen des Wachstums ist eine neue Lagerhalle, die Landewyck für 1,2 Millionen Euro im Industriegebiet baut. Noch ragt ein Gerippe aus Stahlträgern in den Himmel, doch schon bald werden Hochregale die Euro-Paletten mit fertig abgepacktem Tabak (aus Trier) und Zigaretten (aus Luxemburger Produktion) aufnehmen. Die Ware ist bislang auf angemietete Lager aufgeteilt. "Wenn wir unsere Speditionslager auflösen, ist die neue Halle voll", sagt Fischer. Als Landewyck vor zehn Jahren aus der Innenstadt ins Industriegebiet zog, standen in der Fabrikhalle vier Produktionsstraßen für abgepackten Tabak. Inzwischen sind es drei mal so viele geworden: Zurzeit montieren Mitarbeiter die zwölfte Produktionseinheit, eine gebraucht gekaufte Anlage. 25 Tonnen Tabak verarbeitet die Trierer Fabrik derzeit pro Tag - genug für 25 Millionen Zigaretten. Die Ware verlässt zum Drehen in Beuteln oder als Stopftabak in Dosen die Fabrik. Ein Teil des Tabaks kommt unter firmeneigenen Markennamen wie "Ducal", "Schwarzer Krauser" oder "Drehstoff" in den Handel. Ein weiterer Teil geht an mehrere Discounter, die unter eigenen Namen verkaufen. Außerdem füllt Landewyck für andere Firmen, die ihre eigene Mischung anliefern, ab. Rund 250 Beschäftigte arbeiten für das Trierer Landewyck-Werk, zahlreiche im Außendienst. 89 Mitarbeiter hat die Firma laut Fischer im Lauf der vergangenen zwölf Monate neu eingestellt, die meisten in der Produktion. Die Steigerung des Umsatzes von Landewyck führt Fischer auf verschiedene Ursachen zurück. Zum einen sei der Markt für losen Tabak größer geworden - um etwa fünf Prozent. Zum anderen sei es der Firma gelungen, neue Kunden etwa für das Abfüllen im Auftrag zu gewinnen und zusätzliche Märkte im Ausland zu erschließen. Trotzdem gehen 60 Prozent der Produktion des Trierer Werks auf den deutschen Markt. Und der bereitet Fischer trotz des Zuwachses Sorgen. Wegen der Tabaksteuer, die losen Tabak billiger macht als fertige Zigaretten. "Der überwiegende Teil der Leute kauft unser Produkt, um Geld zu sparen," sagt Fischer. "Nur 30 bis 40 Prozent sind überzeugte Dreher." Sollte durch eine Steuererhöhung loser Tabak genauso teuer werden wie Zigaretten, rechnet Fischer mit Umsatzeinbußen. "Wir investieren erst, wenn es gar nicht mehr anders geht", sagt er. "Und dann so, dass es uns nicht das Genick brechen kann."

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