Kriminalität Darum tragen Streifenpolizisten normalerweise keine Stahlhelme

Trier · Ist die Schutzausstattung der Polizisten ausreichend, um solche Taten wie bei Kusel zu verhindern? Wir haben nachgefragt.

 Polizistin mit ballistischem Schutzhelm und schwerer Schutzweste gegen Beschuss mit Langwaffen.

Polizistin mit ballistischem Schutzhelm und schwerer Schutzweste gegen Beschuss mit Langwaffen.

Foto: Polizei Rheinland-Pfalz

Unmittelbar nach den Terroranschlägen in Frankreich im Januar 2015 rüstete Innenminister Roger Lewentz (SPD) die Polizei im Land auf. Sie sollten besser geschützt sein und schneller reagieren können, falls es zu einer terroristischen Bedrohung kommt. Speziell für Streifenpolizisten wurde ein Einsatzkonzept erstellt. Sie seien zumeist die ersten, die in lebensgefährlichen Lagen vor Ort seien, betonte Lewentz am Montag kurz nach den tödlichen Schüssen auf die beiden Polizisten bei Kusel. Das Konzept für „lebensbedrohliche Einsatzlagen“ (LebEL) gibt sowohl taktische Ziele, als auch Einsatzgrundsätze und Einsatzmaßnahmen in der frühen Phase eines solchen Einsatzes vor. Rund 3.600 Polizisten wurden in einem speziellen Training dazu ausgebildet. Nicht nur das. Auch die Ausstattung der Streifenpolizisten wurde entsprechend für solche lebensbedrohlichen Einsatzlagen angepasst. Dazu zählt ein schusssicherer Stahlhelm, eine schwere kugelsichere Schutzweste, eine Splitterschutzbrille, eine Notfalltasche mit Zubehör für Notfallmedizin, eine Maschinenpistole und Magazine mit Munition. Die Schutzweste soll vor Schüssen aus Langwaffen schützen. Mit solchen Waffen sind nach dem derzeitigen Stand der Dinge die beiden Polizisten erschossen worden. Auf die 24-jährige Polizeianwärterin wurde mit einer Schrotflinte geschossen, auf den 29-jährigen Oberkommissar mit einem Jagdgewehr.

Mittlerweile ist jeder Streifenwagen mit dieser Ausrüstung ausgestattet. Anfangs zeigte sich aber, dass die normalen Polizeiwagen durch das große Gewicht der Schutzausstattung überladen waren. Die Federn der Autos mussten ausgetauscht und der Kofferraum verstärkt werden. Nach und nach wurden dann neue Polizeiwagen angeschafft, die für die Zuladung entsprechend vorbereitet sind.

Im normalen Streifendienst, auf dem sich die beiden getöteten Polizisten in der Nacht zum Montag befanden, tragen die Beamten eine normale Schutzweste, eine sogenannte ballistische Unterziehschutzweste. Alle Polizisten verfügten über eine individuell vermessene, persönliche Weste, bestätigte eine Sprecherin des Innenministeriums. Die Schutzwesten verhindern das Durchdringen eines Geschosses. Laut Lewentz haben die beiden Polizisten eine Schutzweste getragen. Getroffen wurden sie aber jeweils in den Kopf. Anders als bei Terroreinsätzen tragen Beamte bei Routinekontrollen und -einsätzen keinen Helm. Bislang sei es in Rheinland-Pfalz noch nicht zu einem solchen Angriff auf Polizisten während einer Verkehrskontrolle gekommen, sagte die Ministeriumssprecherin.

Zur Ausstattung der Polizei gehört mittlerweile auch ein sogenanntes Distanz-Elektroimpulsgerät (Taser). Die Elektroschock-Pistole wurde 2017 bei der Polizeiinspektion Trier erprobt. Mittlerweile verfügten landesweit 400 Streifenwagen über ein solche Geräte, sagt die Ministeriumssprecherin. Derzeit würde auch die Kriminalpolizei damit ausgestattet.

Seit 2017 sind viele Streifenpolizisten im Land auch mit Bodycams ausgestattet, um Einsätze zu dokumentieren. Die beiden getöteten Polizisten hatten allerdings keine solche Kamera, wie am Dienstag bekannt wurde. Auch sei das verwendete Zivilfahrzeug nicht für Verkehrskontrollen vorgesehen. Dementsprechend hat es auch nicht, anders als viele reguläre Streifenwagen, über eine Kamera verfügt, mit der Kontrollen aufgezeichnet werden.

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