Das Autismus-Wohnprojekt fest im Blick

Trier · Seit vielen Jahren kümmert sich das Autismus-Therapiezentrum Trier (ATZ) um die Betroffenen und ihre Familien. Nun hat man eigens eine gemeinnützige GmbH gegründet, um das Projekt einer Wohngruppe für Erwachsene mit Autismus voranzubringen.

Trier. Wer in der Region an Autismus erkrankt ist, der kennt das Haus in der Nähe der Matthias-Basilika mit Blick auf die Konrad-Adenauer-Brücke. Dort schlägt nach wie vor das Herz des ATZ, auch wenn es inzwischen Außenstellen in Trier-Ehrang und in Daun gibt. 25 Therapeuten sind im Einsatz, um 350 Klienten zu betreuen, die nicht nur aus Trier kommen, sondern aus einem Umkreis von 100 Kilometern.
"Das therapeutische Angebot deckt den Bedarf", sagt Geschäftsführer Michael Hauck. Was fehlt, sind weitergehende Unterbringungsmöglichkeiten für erwachsene Autisten. Viele von ihnen wären durchaus in der Lage, selbstständig in einer Wohngruppe zu leben - entsprechende Betreuung vorausgesetzt. Aber solche Angebote sind noch selten, trotz des allseits anerkannten Bedarfs.
Was Hauck und seinen Mitstreitern vorschwebt, ist keine stationäre Einrichtung, in die jemand "eingewiesen" und wo er dann "behandelt" wird. Es geht in der "ambulant betreuten Wohngruppe" (Hauck) um ein möglichst hohes Maß an Freiwilligkeit und Eigenständigkeit. Deshalb soll es mehrere Gruppen geben, die dem unterschiedlichen Schweregrad der Erkrankung angepasst sind.Intensivgruppe im Zentrum


Im Mittelpunkt steht dabei eine "Intensivgruppe" mit großem Betreuungsbedarf. Drumherum sollen sich aber weitere Gruppen ansiedeln, bei denen durchaus denkbar ist, dass ihre Bewohner täglich zur Arbeit gehen. Gerade bei der Erscheinungsform des mit weniger Einschränkungen verbundenen Asperger-Autismus ergeben sich zunehmend Chancen, die besonderen Fähigkeiten der Betroffenen in die Arbeitswelt einzubringen.
Was der Realisierung der Wohngruppen entgegensteht, ist das Fehlen eines passenden Gebäudes. Ein solches gebraucht zu finden, ist schwierig, und für einen Neubau wäre ein Grundstück von 1500 bis 2000 Quadratmetern notwendig - möglichst in Trier. Die erforderlichen Investitionen würde eine eigens gegründete GmbH übernehmen, was aber wiederum nur geht, wenn die Refinanzierung über die Kostenträger - hier vor allem die Stadt Trier und der Kreis Trier-Saarburg - gesichert ist. Entsprechende Verhandlungen laufen.
Bei der Stadt signalisiert man Wohlwollen. "Wir sehen die Notwendigkeit", sagt Pressesprecher Ralf Frühauf. Freilich müsse das ATZ noch grundlegende Probleme wie Standort und Struktur klären. Viele andere Fragen habe man im Rahmen von Arbeitsgesprächen unter Einbeziehung des Landkreises bereits bearbeitet, so dass es keine zeitlichen Verzögerungen geben müsse.
Dass ein solches Angebot auch Geld kostet, ist der Stadt klar. Aber, so Frühauf, da es "für diesen Personenkreis kaum adäquate stationäre Versorgungsangebote gibt", decke eine Wohngruppeneinrichtung "einen vorhandenen Bedarf mit wohnortnaher Versorgung". DiLMehr zum Thema

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