Sommer daheim Dynamikum: Spaß an der Wissenschaft für jedes Alter

Serie | Pirmasens/Saarbrücken · Das Dynamikum in Pirmasens liefert Antworten auf naturwissenschaftliche Fragen - auch für Erwachsene.

Die große Feder im Dynamikum.

Die große Feder im Dynamikum.

Foto: Dynamikum

Sechs kleine, schwarze Puzzleteile. Ein 50 auf 50 Zentimeter großer Kasten. Die Aufgabe dazu klingt logisch: „Ordne die sechs Puzzleteile so an, dass das Bild eines elegant trabenden Pferdes sichtbar wird.“ Einen Tipp gibt es noch dazu: „Sollte es eher einem Esel ähneln, bist du auf der falschen Spur.“

Nicht nur, dass die Puzzleteile eindeutig als Kopf, Körper, Beine und Schweif identifizierbar sind, auch die Größe des Puzzles malt den meisten Erwachsenen, die sich dieser Aufgabe widmen, erstmal ein siegessicheres Grinsen ins Gesicht. Immerhin haben die Kinder in der Gruppe davor das Rätsel in fünf Minuten lösen können. Doch nach wenigen Minuten weicht diesem ein Ausdruck purer Konzentration. Nach geschlagenen zehn Minuten folgt ein verzweifeltes Lachen und ein Blick in die Runde, ob auch ja niemand zusieht.

Wer glaubt, dass das Science Center Dynamikum in Pirmasens nur für Kinder ausgelegt ist, liegt falsch. Beobachtet man die Besucher, wird schnell klar, dass hier das Alter keine Rolle spielt. Während es an diesem Tag draußen regnet, tummeln sich auf den knapp 4000 Quadratmetern Großeltern mit ihren Enkeln, Familien und Kindergartengruppen – alle mit dem gleichen Ziel: möglichst viele der knapp 160 Experimente ausprobieren.

 Der „Rodeokreisel“ im Dynamikum: Viele der Stationen erfreuen Jung und Alt.

Der „Rodeokreisel“ im Dynamikum: Viele der Stationen erfreuen Jung und Alt.

Foto: Dynamikum Science Center/axl klein

Physik, Anatomie, Naturwissenschaft – die Palette der Selbstversuche und Experimente ist groß. Vorkenntnisse braucht man keine, Neugier wird vorausgesetzt. Neben vielen Knobel-Spielen gibt es einige Experimente, die nichts mit Fingerfertigkeit oder Fachwissen zu tun haben. Eine begehrte Station ist der „Mindball“-Versuch. An einem Holztisch, der in der Mitte mit einer ausgeschnittenen Fläche versehen ist, auf der eine Metallkugel liegt, sitzen sich zwei Menschen gegenüber.

Über ein Stirnband, das sich beide Hobbywissenschaftler anziehen, sind sie via Kabel an einen kleinen Monitor angeschlossen. Das Ziel ist es nun, allein mit der Kraft der Gedanken die Kugel in das Feld des Gegenübers zu lenken. Da die- oder derjenige gleichzeitig dasselbe versucht, liegt die Schwierigkeit darin, sich einerseits nicht ablenken zu lassen und andererseits gleichzeitig all seine Konzentration auf die Kugel zu lenken. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass nur wenige Meter entfernt eine andere Besuchergruppe steht, die sich auf dem Rodeo-Kreisel probiert und deren Jubel dem auf einer Cowboy-Ranch gleichkommt.

Doch es ist nicht nur die Wissenschaft, die an diesem Ort fasziniert. Auch die Historie des Dynamikum-Gebäudes erzählt eine eigene Geschichte. Mit einem Gang durch das Außentor und einem Blick auf den großen Gebäudekomplex wird schnell klar, dass hier – zumindest in alten Zeiten – die Industrie blühte. Anfang der 70er Jahre hatte hier der „Rheinberger“ seinen Sitz, ehemals Deutschlands und zeitweise auch Europas größte Schuhfabrik. Mehr als 2500 Mitarbeiter gingen täglich durchs Werk. Und das auf sagenhaften 22 000 Quadratmetern, von denen heute noch etwa 16 000 übrig sind. Auf etwa einem Viertel davon experimentieren jeden Tag kleine und große Naturwissenschaftsbegeisterte des Science Centers.

Auf dem Weg durch das Gebäude sticht ein Selbstversuch ins Auge. Eine große Schaukel – befestigt an einem Holzgerüst und mit einander gegenüberliegenden Sitzflächen. Auffallend ist die Station vor allem deshalb, weil es die erste ist, vor der sich an diesem Tag eine Schlange bildet. Verständlich, denn obwohl auf der Schaukel zwei Leute Platz haben, muss immer nur einer der beiden die Arbeit übernehmen.

Die Erklärung dazu klingt logisch, denn die Schaukel teilt jeweils die Energie mit der Partnerschaukel. Das heißt: Sobald eine der beiden Personen ausreichend Schwung und somit Bewegungsenergie hat, wird diese auf die gegenüberliegende Schaukel abgegeben. Sie schwingt dann mit, ohne dass die zweite Person sich bewegt. Hat die zweite Schaukel dann irgendwann mehr Schwung als die erste, wird diese Energie wieder an die andere Schaukel abgegeben. Es entsteht quasi ein ewiger Kreislauf. Insbesondere bei Kindern und ihren Eltern ist die Konstruktion heiß begehrt. Denn sogar die Kleinsten schaffen es, Mama und Papa plötzlich hoch in die Luft fliegen zu lassen – was nicht nur bei den Beteiligten für Lacher sorgt.

Einige Stationen weiter ist reine Sprungkraft gefragt. In einem runden Raum, der ein wenig an ein Space-Shuttle erinnert, können die Besucher messen, wie hoch sie springen. Aufstellen muss man sich mittig auf einem gekennzeichneten Viereck, mit dem Blick auf den Bildschirm mit der Kamera, der an der gegenüberliegenden Wand befestigt ist. Sobald das Startsignal ertönt, heißt es: so hoch springen, wie möglich. Im Anschluss lässt sich der Sprung auf einem zweiten Bildschirm, der vor dem Eingangsbereich angebracht ist, in Zeitlupe anschauen. Dort ist auch die konkrete Höhenangabe, die während des Sprungs erreicht wurde, zu sehen.

Wer plant, jede einzelne Station von vorne bis hinten zu durchlaufen, sollte einige Stunden Zeit einplanen. Die meisten Versuche lassen sich außerdem mit einer App bedienen, die man sich schon vor dem Besuch kostenlos herunterladen kann. Mit einem Zeichencode an jeder Station kann man so weitere Erklärungen und Aufgaben aufrufen und sie im Anschluss in der App eintragen.

(bel)
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