Das Eifelbündnis bröckelt

Eifel · Mit der Regionalmarke Eifel und ihrer Tourismusarbeit hat die Zukunftsinitiative Eifel eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Allzu rosig ist ihr gegenwärtiger Zustand allerdings nicht: Zwei Landkreise haben das Bündnis verlassen und die übrigen werden ab 2013 weniger Geld zahlen.

 Radfahren in der schönen Landschaft von Eifel und Ardennen: Die Zukunftsinitiative hat das Image der Region aufgewertet. Foto: TV-Archiv

Radfahren in der schönen Landschaft von Eifel und Ardennen: Die Zukunftsinitiative hat das Image der Region aufgewertet. Foto: TV-Archiv

Eifel. Sie ist es gewohnt, gefeiert zu werden. Doch kurz vor der Verleihung des Eifel-Awards am Dienstag, 29. Mai, läuft es für die Zukunftsinitiative Eifel nicht richtig rund. Den Preis vergibt das Regionalbündnis nun zum dritten Mal an "vorbildliche Projekte und Initiativen im und für den Eifel-Ardennen-Raum". Während der diesjährige Preisträger - die Milch-Union Hocheifel - bekanntgibt, Fusionsgespräche mit einer skandinavischen Großmolkerei zu führen, um ihre Strategie der Internationalisierung fortzuführen, äußert sich der vorige Preisträger - Josef Zierden - sehr kritisch über den Zustand der Eifelinitiative.
In einem Interview sagte der Macher des (derzeit nicht mehr eifelweit stattfindenden) Eifel-Literatur-Festivals: "Wer sich über die aktuelle Lage der Zukunftsinitiative informiert, erfährt nur Desolates. Viel Zukunft wird ihr nicht eingeräumt - abgesehen von offiziellen Verlautbarungen und Sonntagsreden natürlich."
Inhaltliche Neuausrichtung



Ja, was ist denn da los? Bisher gab es doch immer nur Gutes zu hören über die Zusammenarbeit der zehn Eifelkreise, 53 Kommunen, acht Wirtschaftskammern und der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, die vereint das Ziel verfolgen, den Wirtschaftsraum Eifel voranzubringen.
Doch hups! Der Blick ins Internet zeigt: Es sind gar keine zehn Kreise mehr, sondern nur noch acht. Und auch die Zahl der beteiligten Kommunen ist geschrumpft. Eine Erklärung sucht man auf der Internetseite der Initiative allerdings vergeblich. Erst der Blick auf die Landkarte der beteiligten Partner lässt erahnen, was da passiert ist: Dort wo die Kreise Cochem-Zell und Ahrweiler liegen, klaffen weiße Löcher. In der Tat sind beide ausgestiegen. Ahrweiler schon Anfang 2011. Cochem-Zell Ende 2011. Aus finanziellen Gründen. "Die Kreisgremien haben entschieden, künftig keine finanziellen Mittel bereitzustellen, da auch der erhoffte Mehrwert an der Teilnahme nicht im gewünschten Umfang eingetreten ist", teilt die Kreisverwaltung Cochem-Zell auf TV-Anfrage mit.
Geizt sie sonst nicht mit Pressemitteilungen - diese Neuigkeiten hat die Initiative für sich behalten. Klaus Schäfer, Geschäftsführer der Eifel-Tourismus GmbH und Sprecher der Zukunftsinitiative, bestätigt die Austritte. Allerdings hofft er, dass Cochem-Zell zurückkehrt. Denn ab 2013 wird - und auch dies wurde bisher nicht gerade an die große Glocke gehängt - so manches anders sein: die Finanzausstattung ebenso wie die wesentlichen Arbeitsfelder der Organisation.
"Alle Kommunen müssen ihre freiwilligen Ausgaben überprüfen", sagt Schäfer. Daher werde das Budget der Vereinigung um etwa die Hälfte reduziert. Die Vertreter der Kreise, Kommunen und Kammern haben im März auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin entschieden, statt bisher 100 000 nur noch rund 60 000 Euro zur Verfügung zu stellen. Nicht von alledem betroffen sind die Eifel Tourismus GmbH, die Regionalmarke Eifel und der Verein Wald & Holz Eifel. Diese sind zwar Teil der Zukunftsinitiative, stehen aber organisatorisch und finanziell auf eigenen Beinen.
Parallel soll es auch zu einer inhaltlichen Neuausrichtung kommen. 2011 hatten die Verantwortlichen in einer von der Prognos AG organisierten Zukunftswerkstatt Zwischenbilanz gezogen und sind zu folgendem Schluss gekommen: Die Region Eifel-Ardennen hat in den vergangenen Jahren zwar viel erreicht. Insbesondere einen gesamtregionalen Strategie- und Bewusstseinswandel, der das Image der Eifel aufgewertet hat. Trotzdem gebe es Schwachstellen. Die Abstimmung zwischen den Partnern sei verbesserungswürdig: Zuständigkeiten müssen besser definiert und abgegrenzt werden, zudem fehlen Zielvereinbarungen und die Verpflichtung, diese auch umzusetzen. Inhaltlich will sich die Initiative in Zukunft auf die Themen Fachkräftemangel sowie Energie & Klima konzentrieren. Wie das genau aussehen soll, gilt es noch zu erarbeiten.
Laut Schäfer werden die aktuellen Netzwerke "Technologie & Innovation", "Handwerk & Gewerbe", "Landwirtschaft", "Kultur & Tourismus" sowie "Wald & Holz" fortbestehen und im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten weiterarbeiten. "Aber es ist dann der Druck raus, dass dort gehandelt werden muss", sagt Schäfer, der die Zukunft des Bündnisses keineswegs so düster sieht wie Zierden. Zukunft könne man gestalten. Und es sei sehr sinnvoll, dies gemeinsam zu tun.
Zierdens 2010 preisgekröntes Literatur-Festival bezeichnet er nach wie vor als Schatz für die Eifel - auch, wenn es derzeit auf Teile der Region beschränkt ist. Die Zukunftsinitiative stelle den Eifel-Award auf das ab, was bekannt ist.
Im Falle der Milch-Union, die am Dienstag geehrt wird, auf ein wegweisendes, im gesamten Eifel-Ardennenraum tätiges Unternehmen.

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