Das Eifeler Schreckgespenst

Auch gewiefte Politiker erschrecken sich manchmal. Ministerpräsident Kurt Beck hat zum Beispiel dieser Tage ein Erlebnis der besonderen Art gehabt, auf das er gerne verzichtet hätte.

Als der rheinland-pfälzische Regierungschef wieder in die mehr als ein Jahr lang sanierte Staatskanzlei zurückkehrte, erblickte er ein ihm wohlbekanntes Schreckgespenst. Im Alten Kabinettssaal hängt ein riesiger alter Wandteppich an der Wand. Es handelt sich um einen Gobelin aus dem 17. Jahrhundert. Er ist knapp vier mal drei Meter groß und zeigt Waldszenen in grünen und blauen Tönen. Das historische Stück stammt offenbar aus einem Schloss in der Eifel. Regierungssprecher Walter Schumacher glaubt, dass es sich dabei um ein Schloss in Bürresborn - oder Birresborn? - handelt. Genau wisse man das nicht. Jedenfalls missfällt seinem Chef dieses kulturelle Prachtexemplar gewaltig. Es trifft schlicht nicht Kurt Becks Geschmack. "Ich sehe das Untier schon seit 15 Jahren, jetzt langt's", ließ der Ministerpräsident bei der ersten Pressekonferenz in der renovierten Machtzentrale die erstaunten Journalisten wissen.

Schmunzelnd meinte der Sozialdemokrat, er wolle den kulturellen Wert des Gobelins nicht anzweifeln, habe jedoch "Protest angemeldet". Möglicherweise hofft der Regierungschef, dass er den Schrecken während der Ostertage loswird. Vielleicht grübelt Kurt Beck auch im heimischen Steinfeld in der Pfalz, wem man das gute Stück vermachen könnte. Gesundheitsministerin Malu Dreyer oder deren Mann (sein Freund Klaus Jensen) wird Beck nicht erreichen, die beiden machen Urlaub in New York. Bildungsministerin Doris Ahnen ebenso wenig, weil die sich auf Malta erholt. Der ideale Kandidat wäre allerdings ein anderer, ein stolzer Vertreter der schönen Eifel: Michael Billen. Der umtriebige Landwirt fände sicherlich ein Plätzchen für den Wandteppich, und wenn er ihn nur als Sonnenschutz für seine Kühe nähme.

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