Das große Unterbringungschaos scheint vorerst vorüber

Trier · Die teils katastrophalen Zustände in der Trierer Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) sind offenbar beseitigt. Das Land hat gestern kurzfristig mehrere Hundert Flüchtlinge aus Trier an anderen Orten untergebracht.

 Chaos vor der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende am Mittwoch in Trier: Viele Menschen müssen draußen schlafen. Bis gestern Abend sollte sich die Lage entspannt haben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Chaos vor der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende am Mittwoch in Trier: Viele Menschen müssen draußen schlafen. Bis gestern Abend sollte sich die Lage entspannt haben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Trier. Auf einmal ging alles ganz schnell. Nachdem in den vergangenen Tagen der Trierische Volksfreund und andere Medien auch mit drastischen Bildern über die sich weiter zuspitzenden Verhältnisse in den beiden Trie rer Flüchtlingsunterkünften berichtet hatten, bahnte sich am Donnerstagnachmittag eine Lösung an. Alle Flüchtlinge, die in den Nächten zuvor im Freien oder auf Gängen übernachtet hatten, sollten ein Bett und ein Dach über dem Kopf bekommen, versprach die rheinland-pfälzische Integrationsstaatssekretärin Margit Gottstein. Die Grünen-Politikerin hatte tags zuvor bei einem Besuch in der Trierer Dasbachstraße die teils chaotischen Zustände noch damit begründet, dass nicht alle Asylbegehrenden registriert seien. Ein Argument, das angeblich auch in der Mainzer Staatskanzlei nur ungläubiges Kopfschütteln auslöste.
Die Reaktion des politischen Gegners ließ denn auch nicht lange auf sich warten. Der vor der Wiederwahl stehende CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder fuhr hartes Geschütz auf und warf der rot-grünen Landesregierung vor, mit der Flüchtlingspolitik völlig überfordert zu sein. "Flüchtlinge müssten im Freien schlafen, und wo ist Frau Dreyer?", lautet die polemische Frage Schnieders, der die Antwort gleich mitlieferte: In der Sonne Skandinaviens.
Zwar war Dreyer in der Vergangenheit häufig in der Trierer Aufnahmeeinrichtung, zuletzt noch kurz vor ihrem Urlaub vor eineinhalb Wochen. Doch dass weder die Regierungschefin noch Ressortchefin Irene Alt (Grüne) ausgerechnet jetzt, wo die Lage sich derart zuspitzt, vor Ort waren, nutzte die Opposition gnadenlos aus. Die wenig glücklichen Aussagen der Staatssekretärin dürften da noch Wasser auf die Mühlen gewesen sein. Immerhin konnte Gottstein am Nachmittag Entwarnung vermelden. "Wir werden noch heute einen Teil der Flüchtlinge von Trier nach Hermeskeil, auf den Hahn und nach Ingelheim bringen und in den dortigen Einrichtungen aufnehmen", sagte Gottstein. Wie aus der Aufnahmeeinrichtung zu hören war, sollten schon kurze Zeit später Busse vorfahren, um die Flüchtlinge zu ihren neuen Unterkünften zu fahren. Der Trie-rer Caritasdirektor Bernd Kettern erneuerte derweil seine Forderung nach weiteren Anstrengungen der Politik. Er habe schon mehrfach intern vorgeschlagen, zum Beispiel auf dem ehemaligen Flughafen Zweibrücken eine weitere Unterbringungsmöglichkeit in der Größenordnung von 1000 bis 2000 Plätzen als "atmendes Modul" zu schaffen.

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