"Das ist ein sehr herber Rückschlag"

Mittelfristig hat man sich auf dem Flughafen Hahn vom Ziel, jährlich fünf Millionen Passagiere abzufertigen, verabschiedet. Wegen der angekündigten Streckenstreichungen von Ryanair soll es laut Hahn-Geschäftsführer Wolfgang Pollety zunächst keine Entlassungen geben.

Lautzenhausen. (wie) Die Mitarbeiter des Flughafens Hahn sind gestern Mittag in einer Betriebsversammlung, an der auch der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Hendrik Hering (SPD) teilnahm, über die Folgen des Teilabzugs von Ryanair informiert worden. Vor Beginn der Sitzung sprach TV-Redakteur Bernd Wientjes mit Hahn-Geschäftsführer Wolfgang Pollety.

Was bedeutet die Ankündigung von Ryanair, 30 Prozent der Strecken vom Hahn zu streichen, für Sie?

Pollety: Die von uns befürchteten Kürzungen wegen der Luftverkehrssteuer werden nun Realität. Das ist ein sehr herber Rückschlag, den man so schnell nicht wegstecken kann.

Mit anderen Worten, man hat sich auf dem Hahn vom Ziel der fünf Millionen Passagiere verabschiedet?

Pollety: Nein. Es wird aber schwerer werden, und es wird länger dauern. Für nächstes Jahr rechnen wir mit drei Millionen Passagieren. Man kann nur hoffen, dass die Luftverkehrsabgabe noch kurzfristig zurückgenommen wird. Die Hoffnung ist aber nicht sehr groß. Man kann nur hoffen, dass es bei der angekündigten Überprüfung der Steuer nach zwölf oder 18 Monaten bleibt, dass dann erkannt wird, dass die Abgabe nicht sinnvoll ist und dass die Steuer dann zurückgenommen wird. Erst dann werden wir hier auf dem Hahn wieder einen deutlichen Aufschwung verzeichnen können.

Wie reagieren Sie auf die Flugstreichungen?

Pollety: Wir haben ein Fünf-Punkte-Programm beschlossen. Dazu gehört, den Frachtbereich weiter auszubauen, die Kosten zu senken und Einnahmen zu erhöhen. Außerdem wollen wir sowohl bei den Passagier- als auch bei den Frachtflügen neue Kunden für den Hahn gewinnen. Es werden ja jetzt Strecken frei, die durchaus für andere Gesellschaften attraktiv sein könnten.

Aber auch die anderen Passagiergesellschaften sind von der Luftverkehrsabgabe betroffen. Wie realistisch ist es, neue Kunden für den Hahn zu gewinnen?

Pollety: Kurzfristig ist es sicherlich schwer, neue Gesellschaften für den Hahn zu gewinnen. Es ist richtig, auch andere Airlines sind von der Steuer betroffen - und manche werden im nächsten Jahr sogar ums Überleben kämpfen oder Verluste machen. Trotzdem sind wir guter Hoffnung, mittelfristig die eine oder andere positive Botschaft verkünden zu können.

Wird es aufgrund des Teilrückzugs von Ryanair Entlassungen bei Ihnen geben?

Pollety: Wir schließen zum jetzigen Zeitpunkt betriebsbedingte Kündigungen aus. Wir werden im Frachtbereich mehr Personal brauchen, da lässt sich auch einiges umschichten. Was aber nicht heißt, dass es bei Dienstleistern oder anderen Firmen auf dem Hahn, auch im Terminal, keine Entlassungen geben wird.

Werden jetzt alle geplanten Investitionen auf dem Hahn gestoppt?

Pollety: Das kann man so pauschal nicht sagen. Wir werden uns genau anschauen, wo wir wann was investieren. Sicherlich macht es keinen Sinn, weiter in den Ausbau des Terminals, das derzeit für vier Millionen Passagiere ausgelegt ist, für fünf Millionen Passagiere zu investieren. Diese Investition haben wir aufgeschoben - für dann, wenn wir sie brauchen. Der Schwerpunkt der Investitionen in den nächsten Monaten und Jahren wird sicherlich im Frachtbereich liegen.

Hätte Ryanair Ihrer Ansicht nach die nun betroffenen Strecken ohne die Luftverkehrsabgabe weitergeführt?

Pollety: In der Vergangenheit sind immer wieder Strecken gestrichen worden und neue hinzugekommen. Aber eine Vielzahl der nun betroffenen Strecken wäre sicherlich ohne die Abgabe nicht weggefallen. Zur Person Wolfgang Pollety, 42, (Foto: Frankfurt Hahn Airport) ist seit September 2009 kaufmännischer Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH. Davor war er bei der Deutschen Bahn Kaufmännischer Leiter im Nahverkehr. Pollety ist verheiratet und hat zwei Kinder. (wie)

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