Das Schweigen der Kronprinzen

Die Sozialdemokraten in Rheinland-Pfalz haben schon manche Negativ-Umfrage von Meinungsforschern hinnehmen müssen - und am Ende kam es doch ganz anders. So verheerend wie beim jüngst bekanntgewordenen Trend hat es aber im Land Rheinland-Pfalz noch nie für die SPD ausgesehen.

Sollte es für die Partei bei der anstehenden Bundestagswahl tatsächlich so schlecht laufen wie prognostiziert, dürfte es auch an der seit Jahren ruhigen Basis zu rumoren beginnen.

Längst haben viele Genossen erkannt, welches Bedrohungspotenzial von dem vollkommen verkorksten Projekt am Nürburgring ausgeht. Und dass dabei auch Ministerpräsident Kurt Beck in die Schusslinie gerät. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit des Regierungschefs, der mit Abstand beliebtester Politiker im Land ist, bröckelt.

Das wirft unweigerlich die Frage auf, wie es um die vermeintlichen Kronprinzen bestellt ist.

Wirtschaftsminister Hendrik Hering, der sich in seinem schwierigen Amt Achtung erworben hat, muss plötzlich selbst an der Ring-Baustelle herumwerkeln, was ihm überhaupt nicht passt. Bildungsministerin Doris Ahnen hat die komplizierte Schulreform trotz mancher Proteste geschickt unter Dach und Fach gebracht. Bliebe noch der Dritte im Bunde, dem bislang Ambitionen auf die Beck-Nachfolge nachgesagt werden. Roger Lewentz, Staatssekretär im Innenministerium, winkt jedoch mehr oder weniger ab. Er will lieber Minister Karl-Peter Bruch nach Ende der Legislaturperiode beerben, wenn dieser aus Altersgründen ausscheidet und die SPD an der Regierung bleibt. Vielleicht stapelt der Vater von vier Kindern, der in der Partei tief verwurzelt und vernetzt ist, aber auch nur tief.

Derzeit herrscht bei allen Kandidaten in Bezug auf das Beck-Erbe noch das große Schweigen. Man darf gespannt sein, ob und wann jemand seine Stimme erhebt.

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