Defizite bei der Ernährung

MAINZ. Die Pflegequalität in rheinland-pfälzischen Heimen und bei ambulanten Diensten bessert sich nur langsam. Der Medizinische Dienst (MDK) moniert in seinem Prüfbericht teils gravierende Defizite in der Versorgung Pflegebedürftiger.

Hilfskräfte werden in der Behandlungspflege eingesetzt, Heime sind nur unzureichend auf altersverwirrte Bewohner eingestellt, oder die Nahrungsaufnahme wird nur unzureichend kontrolliert: Die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen von Pflegeheimen und ambulanten Diensten stellen den MDK nicht zufrieden. "Es gibt eine ganze Menge zu tun, gerade in den direkten pflegerischen Leistungen", stellt die Leitende Ärztin Ursula Weibler-Villalobos zum aktuellen Prüfbericht 2004 im Gespräch mit dem TV fest. Jede vierte der landesweit 786 Pflegeeinrichtungen hat der Medizinische Dienst der Krankenkasse zumindest teilweise überprüft. Zwar verweist Weibler-Villalobos darauf, dass der Bericht kein repräsentatives Bild abgibt. Aber er lässt Schlussfolgerungen zur Versorgungsqualität zu. Im ambulanten Bereich wurde in "erheblichem Umfang" (30 Prozent) nicht ausreichend qualifiziertes Personal auch für pflegerische Leistungen eingesetzt. Darunter fällt Spritzen setzen, Verbände anlegen oder Medikamente richten. Bei den Heimen lag der Anteil bei rund 20 Prozent. Eine ausreichende und an den individuellen Bedürfnissen ausgerichtete Planung der Pflege wurde nur bei einem Teil der Heime und Dienste vorgefunden. Die Qualitätssicherung stimme oftmals nicht, kritisiert die MDK-Ärztin. Ein von MDK, Pflegekassen, Einrichtungsträgern und Sozialministerium erarbeiteter Katalog von Vorgaben ist in der Umsetzung. Dennoch fehlt bei bis zu 15 Prozent der Pflegedienstleitungen die notwendige Weiterbildung. Jedes vierte kontrollierte Heim weist keine ausreichende Ausstattung für altersverwirrte Bewohner auf. Zwar äußern sich insgesamt Pflegebedürftige und Angehörige zu 98 bis 99 Prozent allgemein zufrieden mit den Leistungen. Gleichzeitig gibt es allerdings Defizite bei der Vermeidung und Versorgung von Dekubitus (Wundliegen) und bei der Ernährung. Dabei achten die Pflegekräfte sowohl bei der selbstständigen Ernährung wie bei der Sondenernährung oftmals nicht auf ausreichendes Trinken oder genügend Kalorienzufuhr. So gab es in 65 von 97 überprüften Heimen Mängel bei der Sondenernährung. In 18 Fällen hatten Ärzte zu wenig Kalorien verordnet. Bei der Verhinderung oder Versorgung von Dekubitus wird in fast jedem zweiten Fall nicht rechtzeitig oder nicht umfassend reagiert. Der MDK will künftig Heimen und Diensten ein Zertifikat für gute Prüfergebnisse anbieten und hofft so auf einen Qualitätssprung.

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