Den Spielbanken im Land geht das Geld aus: Internet-Konkurrenz macht Unternehmen zu schaffen

Mainz/Trier · Die rosigen Zeiten für die rheinland-pfälzischen Spielbanken sind vorbei. Die Einnahmen gehen zurück, Auflagen, Einschränkungen und Internet-Konkurrenz machen den Kasinos zu schaffen. Selbst Schließungen sind offenbar nicht mehr ausgeschlossen.

Wer sich nach dem Weg zur Trierer Spielbank erkundigt, wird in die Nähe eines der bekanntesten Bauwerke der Stadt verwiesen - die Porta Nigra. Das Kasino ist direkt gegenüber im Mercure-Hotel und wird auch gerne als "exquisite Spielbank in Toplage" beworben. Die Adresse ist erstklassig. Ob das auch für die Einnahmen gilt, ist eher fraglich. Denn die Zeiten für die sechs rheinland-pfälzischen Spielbanken werden härter. Die Einnahmen gehen schon seit Jahren zurück - und ein Ende des Abwärtstrends ist nicht in Sicht.

Das Trierer Kasino ist - ebenso wie Bad Ems - eine Zweigstelle der Mainzer Spielbank, eine private Personengesellschaft, an der allerdings die Stadt Mainz indirekt beteiligt ist. Daneben gibt es noch die Spielbank Bad Neuenahr-Ahrweiler mit Zweigstellen in Bad Dürkheim und am Nürburgring, dem sogenannten Ring-Casino.

Bei der Mainzer Spielbank mit ihren Filialen in Trier und Bad Ems gingen die Einnahmen zwischen 2007 und 2012 um knapp 40 Prozent auf 11,3 Millionen Euro zurück. Neuere Zahlen wurden bislang nicht veröffentlicht, der Spielbank-Geschäftsführer war am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu erreichen. Doch an den auch in den vergangenen zwei Jahren zurückgehenden Einnahmen des Landes ist ersichtlich, dass der Abwärtstrend anzuhalten scheint.

Die Spielbanken müssen 80 Prozent des Bruttospielertrags, also der Differenz zwischen den Spieleinsätzen und den ausgezahlten Gewinnen, ans Land abführen. Allerdings kann das rheinland-pfälzische Finanz8ministerium die Spielabgabe senken, wenn die Ertragslage der Spielbanken schlecht ist. Vor acht Jahren nahm das Land von den sechs Spielbanken noch 40 Millionen Euro ein, im vorletzten Jahr waren es gerade einmal 14,7 Millionen Euro. Eine Entwicklung, die sich nach Angaben des Mainzer Innenministeriums auch im ersten Halbjahr 2014 fortgesetzt hat.
Die Gründe für den Abwärtstrend sind vielschichtig. Die Spieler hätten ihr Freizeitverhalten geändert und griffen vermehrt auch auf teilweise illegale Glücksspielangebote im Internet zurück, sagt Ministeriumssprecher Marco Pecht. Oder die Leute gingen in Spielhallen.
Auch in dem unserer Zeitung vorliegenden Jahresabschluss 2012 der Mainzer Spielbankgesellschaft wird bemängelt, dass die "massive Marktexpansion des gewerblichen Automatenspiels" die staatlich konzessionierten Kasinos unter starken Druck setze. Die Trierer Spielbank wirbt unter anderem mit ihren 82 Glücksspielautomaten.

Aber auch die strengen Auflagen des Glücksspielstaatsvertrags - Rauchverbote, Ausweiskontrollen und Werbebeschränkungen - machen den Kasinos zu schaffen. Hinzu komme, dass in Spielbanken auch keine Geldautomaten mehr aufgestellt werden dürfen, heißt es im Jahresbericht des Mainzer Unternehmens, das Ende 2012 in seinen drei Kasinos insgesamt 160 Mitarbeiter beschäftigte.

Noch in diesem Monat wird sich auch das Mainzer Kabinett mit dem Thema befassen. Es geht um die Novellierung des Spielbankgesetzes. Ziel sei es, die Kasinos wirtschaftlich leistungs- und konkurrenzfähiger zu machen, heißt es. Die Konzession für die Mainzer und damit auch Trierer Spielbank läuft noch in diesem Jahr ab und soll dann europaweit neu ausgeschrieben werden. Geklärt werden soll nach einem Bericht des Landesrechnungshofs auch, woran es liegt, dass die Zweigstellen so schlecht laufen, und als Konsequenz tragfähige Konzepte einzufordern.

Wie diese aussehen sollen, ist allerdings fraglich, zumal es im Jahresbericht der Mainzer Spielbank heißt, trotz aller Maßnahmen der Vergangenheit müsse in Trier und Bad Ems in den nächsten Jahren mit weiteren Verlusten gerechnet werden.

Offiziell heißt es, dass über die mögliche Schließung einer Spielstätte noch nicht entschieden sei. Das klingt nicht gerade nach einer Bestandsgarantie.

Würde die Trie8rer Spielbank eines Tages schließen, dürfte das neben den Mitarbeitern und Kunden vor allem die Kommune bedauern. Für dieses und auch das nächste Jahr hat die Stadt jeweils 210.000 Euro Einnahmen aus der Spielbankabgabe eingeplant.
Extra


Keine Krawattenpflicht: Die rheinland-pfälzischen Spielbanken bestehen schon seit 15 Jahren nicht mehr auf "Schlips und Kragen" bei ihren Gästen. Die in den meisten Kasinos geltende Kleiderordnung wurde gelockert: Krawatte und Jackett sind seit dem Jahr 2000 nicht mehr zwingend vorgeschrieben. Mit diesem Schritt kämen die Spielbanken dem Wunsch vieler Gäste entgegen, hieß es seinerzeit zur Begründung.
Natürlich achte man beim klassischen Spiel aber auch weiterhin auf ein gepflegtes Äußeres und angemessene Bekleidung. sey

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