Tarifabschluss „Der Teufel steckt im Detail“

Trier · Der Bezirkschef der IG Metall in der Region Trier, Christian Z. Schmitz, sieht nach dem Tarifabschluss noch viel Aufklärungsbedarf für die Beschäftigten.

 Der Slogan vom „Miteinander“, der hier während der Tarifauseinandersetzung auf Mützen und Schals der IG Metall prangt, passt: Seit voriger Woche gibt es eine Einigung, die auch für die Branche in der Region Trier gilt.

Der Slogan vom „Miteinander“, der hier während der Tarifauseinandersetzung auf Mützen und Schals der IG Metall prangt, passt: Seit voriger Woche gibt es eine Einigung, die auch für die Branche in der Region Trier gilt.

Foto: dpa/Bernd Settnik

Der in der vergangenen Woche ausgehandelte Tarifvertrag für die Beschäftigten der Metall- und Elektrobranche hat es in sich. Er sei komplexer, als man auf den ersten Blick vermute, sagt Christian Z. Schmitz. Er ist der Bezirkschef der Gewerkschaft IG Metall.

Wichtig sei zunächst, dass die Beschäftigten ab dem Monat April 4,3 Prozent mehr Geld bekommen, hebt Schmitz hervor. Außerdem gibt es ab dem kommenden Jahr jährliche Zusatzzahlungen und zusätzlich 400 Euro (siehe Hintergrund).

Seit vorigen Freitag ist klar, dass die Tarifeinigung auch für die rund 10 000 Mitarbeiter der Branche in der Region Trier gilt. Im Tarifbezirk Mitte der Metall- und Elektroindustrie, zu der Rheinland-Pfalz, das Saarland und Hessen gehören, haben Gewerkschaft und Arbeitgeber den Pilotabschluss aus Baden-Württemberg übernommen.

Insgesamt sei der Tarifabschluss „sehr positiv“, sagt Schmitz. Die Beschäftigten in der Region zeigten eine „deutliche Zustimmung“.

Doch: „Der Teufel steckt im Detail.“ Der Gewerkschaftsfunktionär meint damit vor allem die Möglichkeit der Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die Beschäftigen können für bis zu zwei Jahre ihre Wochenarbeitszeit auf bis zu 28 Stunden senken.

Dabei sind die genannten 28 Stunden nur ein Richtwert. Es besteht laut Schmitz  auch die Möglichkeit, die Arbeitszeit um weniger Stunden zu reduzieren, also etwa auf 30 Stunden pro Woche. Es müsse nun festgelegt werden, wer tatsächlich Anspruch darauf hat und wie das in der Praxis der einzelnen Betriebe umgesetzt wird.

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Foto: roland morgen (rm.)

Christian Z. Schmitz (Foto) macht klar: Nur bis zu zehn Prozent der Mitarbeiter auf einmal dürfen die Arbeitszeit reduzieren. Falls bei mehr Beschäftigten der Wunsch bestehe, müsse über Wartelisten nachgedacht werden. Schmitz: „Jeder kann sich seine Arbeitszeit wählen. Die Beschäftigten haben deutlich mehr Freiheit hinzugewonnen.“

Im Gegenzug haben die Arbeitgeber die Möglichkeit, für jede „verkürzte Vollzeitstelle“ andere Beschäftigte länger arbeiten zu lassen und zwar bis zu 40 Stunden pro Woche. Allerdings nur dann, wenn die Unternehmen nachweisen können, dass sie zu wenige Fachkräfte haben. Das, so Schmitz, müsse den Arbeitnehmern noch vermittelt werden. Dazu sollen die Betriebsräte im Sommer ausführlich geschult werden. Außerdem verteilt die Gewerkschaft in den Betrieben Flugblätter, auf denen die Ergebnisse des Tarifbeschlusses zusammengefasst sind. „Da kommt noch viel Arbeit auf die Betriebsräte zu“, sagt der Gewerkschafter.

Schmitz geht nicht davon aus, dass nun alle Beschäftigten auf ihr Recht pochen werden, ihre Arbeitszeit tatsächlich zu reduzieren. Man dürfe nicht außer Acht lassen, dass damit Gehaltseinbußen einhergingen. „Davon werden nur diejenigen Gebrauch machen, die einen Grund dafür haben. Die Beschäftigten werden den Geschäftsleitungen sicherlich nicht die Bude einrennen.“ Als Gründe für eine kürzere Arbeitszeit nennt Schmitz etwa die Pflege von Angehörigen, gesundheitliche Gründe oder aber auch das Bedürfnis, im Alter kürzer treten zu können. Die Erfahrung in Unternehmen, die diese Möglichkeit der Arbeitszeitverkürzung bereits anbieten, zeige, dass vor allem in den Verwaltungen davon Gebrauch gemacht werde – und weniger in der Produktion. Und von den dort Beschäftigten seien es nur wenige, die ihre Arbeitszeit reduzierten, sagt Schmitz.

Die Gewerkschaft spricht von einem Paradigmenwechsel in der Arbeitszeitpolitik und von einer neuen Arbeitszeitflexibilität, die nun auch von den Beschäftigten definiert werden müsse.

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