Der Hausarzt wird zum Auslaufmodell

Trier · In vielen Gemeinden in der Region müssen die Bewohner sich daran gewöhnen, künftig keinen Arzt mehr vor Ort zu haben. Wenn die Mediziner in Ruhestand gehen, wird es an Nachfolgern fehlen. Die Praxen werden geschlossen.

Wer in der Eifel zu einem Arzt muss, der sollte sehr gut zu Fuß sein oder ein Auto haben. Denn die Wege bis zur nächsten Praxis können - je nachdem, wo man wohnt - weit sein. Bereits jetzt muss fast die Hälfte der Patienten zwischen zweieinhalb und siebeneinhalb Kilometer bis zum nächsten Hausarzt fahren - oft sogar noch weiter. Denn nicht immer ist der nächstgelegene Mediziner der Arzt des Vertrauens. Oder eine andere Praxis liegt für den Patienten günstig auf dem Weg zur Arbeit.

Laut Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz suchen im Eifelkreis Bitburg-Prüm nur 17 Prozent der Patienten einen Hausarzt auf, der weniger als einen Kilometer entfernt ist - und das, obwohl es für doppelt so viele möglich wäre. In der Vulkaneifel fahren 32 Prozent der Patienten mehr als zehn Kilometer zum Hausarzt, obwohl das laut KV nur für sieben Prozent notwendig wäre. Noch.

Denn künftig könnte es durchaus sein, dass die Patienten kaum eine Wahl haben, sprich: sich den Hausarzt nicht mehr aussuchen können. Sollte der vorhergesagte Bedarf für Hausarztnachfolger bis 2020 nicht gedeckt sein, würden sich "die Anzahl der Gemeinden und der Anteil der Bevölkerung mit Fahrdistanzen von mehr als fünf Kilometer Minimaldistanz deutlich erhöhen", heißt es etwa im sogenannten Versorgungsatlas der KV für die Vulkaneifel. Der Weg zum Arzt wird weiter, weil immer mehr Praxen schließen müssen. Die niedergelassenen Ärzte finden keine Nachfolger mehr. Laut KV werden landesweit in den nächsten sieben Jahren rund 3400 Ärzte und Psychotherapeuten aus Altersgründen ihre Praxen abgeben. Das sei die Hälfte der derzeit tätigen Hausärzte. In Trier-Saarburg liegt der Anteil sogar bei 53 Prozent.

Allein in Saarburg müssen laut Prognosen der KV bis 2020 für 86 Prozent der Hausärzte Nachfolger gefunden werden, in Hermeskeil für 70. Auch in Kelberg und Gerolstein im Vulkaneifelkreis wird bis 2020 die Mehrheit der Hausärzte altersbedingt die Praxis aufgeben. Weil in der Eifel, im Hunsrück und an der Mosel bereits heute relativ wenige Ärzte praktizierten, werde es dort in einigen Jahren keine wohnortnahe Versorgung mehr geben können, sagt Thomas Christ, Versorgungsforscher bei der KV in Mainz. "Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach medizinischer Versorgung. Denn ältere Menschen besuchen öfter einen Arzt und müssen auch zeitlich intensiver medizinisch betreut werden."

Um dem drohenden Ärztemangel zu begegnen, fordert der Chef der Krankenkasse AOK Rheinland-Pfalz, Walter Bocke-mühl, die Krankenhäuser gerade auf dem Land stärker in die ambulante Versorgung mit einzubinden. "Die Frage ist doch, wie viele Ärzte bekommen wir überhaupt noch dazu, sich in ländlichen, relativ einsamen Gebieten niederzulassen, um dort rund um die Uhr für die Bevölkerung da zu sein?" Dort wo es keine niedergelassenen Ärzte mehr gibt, sollen die Krankenhäuser die Versorgung der Patienten übernehmen, fordert der Ende des Jahres aus dem Amt scheidende Kassenchef. Die Politik müsse die Voraussetzungen schaffen, dass die Kliniken verstärkt die ambulante Versorgung übernehmen können.Extra

In diesen Gemeinden könnte es laut der Kassenärztlichen Vereinigung schon bald keine Hausärzte mehr geben: Eifelkreis Bitburg-Prüm:Daleiden, Irrel und Neuerburg. Auch in Bitburg, Dudeldorf, Mettendorf, Orenhofen und Speicher gebe es derzeit keine Nachfolger für die dortigen Hausarztpraxen. Kreis Trier-Saarburg: Freudenburg, Gusterath, Irsch, Kenn, Mehring, Newel, Nittel, Osburg, Reinsfeld und Schöndorf Vulkaneifelkreis: Hallschlag, Lissendorf, Üxheim, Pelm und Gillenfeld. In Trier suchen bis 2020 gut 36 Prozent der Hausarztpraxen einen Nachfolger. Für den Kreis Bernkastel-Wittlich hat die KV keine detaillierten Daten vorgelegt. wie

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