Der Klimawandel zwingt die Bauern und Winzer in der Region zum Handeln

Trier · Starkregen, Spätfrost und neue Schädlinge: Dass es immer wärmer wird, bringt viele Probleme mit sich. Landwirte reagieren mit neuen Anbaumethoden und Pflanzensorten.

Der Klimawandel hat Rheinland-Pfalz längst verändert - und kaum jemand ist davon so stark betroffen wie Bauern und Winzer. Sie sind gezwungen, sich anzupassen. Mit neuen Arbeitsmethoden, Pflanzensorten oder Mitteln.

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Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 ist die mittlere Jahrestemperatur um 1,5 Grad Celsius gestiegen. "Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hagel oder Sturm haben zugenommen", sagt Ulrich Matthes, Leiter des rheinland-pfälzischen Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen. Neue Schädlinge und Unkräuter machen sich im Land breit. Und die Vegetationsperiode ist im Schnitt zwei Wochen länger als früher. Das sei für die Landwirtschaft zunächst einmal positiv, da die Pflanzen länger wachsen. Allerdings birgt es - und das hat sich dieses Jahr sehr deutlich gezeigt - auch Risiken. Denn wenn die Pflanzen früher austreiben, können Spätfröste große Schäden anrichten.

Viele Winzer haben dieses Frühjahr so einen Teil ihrer Ernte verloren. Und auch die Obstbauern beklagen im Schnitt Ernteeinbußen von rund 50 Prozent, manche Obstsorten wie Stachelbeeren oder die Apfelsorte Jonagold sind beinahe ein Totalausfall. Die Obstbauern versuchen, gegen die Wetterkapriolen zu halten - mit speziellen Hagelnetzen, die gleichzeitig als Schutz vor Sonnenbrand dienen, Obsttunneln zum Schutz vor Frost, weniger empfindlichen Obstsorten aus Südeuropa und einem breiten Sortiment. "Allerdings wird die Produktion unter freiem Himmel durch die Extremwetterlagen immer riskanter", sagt Franz-Josef Scheuer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), Kompetenzzentrum Gartenbau, in Trier. Lieferverträge mit dem Lebensmitteleinzelhandel seien nur mit einem höheren Aufwand und mehr Kosten einzuhalten.

Spätfröste sind für Winzer nicht die einzige Herausforderung: Sollten nun noch Starkregen fallen, könnte dies dazu führen, dass kostbarer Boden abgespült wird und dass die Trauben aufplatzen. Pilze und Essigfliegen haben so ein leichtes Spiel. Nicht minder riskant sind sehr sonnige Tage: Weinbauexperte Matthias Porten vom DLR Mosel stellt fest, dass es immer öfter zu Sonnenbrand kommt. "Die Beeren werden quasi gekocht", sagt er. Dies führe zu Ernte- und Qualitätsverlusten.

Die Winzer reagieren, und die Weinbaulandschaft verändert sich. Rebsorten wie Spätburgunder, Cabernet oder Merlot können immer besser gedeihen. Manche flache oder nicht ganz so sonnige Fläche wird wieder attraktiv. Und um schneller auf Probleme reagieren zu können, kommen beim Entlauben, Spritzen oder Ernten immer öfter Maschinen zum Einsatz.

Auch die Bauern spüren den Klimawandel. Zwar ist es inzwischen möglich, auf mancher Fläche zwei Ernten im Jahr einzufahren, doch sorgen die Wetterkapriolen sowie neue Unkräuter und Schädlinge für Verluste. "Wir hatten schon immer mit der Witterung zu kämpfen, aber in den letzten Jahren ist es extrem geworden", sagt der Bernkastel-Wittlicher Bauernchef Manfred Zelder beim Gedanken an die Dürre des Frühjahrs 2017 und die von Unwettern verhagelte Erntezeit. So fällt die Bilanz für Getreide stellenweise - wie im Saargau oder in der Wittlicher Senke - laut DLR Eifel düster aus: sehr schlechte Erträge und schlechte Qualitäten. Auch das Grünland brachte 2017 deutlich weniger Ertrag als üblich.

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